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Prostata

In jedem Alter ein Thema

Datum 20.04.2012  13:52 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler / Starke Schmerzen beim Wasser­lassen, häufiger Harndrang und Fieber: So heftig kann eine akute Entzündung der Prostata verlaufen. Im Unterschied dazu entwickelt sich ein gutartiges Prostatasyndrom eher schleichend zur Qual für den Mann. Wie werden gutartige Erkrankungen der Prostata behandelt, bei welchen Beschwerden muss der Mann umgehend den Arzt aufsuchen?

Die Prostata entwickelt sich im Laufe des Lebens zum »wunden Punkt« des Mannes. Während junge Männer das kleine Organ selten spüren, macht es sich in höherem Alter häufiger bemerkbar. Eine Entzündung (Prostatitis) betrifft vor allem Männer unter 50 Jahren, während bei Älteren Beschwerden durch eine gutartige Prostatavergrößerung (Benignes Prostatasyndrom; BPS) dominieren. Diese Art des Wachstums ist kein Krebs. Bösartige Prostatatumoren sind ebenfalls relativ häufig. Weil sie den Männern keine Probleme bereiten, werden sie nur zufällig bei einer Untersuchung entdeckt oder erst bei einer Autopsie nach dem Tod.

Mit den Hoden, Nebenhoden, Samenleitern und -blasen sowie dem Penis gehört die Prostata zu den männlichen Geschlechtsorganen. Sie liegt im Becken unter der Harnblase, zwischen Enddarm (Rektum) und Penisansatz. Unterhalb der Prostata liegt der willkürliche Schließmuskel der Harnblase. Von der Körperrückseite aus gesehen steht sie also »vor« der Blase und wird daher auch »Vorsteherdrüse« genannt.

Vom Enddarm aus kann der Arzt die Drüse mit dem Finger ertasten und dabei ihre Größe und Festigkeit kontrollieren. Die digital-rektale Untersuchung ist ein wesentlicher Teil der Früherkennung eines Prostatakarzinoms.

Die von einer Bindegewebskapsel umgebene Prostata besteht aus Drüsen- und Bindegewebe sowie glatten Muskelfasern. Sie ist sehr gut durchblutet und von vielen Nervenfasern umgeben. Bei der Geburt wiegt sie nur 1 bis 2 g, ist klein und unscheinbar und entwickelt sich erst während der Pubertät unter dem Einfluss von Testosteron. Beim jungen Mann ist sie etwa walnussgroß und wiegt 20 ± 6 g. Die Harnröhre, die den Urin von der Harnblase nach außen leitet, verläuft mitten durch die Prostata (prostatische Harnröhre). In die Prostata münden die beiden Samenleiter, die die in den Hoden gebildeten Spermien transportieren, und die Ausführungsgänge der beiden Samenblasen (Bläschendrüsen).

Die Prostata produziert ein Sekret, das für die Beweglichkeit der Spermien sorgt. Ohne dieses viskös-trübe Sekret und das Sekret der beiden Samenblasen ist ein Mann nicht zeugungsfähig. Beim Samenerguss (Ejakulation) zieht sich das Muskelgewebe der Prostata zusammen und sorgt dafür, dass das gesamte Sekret ausgestoßen wird.

Tabelle 1: Klassifikation der Prostatitis nach dem ­National Institute of Health

Kategorie Bezeichnung Erläuterung
I Akute bakterielle Prostatitis Akute bakterielle Infektion, oft mit E. coli
II Chronische bakterielle Prostatitis Chronisch verlaufende bakterielle Infektion
III Chronisch abakterielle Prostatitis, chronisches Schmerzsyndrom des Beckens Entzündliche Form (Kat. III a) mit erhöhter Leukozytenzahl im Blut oder nicht-entzündliche Form (Kat. III b) ohne Leukozytenanstieg
IV Asymptomatische entzündliche Prostatitis Nachweis von Entzündungszellen und erhöhte Leukozytenzahl, aber keine Symptome

Ein weiterer Bestandteil des Sekrets ist ein Enzym namens PSA (Prostata-spezifisches Antigen), das zu einem geringen Anteil auch ins Blut gelangt. Der PSA-Blutspiegel spielt eine wichtige Rolle bei der Diagnostik von Prostata-Erkrankungen, vor allem bei der Früherkennung von Krebs. PSA ist aber kein Tumormarker, sondern ein Gewebemarker, der auch bei akuten Entzündungen oder mechanischer Reizung der Prostata ansteigen kann.

