Gehirn-Langzeitfolgen durch Grippe |
05.03.2018 15:45 Uhr |
Das Gehirn leidet unter einer akuten Grippe-Infektion. Doch auch danach könnte es noch lange beeinträchtigt sein. Darauf deutet eine Studie mit Mäusen der Technischen Universität (TU) Braunschweig hin, die im Fachmagazin »Journal of Neuroscience« veröffentlicht ist. Beteiligt waren auch das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und die Tierärztliche Hochschule Hannover.
Um mehr über mögliche Langzeitfolgen für das Gehirn herauszufinden, haben die Forscher das Lern- und Erinnerungsvermögen sowie die Gehirnstrukturen von Mäusen untersucht, die zuvor mit verschiedenen Influenza-A-Virentypen infiziert worden waren: mit dem H1N1-Erreger, ähnlich dem Verursacher der Spanischen Grippe vor 100 Jahren, dem H3N2-Virus, Auslöser der Hongkong-Grippe 1968, und dem Subtyp H7N7, der zurzeit vor allem Vögel gefährdet, aber als möglicher Ausgangserreger für eine Pandemie gilt.
Die Testmäuse zeigten noch 30 Tage nach Infektionen mit H7N7- und H3N2-Viren Einschränkungen bei Lern- und Gedächtnisaufgaben sowie strukturelle Veränderungen an Nervenzellen im Gehirn. Erst nach 120 Tagen waren keine Veränderungen mehr messbar. »Auf die Lebenserwartung eines Menschen hochgerechnet, würde der Erholungsprozess einige Jahre dauern«, sagt Autorin Dr. Kristin Michaelsen-Preusse. Besonders erstaunt waren die Forscher darüber, dass auch der Stamm H3N2 Nachwirkungen hatte, obwohl er gar nicht im Gehirn aktiv ist. Das H1N1-Virus dagegen, ebenfalls nicht gehirngängig, hatte keine Langzeitfolgen.
»Es ist bekannt, dass das Gehirn auf Infekte reagiert, aber bisher hat noch niemand untersucht, was danach passiert«, sagt Studienleiter Professor Dr. Martin Korte. Dabei wisse man schon seit vielen Jahren, dass sich gerade ältere Menschen oft nur schwer von einer Grippe erholten und noch längere Zeit danach desorientiert sein können. Ob eine Grippeimpfung die Folgen der Immunattacke im Gehirn verhindern kann, will das Forscherteam in weiteren Studien prüfen. (PZ/nk)