Pollenbelastung steigt europaweit |
20.04.2012 11:05 Uhr |
Von Annette van Gessel / Allergiker haben es bereits bemerkt: In diesem Jahr fliegen die Pollen früher als sonst. Daher plagen schon jetzt heftiger Niesreiz und gerötete Augen Millionen Heuschnupfen-Patienten. Auch in Zukunft müssen sich die Menschen von Reykjavik bis Thessaloniki auf eine höhere Allergiebelastung einstellen, schließen Münchner Forscher aus dem Vergleich der Daten von 13 europäischen Ländern.
Um verlässliche Zahlen zu erhalten und eindeutig belegen zu können, wie stark die Pollenbelastung europaweit angestiegen ist, hat ein internationales Forscherteam um die Ökoklimatologin Professor Dr. Annette Menzel von der Technischen Universität München die Pollentrends von 13 europäischen Staaten aus jeweils mindestens zehn Jahren ausgewertet. So wurde ein Vergleich von allergologisch wichtigen Blütenpollen aus unterschiedlichen klimatischen Regionen möglich. Das Fazit der Forscher: Vor allem in den Ballungszentren Europas stieg die Pollenkonzentration in den vergangenen Jahren besonders stark an, in urbanen Gebieten im Durchschnitt um jährlich 3 Prozent, in ländlichen Gegenden hingegen um etwa 1 Prozent.
»Das Stadtklima ist heute bereits wärmer und trockener«, sagt die Wissenschaftlerin. Hinzu komme eine höhere Luftverschmutzung. Durch die dichte Bebauung liegt die Temperatur in sogenannten urbanen Wärmeinseln um ein bis drei Grad höher. Auch CO2- und Schadstoffwerte in der Luft sind dort oft erhöht; größere Ozonkonzentrationen werden dagegen im Umland großer Städte gemessen. In der steigenden CO2-Konzentration sehen die Wissenschaftler die wahrscheinlichste Ursache für die Zunahme der Pollenmengen. Laborversuche und wenige Freilandstudien haben gezeigt, dass eine höhere Kohlendioxid-Konzentration in der Luft das Pflanzenwachstum und damit die Pollenproduktion beschleunigen. Mildere Temperaturen und zugewanderte Pflanzenarten sorgen zudem für eine längere Pollenflugsaison.
Eine Entwarnung für Landbewoh-ner gibt Menzel dennoch nicht: »Wir finden in städtischen Gebieten bereits heute die Bedingungen vor, die wir künftig für ländliche Gegenden erwarten.« Angesichts des Klimawandels wird sich dieser Trend noch verstärken, so die Wissenschaftler. In Deutschland leidet derzeit schon etwa jeder Vierte an Allergien. /
Quelle: Technische Universität München