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Interview

Wege aus der Magersucht

28.06.2007  09:57 Uhr

Interview

Wege aus der Magersucht

PTA-Forum / Drei Jahre nach ihrem PTA-Examen in Isny ließ sich Uta Beutel 1991 zur Schrift- und Fotosetzerin umschulen. Danach war sie circa 10 Jahre lang in einem Zeitungsverlag tätig. Anschließend machte sie sich als Schriftstellerin selbstständig. Im Jahr 2003 entschied sie sich für den Wiedereinstieg in den PTA-Beruf und arbeitet seitdem auf Teilzeitbasis in der Apotheke. Ihr erster veröffentlichter Roman mit dem Titel »Magersucht« erschien 2006. Beutel beantwortete PTA-Forum einige Fragen zu ihrer Motivation, diesem Thema einen Roman zu widmen.

PTA-Forum: Was hat Sie veranlasst, ein Buch über Magersucht zu schreiben?
Beutel: Magersucht ist in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema, obwohl immer mehr junge Menschen, insbesondere Mädchen, daran erkranken. Da Dünnsein auch heute noch mit Attraktivität und Erfolg gleichgesetzt wird – man denke nur an die Modelshows im Fernsehen –, wird die Problematik der betroffenen Mädchen meistens ignoriert. Sie zerstören sich selbst und bekämpfen ihren Körper, den sie zusammen mit ihrer Persönlichkeit nicht akzeptieren. In dieses Problem möchte ich mehr Licht bringen.

PTA-Forum: Könnten Sie bitte den Inhalt des Buches kurz beschreiben?
Beutel: Hier möchte ich gerne aus dem Vorspann zitieren, der den Inhalt gut zusammenfasst: Mareike beschreibt ihren Weg durch die Magersucht. Sie versucht, hinter die Kulissen zu blicken, zerpflückt die Umwelt, in der sie aufgewachsen ist, beleuchtet den Einfluss ihrer Eltern, ihrer Schwester und ihrer Freundinnen. Sie stellt die Ideale der Gesellschaft in Frage, insbesondere die Stellung der Frau, den Diätenwahn und das begehrte Schlanksein, das weiterhin mit Glück, Erfolg und Leistung gleichgesetzt wird. Aber auch die seelische Not tritt hervor, die Mareikes Sucht begleitet. Der teuflische Kreislauf, der sich immer stärker ihrer Kontrolle entzieht, ihre Einsamkeit und ihre Depressionen. Die esssüchtige Freundin ihrer Mutter löst ihre Probleme auf andere Weise. Sie isst im Übermaß, während Mareike hungert.

PTA-Forum: Für welche Zielgruppe haben Sie geschrieben?
Beutel: Für Betroffene, die sich ihrer Krankheit meist nicht bewusst sind, und für Angehörige, die mit dem Hungern ihrer Töchter und Söhne oft nicht umgehen können. Das Buch ist aber auch für all diejenigen gedacht, die sich mit dem Thema Magersucht näher auseinandersetzen wollen.

PTA-Forum: Welches persönliche Anliegen verbinden Sie mit dem Buch?
Beutel: Ich möchte vor allem verständlich machen, dass es sich bei Magersucht um eine Suchterkrankung und auch eine Persönlichkeitsstörung handelt und nicht um einen sogenannten Schlankheitswahn, der mit ein bißchen mehr Essen behoben werden kann. Die Betroffenen können nicht einfach eine größere Portion essen, an Gewicht zunehmen und somit geheilt werden. Das ist ein Trugschluss, der in der Gesellschaft immer noch stark vertreten wird. Dieses Missverständnis möchte ich ausräumen.

PTA-Forum: Sind auch eigene Erfahrungen mit eingeflossen?
Beutel: Ja, ich war vor über 15 Jahren selbst betroffen. Ich kenne andere Essgestörte und habe mich unter anderem durch Fachliteratur intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt.

PTA-Forum: Hat die Beschäftigung mit dem Thema Magersucht Ihren Berufsalltag als PTA beeinflusst?
Beutel: Nein, aber das mag auch daran liegen, dass ich viele Jahre lang nicht als PTA gearbeitet habe.

PTA-Forum: Können Sie Ihren Kolleginnen einen Rat geben, wie sie Betroffene ansprechen sollen?
Beutel: Betroffene lassen sich in der Regel nicht ansprechen. Sie verschließen sich oder reagieren aggressiv. Man muss berücksichtigen, dass sie ihre Krankheit meist nicht als solche erkennen. Man könnte sich höchstens an die Eltern wenden und sie sachte auf die mögliche Essstörung hinweisen.

PTA-Forum: Wie können Familienmitglieder oder Freunde in dieser Situation helfen?
Beutel: Dieser Punkt ist sehr schwierig. Ich denke, man muss es immer von der Situation abhängig machen. Ist die Betroffene noch jung, ist es sicher sehr hilfreich, mit vorsichtigen Gesprächen auf das Problem hinzuweisen oder aktiv psychologische Hilfe zu suchen. Auch ein Buch über Magersucht kann als Spiegel dienen, aber darin liegt keine Garantie. Da die Betroffenen eine völlig verzerrte Wahrnehmung haben, sehen sie sich nicht als dünn beziehungsweise als mager. Sie werden sich immer als dick betrachten. Dazu kommt, dass sich auch Familienmitglieder und Freunde an das Bild der Betroffenen gewöhnen und die Krankheit oft nicht als solche erkennen. Wichtig ist vor allem, dass sich die Betroffenen aus eigenem Antrieb heraus in psychologische Behandlung begeben.

PTA-Forum: Haben Sie auch schon über andere Themen geschrieben oder planen Sie neue Bücher?
Beutel: Ja, unter anderem über Südindien, da ich dort viel gereist bin, sowie einen umfangreicheren Roman, der sich mit den Themen Glauben, Sinn und Menschlichkeit auseinandersetzt. Als Neuling hat man es allerdings sehr schwer, einen geeigneten Verlag zu finden.

Magersucht

Roman von Uta Beutel, Der Andere Verlag, ISBN 3-89959-421-5, 11,90 Euro.
Zu bestellen beim Govi-Verlag, Telefon (0 61 96) 9 28-2 50, Fax (0 61 96) 9 28-2 59, service(at)govi.de, www.govi.de

 

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