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Rezeptur

Neues in DAC/NRF 2012

25.03.2013  12:40 Uhr

Von Michael Hörnig und Antje Lein / Im vergangenen Jahr wurde die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) novelliert, unter anderem auch im Bereich der Arzneimittelherstellung. Im DAC/NRF 2012 wurde mit der schrittweisen Umsetzung der neuen gesetzlichen Anforderungen begonnen.

PTA und Apotheker sehen sich seit dem Sommer vergangenen Jahres einer Reihe von Neuerungen bei der Herstellung von Rezepturen und Defekturen gegenüber. Das Handwerk müssen sie dafür aber nicht neu erlernen, sondern lediglich ihr Bewusstsein für Arbeitsgänge und Dokumentations­pflichten schärfen. Das Team des Deutschen Arzneimittel-Codex® / Neues Rezeptur-Formu­larium® (DAC/NRF) hilft dabei.

Abbildungen zu Drogen und Zubereitungen

An der Pflicht zur Eingangsprüfung der Ausgangsstoffe für Arzneimittelrezepturen hat sich nichts verändert. Bereits seit einigen Jahren unterstützt der DAC die leichte und sichere Durchführung dieser Prüfungen mit den Vorschriften der sogenannten Alternativen Identifizierung. Die dafür benötigten Prüfmittel lassen sich seit 2012 mit einer Auswahlhilfe zusammenstellen. Diese befindet sich im Loseblattwerk auf der CD mit Arbeitshilfen und im elektronischen Gesamtwerk unter »DAC/NRF-Tools«. Da die ursprünglich in der ApBetrO enthaltenen Anlagen der Prüfgeräte und Prüfmittel ersatzlos gestrichen wurden, ermöglicht die Auswahlhilfe, die Materialien bequem, schnell und bedarfs­gerecht zusammenzustellen.

Zur Identifizierung pflanzlicher Drogen und Zubereitungen gibt es im DAC farbige Abbildungen für makroskopische und mikroskopische Merkmale sowie für die Analytik mit Hochleistungs­dünnschichtchromatographie (HPTLC) und Dünnschichtchromatographie (DC). Sie ermöglichen den optischen Vergleich mit den Prüfergebnissen in der Apotheke.

Neu aufgenommen wurde außerdem eine Reihe von Prüfmonographien für folgende Rezepturkonzentrate:

  • Dexamethason-Verreibung 1 Prozent in Nichtionischer hydrophiler Creme SR (D-017)
  • Metronidazol-Verreibung 10 Prozent in Nichtionischer hydrophiler Creme SR (M-132)
  • Metronidazol-Verreibung 25 Prozent in Weißem Vaselin (M-133)
  • Prednisolonacetat-Verreibung 1 Prozent in Nichtionischer hydrophiler Creme SR (P-196)
  • Prednisolonacetat-Verreibung 10 Prozent in Weißem Vaselin (P-198)

Triamcinolonacetonid-Verreibung 2 Prozent in Weißem Vaselin (T-109)

Diese Konzentrate sind mit Blick auf Arbeitsschutz und genaue Einwaage eine sinnvolle Alternative zu den pulverförmigen Rezeptursubstanzen.

Prüfanweisungen für Defekturen

Häufig verordnete Arzneimittel auf Vorrat herzustellen, hat sich in der Apotheke seit langem bewährt. Mit der Novelle der ApBetrO sind jedoch die Anforderungen an die Qualitätsprüfung der Defekturen gestiegen. Es geht nun darum, ausgewogene und für PTA und Apotheker praktikable Anweisungen zu erarbeiten, die diesen Anforderungen gerecht werden. Die DAC-Kommission schlägt hierfür ein risikobasiertes Stufenmodell vor. Es ist in der DAC-Anlage J erklärt. Art und Umfang der Prüfung sollen sich nach dem toxikologischen Potenzial und der Wirkstärke, der Darreichungsform, der Chargengröße und dem in der Apotheke etablierten Qualitätssicherungssystem richten.

Dieses Modell haben sowohl die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (APD) als auch die Arbeitsgruppe Arzneimittel-, Apotheken-, Transfu­sions- und Betäubungsmittelwesen (AATB) in Veröffentlichungen aufgegriffen und als Vor­gehensweise akzeptiert. Das Team des Laboratoriums des DAC/NRF wird nun Defekturprüfanweisungen für NRF-Monographien und NRF-Stammzubereitungen erarbeiten. Bei der großen Zahl an Vorschriften wird es erst einmal darum gehen, an einigen beispielhaft zu zeigen und zu veröffentlichen, welche Prüfverfahren angemessen sind.

Qualitätsprüfung der Rezepturen

Die Qualität einer Rezeptur wird zunächst theoretisch im Plausibilitätscheck und während der Herstellung und vor der Abgabe an den Patienten praktisch geprüft. Beim theoretischen Teil helfen die »Tabellen für die Rezeptur« des DAC/NRF. Die darin enthaltenen Übersichten zu Wirkstoffprofilen und Dermatikagrundlagen wurden überarbeitet und erweitert. Neu sind eine Checkliste für Prüfzertifikate, ein Ablaufschema zur Eingangsprüfung und eine Tabelle zu Normkonzentrationen von Dermatikawirkstoffen in der Pädiatrie.

