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Seltene Erkrankung Sjögren-Syndrom

Trockene Augen, trockener Mund

Übliche Tests zur Diagnose

Test Nutzen Durchführung
Saxon-Test Messung der Speichelproduktion Der Patient kaut über 2 Minuten einen Gaze-Schwamm. Der Schwamm wird vorher und nachher gewogen, um die Speichelmenge zu bestimmen, die sich im Schwamm gesammelt hat.
Schirmer-Test Messung der Tränenproduktion Der Augenarzt hängt Filterpapierstreifen in die äußeren Augenwinkel des Patienten. Nach 5 Minuten misst er, wie weit die Tränen in das Papier eingezogen sind.
Lippen-Biopsie Suche nach Entzündungsanzeichen Entnahme eines kleinen Gewebestückes aus der Unterlippe und mikroskopische Untersuchung
Bluttest ergänzt die Diagnostik Der Bluttest auf Autoantikörper alleine beweist allerdings nicht das Vorliegen eines Sjögren-Syndroms.

Paradoxerweise tränen den Patienten manchmal die Augen, weil die Drüsen reflexartig vermehrt Tränenflüssigkeit absondern. Doch da diese Tränen nur den Wasseranteil des Tränenfilms erhöhen, bringen sie keine wirkliche Besserung.

Mit der Zeit schwellen die Lider an oder die Lidränder entzünden sich. Langfristig entwickeln sich chronische Bindehaut- und Hornhautentzündungen. Ohne Behandlung können die Patienten zunehmend schlechter sehen und sogar erblinden.

Künstliche Tränen

Augenärzte verordnen den Betroffenen meist Augentropfen, die auch als künstliche Tränen bezeichnet werden. Nach ihren Inhaltsstoffen lassen sich vier Gruppen unterscheiden: synthetische Polymere, Cellulosederivate, Dexpanthenol und Hyaluronsäure. Synthetische Polymere wie Polyvinylpyrrolidon, Polyacrylat oder Carbomer (wie in Protagent®, Vidisept®) und Cellulosederivate wie Hypromellose (zum Beispiel in Artelac®, Sicca-Stulln®) lindern eher leichte Symptome. Bei stärkeren Beschwerden eignen sich besser Dexpanthenol- oder Hyaluronsäurepräparate (wie in Dispatenol®, Hylo-Comod®, Artelac® Advanced).

Tipps für die Beratung: Die Augentropfen sollen die Patienten alle drei Stunden neu anwenden. In der Regel müssen sie selbst ausprobieren, welches Präparat ihnen am besten hilft. Daher kann es sinnvoll sein, nach einigen Wochen oder Monaten das Präparat zu wechseln.

Sind die Speicheldrüsen mitbetroffen, verordnen Ärzte auch Pilocarpin-Filmtabletten (Salagen®). Dieser Arzneistoff stimuliert über bestimmte Rezeptoren die Speichel- und Tränendrüsen und steigert ihre Sekretproduktion. Als Parasympathomimetikum verursacht der Wirkstoff jedoch auch eine Reihe unerwünschter Wirkungen wie Herzklopfen, Kopfschmerzen, Schwindel, Schnupfen, Bauchschmerzen oder Übelkeit und ist daher nicht für jeden Patienten geeignet.

Bei starken Beschwerden kann der Augenarzt zudem das Tränenpünktchen mit einem Silikonpfropfen verschließen. Dieser Kanal liegt in der Nähe der Nase und sorgt normalerweise für den Abfluss der Tränen. Der Pfropf verzögert dann das Ablaufen der Tränenflüssigkeit.

Broschüre für Patienten

Zur Unterstützung der Sjögren-Betroffenen hat die Deutsche Rheuma-Liga den Ratgeber »Wenn die Drüsen streiken – das Sjögren-Syndrom« herausgebracht. Die 44-seitige Broschüre informiert laienverständlich über das Krankheitsbild und gibt zahlreiche Tipps. Außerdem können Interessierte unter www.rheuma- liga.de ein zweiseitiges Merkblatt zur Erstinformation herunterladen.

Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V., Maximilianstr. 14, 53111 Bonn (bitte 1,45 € Rücksendeporto beilegen), Fax: 0228-7660620, E-Mail: bv(at)rheuma-liga.de oder per Info- Telefon 01804 600 000 (20 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, bei Mobiltelefon maximal 42 Cent).

