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Was ich noch erzählen wollte ...

Gemeinsam kochen ist doppelter Spaß

29.06.2007  20:25 Uhr

Was ich noch erzählen wollte ...

Gemeinsam kochen ist doppelter Spaß

Annette Behr, Berlin

Spektakuläre Kochshows und Event-Cookings sind zu einer beliebten Unterhaltung avanciert. Vor den Augen der Fernseh-zuschauer zaubern Sterneköche und Stars aus erlesenen Zutaten die schmackhaftesten Gerichte und plaudern nebenbei über Gott und die Welt. Der Blick in die Einkaufswagen im Supermarkt holt mich schnell in die Alltags-Realität zurück: Dort stapeln sich häufig Fertiggerichte, Fastfood und Chipstüten im XXL- Format. Wo sind die Zeiten der liebevoll zubereiteten und mit Kommunikation garnierten Mahlzeit geblieben?

Meine Großeltern frühstückten um 7 Uhr, und pünktlich um 12 stand das Mittagessen auf dem Tisch. Nachmittags gab es ab und zu Kaffee mit Kuchen oder Keksen und um 18 Uhr aßen sie zu Abend. Alles täglich frisch zubereitet von meiner Oma. Als Kind habe ich das geliebt. Zum leckeren und ausgewogenen Essen unterhielten wir uns angeregt und ich erzählte, was ich tagsüber alles erlebt hatte. Und übrigens: Meine Großeltern hatten lebenslang keine Gewichtsprobleme.

Müsste ich täglich kochen, fiele mir das schnell lästig. Denn das Einkaufen, die Vor- und Nachbereitungen nehmen sehr viel Zeit in Anspruch, ich käme zu fast nichts anderem mehr. Dabei freue ich mich jedesmal, wenn sich Familie oder Freunde um den Tisch versammeln und gemeinsam speisen. Am schönsten finde ich, wenn wir das Essen sogar vorher zusammen zubereitet haben.

»Kann ich in meinem Zimmer essen?«, fragt meine Tochter mich allerdings in letzter Zeit häufiger. Teenager essen überall gern, nur nicht am Tisch. Da wird der Teller auf den Knien balanciert, in der einen Hand die Gabel, in der anderen das Handy. Am liebsten sieht meine Tochter nebenbei fern, liest oder macht Hausaufgaben. Ich dulde diese »Esskultur« nur sehr eingeschränkt, doch das Buch eines Pädagogen klärt mich auf: »Für Kinder und Jugendliche ist das gemeinsame Essen eine lästige Verpflichtung und wird als Ort von Einengung oder Zwang empfunden.«

»Aber am Computer wird nicht gegessen«, bestimme ich trotzdem beim Frühstück. Wutschnaubend verlässt mein Kind das Zimmer und knallt die Tür.

Soziologen vertreten auch heute noch die Auffassung, dass jede Mahlzeit eine soziale Funktion hat. Das Schlemmen, Schmausen, Dinieren und Genießen geht weit über die körperliche Sättigung hinaus. Ein schön gedeckter Tisch und das eigenhändig zubereitete Essen symbolisieren liebevolle Zuwendung. Die traditionelle warme Mittagsmahlzeit, gekocht und serviert von der Hausfrau, ist in den meisten deutschen Familien zum »Luxusgut« geworden. Die Deutschen essen zunehmend in Kantinen, Fastfood-Restaurants und Imbiss-Buden.

Wenn »der kleine Hunger kommt«, greifen sie zur Fünfminutenterrine, Lilapause oder zum Snack-to-go. »Situatives Essen im Alltag« nennen Soziologen dieses Verhalten. Eine schreckliche, aber sehr bequeme Unsitte. Vollgekrümelte Computer-Tastaturen und Schreibtischschubladen mit Naschwerk sind die Zeitzeugen des neuen Essverhaltens in den Büros.

Der Mensch ist, was er isst

Welche Familie isst regelmäßig zwei oder sogar drei gemeinsame Mahlzeiten am Tag? Viele konsumieren nur noch abends zusammen Chips und Nüsse vor dem Fernseher. Zwischen Kindern und Eltern fehlt der Austausch und die Auseinandersetzung. Das Fernsehen hat die Kommunikation, das Computerspiel die Bewegung ersetzt.

Hochkalorische Fertigprodukte und Bewegungsmangel führen zu Fehlernährungen, Übergewicht und Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie. Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland weist Symptome einer Essstörung auf, und zwei Millionen Kinder sind zu dick oder gar adipös.

Die Kosten durch ernährungsbedingte Krankheiten sollen jährlich 70 Milliarden Euro betragen. Dieser Entwicklung sagt die Bundesregierung nun den Kampf an: In einem Eckpunktepapier stellten Horst Seehofer und Ulla Schmidt ihr Konzept »Fit statt fett« vor. Bis zum Jahr 2020 wollen sie das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Deutschen nachhaltig verbessern, »gesundes Leben« als gesellschaftlichen Wert verankern und neue Strukturen für einen gesunden Lebensstil schaffen. »Ausgewogene Ernährung und Bewegung müssen in allen Lebensbereichen praktiziert werden – im Kindergarten und in der Schule, im Betrieb und in Senioreneinrichtungen«, so Ulla Schmidt. Endlich eine Investition in die Zukunft und Gesundheit unserer Kinder! Doch ich bin gespannt, wie diese Ziele verwirklicht werden sollen, denn ohne die entsprechenden finanziellen Mittel lassen sie sich nicht umsetzen. Es wäre doch eine relativ einfache Maßnahme, wenn Schüler in den Pausen eine warme Milch trinken könnten, wie es noch zu meiner Schulzeit üblich war. Und wann wird es endlich ein Mittagessen für alle Kinder in den Schulen geben? Im weltstädtischen Berlin können die Schüler zum Teil die Turnhallen nicht barfuß betreten, weil sie sich sonst an den Holzsplittern im Boden die Füße verletzen. »Kinder sind Zukunft«, heißt es neuerdings in den Fernseh-Themen-Wochen. Dann sollten Schwimmbäder und Freizeiteinrichtungen für alle Kinder kostenfrei nutzbar sein. Sinnvolle, aktive Freizeitgestaltung darf, wie eine gesunde Ernährung, keine Frage des Geldes sein.

Zone kreativen Schaffens

»Gutes Essen ist die Basis für ein gesundes Leben«, meint auch der Koch Eckart Witzigmann. Dabei steigert die gemeinsame Zubereitung noch den Spaß am Essen und fördert die Kommunikation. Durch Auswählen, Einkaufen und Kochen wird die Mahlzeit zu einem Gemeinschaftsprodukt. Bisweilen verwandelt sich dabei die Küche in eine Zone des kreativen Schaffens und fröhlicher Menschen.

Meine Tochter schwärmte kürzlich bei Freunden, von unserer »wunderbaren« neuen Salatsauce. Wir hatten diese gemeinsam zubereitet, und sie durfte allein abschmecken. Seit sie die Tomaten und Zwiebeln selbst würfelt, schmeckt ihr auch die Tomatensauce viel besser. Das funktioniert nicht immer, aber immer öfter. Denn gutes, selbst zubereitetes Essen kann nicht nur satt, sondern auch glücklich machen.

 

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