Syndrom mit vier Klassen

Entzündet sich das Gewebe der Vorsteherdrüse, sprechen Fachleute von einer Prostatitis oder vom Prostatitis-Syndrom. Dies ist die häufigste urologische Erkrankung bei Männern unter 50 Jahren. Etwa 5 Prozent aller Männer zwischen 20 und 50 erkranken daran.

Tipps für Männer mit BPS

  • langes Sitzen vermeiden, regel­mäßig bewegen
  • auf kalte und/oder alkoholische Getränke verzichten; diese können zum Harnverhalt führen
  • Koffeinzufuhr einschränken
  • abends nicht zu viel trinken
  • vor Unterkühlung und Nässe schützen; Wärme erleichtert das Wasserlassen
  • Blasentraining: regelmäßig die ­Blase entleeren, unbedingt auch vor dem Zubettgehen
  • auf regelmäßigen Stuhlgang achten

Doch nur bei wenigen weist der Arzt Bakterien als Ursache nach. Bei 90 bis 95 Prozent der Betroffenen handelt es sich um ein »chronisches Schmerzsyndrom des Beckens«. Da manchen Männern eine Prostatitis keinerlei Beschwerden bereitet, wird sie nur zufällig entdeckt und dann nicht behandelt. Das amerikanische National Institute of Health teilt die Erkrankung in vier Kategorien ein (Tabelle 1).

Schmerzhafte Entzündung

Männer, die einmal eine akute Prosta­titis hatten, werden die Qualen kaum vergessen: starke Schmerzen um Damm und After, beim Stuhlgang und beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und abgeschwächter Harnstrahl bis hin zum Harnverhalt. Jeder Druck auf die Prostata ist dann extrem schmerzhaft. Fieber und Schüttelfrost begleiten die schwere Infektion. Im Urin sind Bakterien nachweisbar, meist Escherichia coli. Der PSA-Wert im Blut kann erhöht sein.

Berichtet ein Mann in der Apotheke über Beschwerden, die auf einen Harnwegsinfekt hindeuten, sollten PTA oder Apotheker dringend zum Arztbesuch raten. Eine bakterielle Entzündung kann sich auf die Nebenhoden oder Samenblasen ausweiten, Abszesse in der Prostata und schlimmstenfalls eine Blutvergiftung (Urosepsis) auslösen. Außerdem droht eine chronische Prostatitis. Abwarten und Blasentees sind daher fehl am Platz.

Tabelle 2: Beschwerden im unteren Harntrakt, ­sogenannte Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS)

Symptomtyp Beispiele
irritative Symptome (Speicherbeschwerden, »hyperaktive Blase«) vermehrter imperativer (nicht zu unterdrückender) ­Harndrang, häufiges Wasserlassen tagsüber (Pollakis­urie) und nachts (Nykturie), Dranginkontinenz
obstruktive Symptome (Entleerungs- oder Miktionssymptome) verzögerter Miktionsbeginn, abgeschwächter oder unterbrochener Harnstrahl, verlängerte Miktion, Entleerung nur kleiner Volumina
Beschwerden nach dem Wasserlassen (Post­miktionssymptome) Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung, Nachträufeln

Patienten mit einer akuten Prostatitis brauchen dringend Bettruhe. Neben Analgetika und nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAR) zur Linderung von Schmerzen und Entzündung müssen sie immer auch Antibiotika einnehmen. Dabei sind Fluorchinolone (Gyrasehemmer) wie Ciprofloxacin, Ofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin die Mittel der ersten Wahl, da sie relativ gut ins Prostatagewebe eindringen. Mitunter kommen auch Cephalosporine der ­ 3. Generation wie Ceftibuten, Cefpod­oxim oder Cefixim oder die Kombination aus Aminopenicillinen mit Betalac­tamase-Hemmstoffen, zum Beispiel Amoxicillin plus Clavulansäure, oder Sultamicillin zum Einsatz.