Bilden sich ständig Lidverkrustungen, sollten die Patienten die Lider regelmäßig und vorsichtig reinigen, damit sich diese nicht dauerhaft entzünden. Dazu benetzen sie Wattepads mit abgekochtem Wasser und legen diese Augenkompressen lauwarm für 5 bis 10 Minuten auf die Augen. Anschließend lassen sich die Verkrustungen leicht entfernen.

Gesunde Menschen bilden 1 bis 2 Liter Speichel pro Tag. Dieser entsteht in den Speicheldrüsen, die im Ohr, im Unterkiefer und unter der Zunge liegen, sowie in kleinen Speicheldrüsen in der Mundschleimhaut. Der Speichel hat vielfältige Funktionen: Er befeuchtet die Mundhöhle, puffert Säuren, schützt die Zähne vor Karies, erleichtert Kauen, Schlucken und Sprechen, und die enthaltenen Enzyme spalten Nahrungsbestandteile auf.

Kaum Speichel

Sjögren-Patienten produzieren kaum noch Speichel, sodass der Mund-Rachen-Raum stark austrocknet. Sobald die Betroffenen essen, fühlt sich ihr Mund völlig ausgedörrt an und sie können kaum noch schlucken. Einigen Patienten fällt sogar das Reden schwer.

Solange die Speicheldrüsen noch eine Restfunktion haben, lassen sie sich mithilfe verschiedener Maßnahmen zur Speichelbildung anregen. Zum Beispiel können die Patienten Kaugummis kauen, am besten zuckerfreie Sorten. Außerdem sollen sie viel Wasser trinken und die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung erhöhen. Zusätzlich helfen salzhaltige Lutschtabletten (wie Nisita®) aus der Apotheke. Sie aktivieren den Speichelfluss, beugen Mundgeruch vor, neutralisieren überschüssige Säuren und unterstützen die Regeneration der Mundschleimhaut. Viele Patienten freuen sich auch über die Empfehlung eines Sprays als synthetischen Speichelersatz (wie Glandosane®). Bei trockener Nasenschleimhaut können Betroffene die Augenbehandlung gut mit einem befeuchtenden Nasengel kombinieren (beispielsweise Bepanthen® oder Salina Nasen-Gel).

Nur eine ausreichend feuchte Vaginalschleimhaut hält Erreger in Schach und ermöglicht einen schmerzfreien Geschlechtsverkehr. Daher benötigen die meisten Patientinnen ein Vaginalgel (Replens® sanol), eine Vaginalcreme (Vagisan® FeuchtCreme) oder Vaginalovula (wie Vulniphan®). Nach der regelmäßigen Anwendung der Präparate lassen Juckreiz, Brennen und Missempfindungen beim Intimverkehr nach.

Ewig erschöpft

Ein Symptom, das viele chronische Erkrankungen begleitet, ist die Fatigue (franz. Müdigkeit). Warum sich auch Sjögren-Patienten oft dauerhaft erschöpft fühlen, ist nicht geklärt. Möglicherweise sollten Menschen mit chronischen Krankheiten längere Ruhephasen einlegen, damit sich ihr Organismus regenerieren kann. Bei Patienten mit sekundärem Sjögren-Syndrom verhindern die rheumatischen Schmerzen häufig erholsamen Schlaf. Eine andere These ist, dass die Autoimmunkrankheit auch Nerven in Mitleidenschaft zieht. Das würde erklären, warum die Fatigue bestehen bleibt, obwohl Medikamente die Entzündungsprozesse stoppen.

Begleitende Therapie

Patienten mit sekundärem Sjögren-Syndrom erhalten von ihren Ärzten fast immer eine Basistherapie, beispielsweise mit dem Antimalariamittel Chloroquin (wie Resochin®) oder dem Zytostatikum Methotrexat (wie MTX oder Lantarel®). Beide Arzneistoffe zählen auch zu den Antirheumatika, die Autoimmunreaktionen und somit den Verlauf entzündlich-rheumatischer Erkrankungen bremsen. Sie kommen ebenfalls bei chronischer Polyarthritis und systemischem Lupus erythematodes zum Einsatz. /

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