Die praktische Prüfung besteht aus Inprozessprüfung und sensorischer Endprüfung. Wie eine solche Inprozessprüfung aussieht, ist im aktuellen DAC/NRF an den Externsteroid-haltigen Cremerezepturen (zum Beispiel Vorschrift 11.15.) nachvollziehbar. Bei diesen Rezepturen geht es darum, den Wirkstoff gründlich anzureiben und danach auf Wirkstoffagglomerate zu prüfen. Je nach Herstellungstechnik (manuell oder Rührsystem) fällt die Prüfung unterschiedlich aus. Eine andere Darreichungsform sind die Tropicamid-Phenylephrinhydrochlorid-Augentropfen (Vorschrift 15.32.). Hier wird auf Klarheit der Lösung, pH-Wert, Temperatur und die Integrität des Filters (Bubble-Point-Test) geprüft. Außerdem kann mithilfe eines Schaumtests überprüft werden, ob das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid in der richtigen Menge enthalten ist. In der neuen DAC-Probe 12 »Inprozessprüfungen« finden PTA und Apotheker, welche Prüfungen sie nach welchen Arbeitsschritten durchführen können und nennt NRF-Rezepturen als Referenz.

Bevor das Rezepturarzneimittel in die Hand des Patienten gelangt, wird es nach der Abfüllung und Etikettierung einer Endprüfung unterzogen. Was darunter zu verstehen ist, und welche sinnvoll sind, beschreibt das Kapitel I.2.10. am Beispiel der NRF- Rezepturen. Die Prüfungen dürfen das Produkt nicht beeinträchtigen oder zerstören. Sie beinhalten unter anderem die Beurteilung des Aussehens, der Konsistenz und des Geruchs. Zusätzlich können die Dichtigkeit des Packmittels, die Beigabe von Applikationshilfen und die Etikettierung überprüft werden.

Rezepturvorschriften im NRF

Neu aufgenommen wurde die Propranololhydrochlorid-Lösung 5 mg/ml (Vorschrift 11.142.). Das eigentlich aus der Bluthoch­druckbehandlung bekannte Propranolol wird zur Rückbildung von Hämangiomen (Blutschwämmchen) bei Säuglingen eingesetzt. Die Indikation ist streng auf solche Formen beschränkt, die mit Komplikationen wie Obstruktion an Augen und Atemwegen oder mit Ulzerationen einhergehen. Die Aufnahme der Monographie in den Abschnitt »Dermatika, Hautantiseptika« erfolgte wegen der dermatologischen Anwendung. Außerdem wurden vier neue Stammzubereitungen aufgenommen:

  • Carbomergel pH 5 / pH 6,5 (NRF S. 43.) – Gelgrundlage
  • Palmitoylascorbinsäure-haltiges Hartfett (NRF S.44.)
  • Palmitoylascorbinsäure-haltige Mittelkettige Triglyceride (NRF S.45.) – stabilisierte Grundlagen für Dronabinol-Rezepturen
  • Salzsäure 1 % (NRF S.46.) – Hilfsstoff zur pH-Einstellung.

Die Arbeitshilfen beziehungsweise »DAC/NRF-Tools« auf der CD wurden um eine Rechenhilfe zur Herstellung nicht abgeteilter Pulver und eine Blanko-Vorlage für die ärztliche Gebrauchsanweisung (Ordner Arztkommuni­­kation) erweitert. Einige Rezepturen erhielten weitere Konzentrationsstufen. Bei den Zinkoxid-Talkum-haltigen Rezepturen wurde auf die Hitzesterili­sation des Talkums verzichtet, weil der Hilfsstoff aktuell mit konstant guter mikrobiologischer Qualität angeboten wird. Die überarbeiteten Monographien können Interessierte im Einzelnen in den Vorworten 2012/1 und 2 zum NRF nachlesen. Folgende Rezepturmonographien wurden gestrichen (NRF-Tabelle I.5.-1):

  • Povidon-Iod-Lösung 10 % (NRF 11.16.) und Povidon-Iod-Salben 10 % (NRF 11.17.) – ausreichend verfügbare Fertigarzneimittel
  • Chinindihydrochlorid-Sklerosierungslösung (NRF 5.4.) – bessere therapeutische Alternativen
  • Zinkoxidschüttelmixturkonzentrat (NRF S.13.).

Das Team des DAC/NRF unterstützt seit Jahren die Qualitätssicherung in Labor und Rezeptur. An der praxis­­nahen Weiterentwicklung können sich die Nutzer ebenfalls mit Anregungen und konstruktiven Hinweisen beteiligen. Die Ideen nehmen die Mitarbeiter des DAC/NRF gern entgegen. /

Fehlerteufel

Auf der aktuell ausgelieferten DAC/NRF-CD-ROM 2012/2 ist die Auswahlhilfe für Prüfmittel fehlerhaft. Die Anwendung kann unter www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=dac_aktuelles als zip-Datei heruntergeladen und ausgeführt werden. Eine Installation ist nicht notwendig. Die Anwendung wird im jeweiligen Webbrowser ausgeführt. Zum Bezugsquellennachweis des NRF fehlt leider ein pdf-Dokument. Wer dieses gern anstelle der Ansicht auf der CD nutzen möchte, kann es auf www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=nrf_aktuelles herunterladen.

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