Wichtig ist, dass der Patient das Antibiotikum zwei bis vier Wochen lang einnimmt, damit die Entzündung nicht wieder aufflammt. PTA oder Apotheker sollten den Mann ermutigen, die lange Therapie konsequent durchzuhalten. Nach einigen Wochen sinkt der PSA-Wert wieder in den Normbereich. Wenn nicht, wird der Arzt eine genauere Diagnostik einleiten, um keinen Prostatakrebs zu übersehen.

Patienten mit schweren akuten Infektionen müssen mitunter im Krankenhaus behandelt werden, wo sie die Antibio­tika hoch dosiert als Infusion erhalten. Außerdem können die Ärzte dort rasch eingreifen, wenn sich ein Abszess bildet, der operiert werden muss. Bei einem Harnverhalt legen sie einen Katheter, um den Urin abzuleiten.

Wird die Entzündung der Prostata chronisch, leiden die Betroffenen ständig an Schmerzen und Missempfindungen im Unterleib und Störungen beim Wasserlassen. Bei vielen lässt das se­xuelle Interesse nach, Erektion und Ejakulation sind beeinträchtigt. Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Depression oder Ängste machen manchen Patienten zusätzlich zu schaffen.

Homöopathische Hilfen

Sabal D2 eignet sich bei Harnabflussstörungen, wenn der Mann an ständigem Harndrang, vor allem nachts, leidet. Es kommt zum Bettnässen; schon bei kleinen Anstrengungen geht Harn ab.

Populus D3 hilft bei Blasenbeschwerden nach Operationen und bei Prostataproblemen. Typisch sind brennende Schmerzen hinter dem Schambein bei und nach dem Wasser­lassen.

Digitalis D6 kann bei ständigem, aber vergeblichem Harndrang, der vor allem nachts auftritt, gegeben werden. Urin geht nur tropfenweise ab; auch nach dem Wasserlassen fühlt sich die Blase voll an. Der Mann leidet an scharfen schneidenden Schmerzen am Blasenhals.

Staphisagria D6 ist ein bewährtes Mittel, wenn die Blasenentleerung nach einer (Prostata-)Operation gestört ist. Es lässt Schnittverletzungen besser heilen und lindert Schmerzen und Entzündung infolge eines Blasenkatheters. Der Blasenschließmuskel soll stabilisiert werden.

Dies sind sicher heikle Themen für das Beratungsgespräch. PTA oder Apotheker können den Mann aber ermutigen, die vielfältigen Beschwerden mit seinem Arzt zu besprechen. Nach der Diagnosestellung kann dieser eine adäquate Therapie einleiten.

Eine chronisch bakterielle Prostatitis kann infolge einer nicht ausgeheilten Infektion von Prostata oder Harnwegen entstehen. Dann sammelt sich infiziertes Prostatasekret in den Drüsengängen, und es bilden sich Bakterien-Biofilme, denen die Antibiotika kaum etwas anhaben können. Hauptkeim ist wiederum Escherichia coli.

Nach dem Erregernachweis im Antibiogramm sind Fluorchinolone die Mittel der Wahl. Die Therapie dauert vier bis sechs Wochen. Sind die Erreger gegen Fluorchinolone resistent, müssen die Patienten drei Monate lang Cotrimoxazol einnehmen. Beim Nachweis von Chlamydien verordnen Ärzte Azithromycin oder Doxycyclin.

Manche Männer werden ihr Leiden auch damit nicht dauerhaft los. Bei Rezidiven behandeln die Ärzte jede Episode neu mit Antibiotika oder verordnen eine antibiotische Dauerprophylaxe, zum Beispiel mit Nitrofurantoin, über mindestens sechs Monate.

Allerdings sind bei neun von zehn Männern mit chronischer Prostatitis im Urin keine Bakterien nachweisbar, obwohl ihr gesamter Unterleib schmerzt. Fachleute sprechen dann vom »chronischen Beckenschmerzsyndrom«. Ob möglicherweise doch Bakterien die Auslöser sind, soll ein 14-tägiger Therapieversuch mit Antibiotika klären. Bessern sich die Beschwerden, nimmt der Mann die Antibiotika für weitere vier bis sechs Wochen ein. Ansonsten wird das Medikament abgesetzt.

Sind weder Bakterien noch Entzündungsmarker zu finden, wird diese nicht-entzündliche Form möglicherweise durch Muskelverspannungen im Becken oder durch ein Schmerzsyndrom in der Nähe der Wirbelsäule ausgelöst. Stress fördert die Schmerzen; bei einigen Patienten lindern Entspannungsverfahren wie Yoga oder auto­genes Training die Beschwerden.

Viele Therapieansätze

Für das chronische Beckenschmerzsyndrom gibt es einige Therapieansätze, aber keine allgemeingültige Empfehlung. Am besten untersucht ist der Einsatz von Alpha-Blockern wie Terazosin, Alfuzosin und Tamsulosin. Diese Wirkstoffe helfen vor allem Männern mit verengtem Blasenauslass. Hier ist die Geduld des Patienten gefragt: Der Mann muss die Tabletten einmal täglich über mindestens sechs Monate einnehmen.

Gemäß einer aktuellen Metaanalyse lindern Alpha-Blocker, Antibiotika oder die Kombination von beiden die Schmerzen, erleichtern die Blasenentleerung und verbessern die Lebensqualität der Männer – und zwar deutlich stärker als Placebo.

Auf NSAR, die die Entzündung dämpfen und Schmerzen lindern, spricht etwa die Hälfte der Patienten an. Manchmal mildern Muskelrelaxanzien wie Baclofen die Beckenschmerzen. In klinischen Studien wird derzeit Botulinumtoxin A geprüft. Direkt in die Prostata gespritzt, soll das Gift Verengungen und Verkrampfungen lösen. Dies könnte ein neuer Therapieansatz werden, weil viele Männer deutlich von der Behandlung profitierten.

Wenn vor allem Störungen beim Wasserlassen und ein nicht zu unterdrückender (imperativer) Harndrang – ähnlich wie bei einer Reizblase – den Mann plagen, verordnen Ärzte auch Anticholinergika, zum Beispiel Trospiumchlorid.

Verbirgt sich eine Depression hinter den körperlichen Beschwerden, können Antidepressiva und eine begleitende Psychotherapie helfen. Ein Teil der Männer klagt zudem über sexuelle Probleme wie Erektionsstörungen, mangelnde Erregbarkeit oder vorzeitigen Samenerguss. Bei psychischen Problemen werden Entspannungsübungen, viel Bewegung, Biofeedback-Training und progressive Muskelrelaxation empfohlen. Eine Operation kommt zum Beispiel bei anatomischen Veränderungen der Prostata infrage.

Rat aus der Apotheke

Recht banal erscheint der Tipp, ein warmes Bad zu nehmen. Da bei manchen Männern Kälte die Beschwerden verstärkt, bringt Wärme oft große Erleichterung.

Phytopharmaka sind bei chronischer Prostatitis meist ungenügend wirksam. Nieren- und Blasentees können eine ärztlich verordnete Behandlung unterstützen. Die mehrmonatige Therapie mit Roggenpollenextrakt half in einer Studie manchen Männern.

Das chronische Beckenschmerzsyndrom zu behandeln, ist langwierig und oft frustrierend. PTA oder Apotheker sollten den Mann dennoch zur Therapietreue ermutigen, denn Experten diskutieren, ob die chronische Entzündung der Prostata auch bei anderen Erkrankungen eine Rolle spielen könnte. Dazu zählen Prostatakrebs, das gutartige Prostatasyndrom und Unfruchtbarkeit. Wenn sich diese Vermutung bestätigt, könnte die Behandlung der chronischen Prostatitis möglicherweise sogar einen Teil der Krebserkrankungen verhindern. Oder auch zur Therapie bei unerfülltem Kinderwunsch beitragen.

Die Prostata wächst

Dass die gutartige (benigne) Vergrößerung der Prostata bei älteren Männern häufiger vorkommt, hat physiologische Gründe. Mit zunehmendem Alter wächst die Prostata bei den meisten Männern, und das Gewebe baut sich um. So ist das Organ bei etwa 70 Prozent der 70-jährigen Männer vergrößert; von den 80-Jährigen sind fast alle betroffen. Dies ist nicht immer krankhaft. Warum die Prostata wie stark wächst, weiß man nicht genau. Sicher ist nur: Alter und Sexualhormone wie Dihydrotestosteron und Estrogene spielen eine wichtige Rolle.

Die fortschreitende Wucherung (Hyperplasie) kann das übrige Gewebe »an den Rand« drängen, auf die Harnblase drücken und die Harnröhre einengen. Die Funktion der Muskeln unterhalb der Harnblase ist beeinträchtigt. All dies erschwert das Wasserlassen. In der Fachsprache leiden die Männer an »Lower urinary tract symptoms«, kurz LUTS. Die Betroffenen spüren zwar einen unbändigen Harndrang, jedoch verkümmert der früher starke Harnstrahl zum Rinnsal oder stockt und es tröpfelt immer wieder nach (Tabelle 2). Bei manchen Männern lässt auch die Erektionsfähigkeit nach.

Bleibt beim Urinieren sehr viel Restharn in der Blase zurück, kann sich dieser bis in die Harnleiter und die Nieren zurückstauen. Drückt die Prostata die Harnröhre ganz zu, entsteht ein Harnverhalt. Das ist ein akuter Notfall!

Wie stark die Beschwerden sind, hängt nicht unbedingt von der Prostatagröße ab. Manche sehr große Prostata bereitet dem Mann wenig Probleme und umgekehrt. Ärzte sprechen heute vom »benignen Prostatasyndrom« (BPS). Dieser Name hat den früheren Krankheitsbegriff »benigne Prostatahyperplasie« (BPH) weitgehend ersetzt.

Nie ohne ärztliche Diagnose

Trotz der lästigen Beschwerden gehen viele Männer nicht zum Arzt und schaden sich damit, indem sie Chancen vergeben. Die Autoren der aktuellen Leitlinie zur Therapie des BPS betonen, dass vor jeder Behandlung eine ärztliche Diagnose stehen muss. Nur der Arzt kann die Ursache der Prostataprobleme abklären, beispielsweise eine Entzündung oder einen Tumor früh entdecken – und das verbessert die Behandlungs- beziehungsweise Heilungschancen deutlich.

Die Therapie richtet sich nach der Art und der Intensität der Beschwerden. Bei leichteren Symptomen ist »kontrolliertes Zuwarten« (watchful waiting) vertretbar. Der Mann sollte regelmäßig zur Kontrolle zum Arzt gehen, damit dieser den Verlauf beobachtet. PTA und Apotheker können auch während dieser Phase dem Mann einige Tipps geben (siehe Kasten), denn schon einfache Verhaltensänderungen können die Beschwerden bei BPS deutlich lindern.

Pflanzenkraft bei BPS

Zur Behandlung des leichteren bis mittelschweren Prostatasyndroms stehen einige in Studien geprüfte Phytopharmaka zur Verfügung. Die Leitlinie nennt Extrakte aus Sägepalmenfrüchten (Serenoa repens, Sabal serrulata), Brennnesselwurzeln (Urtica dioica), Kürbissamen (Cucurbita pepo) und Roggenpollen (Secale cereale) sowie Extrakte aus der afrikanischen Hypoxis rooperi. Bei längerfristiger Einnahme können sie die Beschwerden lindern und den Harnstrahl verbessern. Ob die Phytopharmaka das Fortschreiten des BPS aufhalten oder Komplikationen wie Harn­verhalt verhindern, ist nicht nachgewiesen.

Extrakte aus Sabal-Früchten enthalten vor allem Phytosterole, Fettsäuren und wasserlösliche Polysaccharide. In Studien besserten sie die Beschwerden beim Wasserlassen. Fertigpräparate enthalten den gut verträglichen Extrakt kombiniert mit Brennnesselwurzelextrakt oder Kürbissamen. Urtica-Extrakt enthält neben Phytosterolen auch Polysaccharide und Urtica-Lektine und soll antientzündlich und abschwellend wirken. Kürbissamen werden bei Prostata- und Harnwegsproblemen schon seit Langem eingesetzt. PTA oder Apotheker sollten nur Präparate aus »medizinischen« Kürbiskernen empfehlen, denn diese enthalten Sterole wie Beta-Sitosterol und Tocopherole.

Aus der afrikanischen Hypoxis-rooperi-Wurzel stammt ein Gemisch von pflanzlichen Sterolen mit der Hauptkomponente Beta-Sitosterol. Das Phytosterolgemisch soll entzündungshemmend und abschwellend auf die Prostata wirken. Inzwischen wird es ebenfalls aus europäischen Nadelhölzern, zum Beispiel Kiefernarten (Pinus), gewonnen. Auch der Extrakt aus Roggenpollen enthält Phytosterole, Aminosäuren und Fettsäuren. Andere Drogen wie Zitterpappel oder Goldrutenkraut werden in der Volksheilkunde und in Kombipräparaten eingesetzt. Für Menschen, die die Homöopathie schätzen, hält diese einige Mittel bereit (Kasten).

Für die medikamentöse Therapie stehen verschiedene Pharmaka mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung.

Synthetische Arzneistoffe

Alpha-Blocker wie Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin, Terazosin und Silodosin lassen die glatte Muskulatur in Prostata, Harnblase und Blasenhals erschlaffen. So verbessern sie den Urinabfluss und der Patient spürt schnell Linderung. PTA oder Apotheker sollten ihn darauf hinweisen, dass Alpha-Blocker, vor allem Doxazosin und Terazosin, den Blutdruck senken können. In Kombination mit weiteren Antihypertonika können sich die Effekte addieren und der Blutdruck fällt stark ab. Eine häufige Nebenwirkung ist eine verstopfte Nase.

5α-Reduktasehemmer wie Dutasterid und Finasterid hemmen die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron, das für das Wachstum der Prostata hauptverantwortlich ist. Unter einer sechsmonatigen Therapie verkleinert sich das Organ um etwa 25 Prozent. Daher profitieren vor allem Patienten mit besonders stark vergrößerter Prostata von Finasterid und Dutasterid. Wichtig: Der PSA-Wert im Blut sinkt um bis zu 50 Prozent. Eine Präventionsstudie hat gezeigt, dass Finasterid auch das Risiko für ein Prostatakarzinom und für BPS-Komplikationen reduzierte. Als unerwünschte Wirkungen können die Brustdrüsen anschwellen und die Potenz beeinträchtigt sein.

Inzwischen ist in Deutschland auch ein Kombipräparat mit 0,5 mg Dutasterid und 0,4 mg Tamsulosin für die Behandlung moderater bis schwerer BPS-Symptome zugelassen. In Studien reduzierte die Kombination das Risiko von akutem Harnverhalt und operativen Eingriffen, was Fachleute als Progressionshemmung bezeichnen.

Einige Männer leiden vor allem an Reizsymptomen der Blase – vergleichbar mit einer »überaktiven Blase«. Dazu gehören starker Harndrang, Harninkontinenz sowie häufiges Wasserlassen tagsüber und nachts. In diesen Fällen verordnen Ärzte Anticholinergika wie Oxybutinin, Trospiumchlorid oder Tolterodin. Da sie eine Einengung der Harnwege verstärken und Harnverhalt auslösen können, galten Anticholinergika bislang als kontraindiziert. Außerdem können sie bei älteren Menschen zu Mundtrockenheit, Obstipation, Schläfrigkeit und Verwirrtheit führen.

Mitunter reicht die medikamentöse Behandlung nicht (mehr) aus. Dann bespricht der Arzt mit dem Patienten Vorteile und Risiken eines operativen oder instrumentellen Eingriffs. Ziel einer Operation ist es, das Prostatagewebe zu verkleinern oder das Organ ganz zu entfernen, um den Abfluss aus der Blase zu verbessern. Die sogenannte trans­urethrale Resektion, also die operative Entfernung der Prostata durch die Harnröhre hindurch, ist heute die häufigste urologische Operation und gilt als Standard.

Nach der Operation belastet die re­trograde Ejakulation viele Männer; das bedeutet, dass der Samenerguss nicht mehr nach außen erfolgt. Manche Männer klagen auch über eine erektile Dysfunktion oder Inkontinenz. Bei Blasenschwäche helfen Beckenbodentraining – und Geduld. PTA oder Apotheker sollten den Mann ermutigen, sich das Training von einem Profi zeigen zu lassen und anschließend ausdauernd zu üben. /

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