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Arzneimittelfälschungen

Lukrative Geschäfte

28.06.2008  20:32 Uhr

Arzneimittelfälschungen

Lukrative Geschäfte 

Ursula Sellerberg, Berlin

Auf dem Schwarzmarkt kostet ein KilogrammPlagiate von Viagra® durchschnittlich 90 000 Euro. Für Kriminelle sind im Vergleich dazu Kokain oder Heroin mit geschätzten 65 000 Euro beziehungsweise 50000 Euro pro Kilo unattraktiv. Gleichzeitig wird das Fälschen von Arzneimitteln zur Zeit deutlich milder geahndet als der Drogenschmuggel. Da ist es nicht überraschend, dass der weltweite illegale Handel mit gefälschten Medikamenten boomt. Allein die Beamten am Frankfurter Flughafen entdeckten im letzten Jahr 2300 Fälle von Arzneimittelfälschungen mit manchmal vielen hundert Packungen.

Bei einer Pressekonferenz der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft e.V. (DPhG) und der ABDA zum Thema »Arzneimittelfälschungen: So können sich Verbraucher schützen« in Berlin stellte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Präsident der DPhG, alarmierende Zahlen vor. Weltweit sind etwa 8 bis 10 Prozent der Arzneimittel gefälscht, vor allem in Afrika, Lateinamerika und Südostasien. Aber falsche Medikamente sind nicht nur ein Problem anderer Kontinente. Die europäischen Zollbehörden stellen vermehrt Fälschungen sicher: Im Jahr 2007 waren es etwa 2,7 Millionen Packungen, fast viermal so viele wie im Vorjahr.

Der Handel mit gefälschten Arzneimitteln wird in Deutschland mit Geld- oder Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren, in besonders schwerwiegenden Fällen bis zu zehn Jahren bestraft. Wer mit illegalen Drogen handelt, muss mit bis zu fünfzehn Jahren Freiheitsstrafe rechnen. 

Nach Deutschland gelangen Fälschungen über zwei Hauptwege: Über den Kauf von Medikamenten im Ausland, etwa bei Fernreisen, und durch dubiose Internetversender. Etwa die Hälfte aller Medikamente, die von unseriösen Internethändlern verkauft werden, sind gefälscht, so das Bundeskriminalamt. Anders bei den Apotheken: In den letzten elf Jahren verfolgte das Bundeskriminalamt nur 38 Fälle, in denen Fälschungen aus dem Versandhandel über eine ausländische Apotheke in eine deutsche Apotheke gelangten.

Auch wenn diese Zahlen kaum ein Kunde kennt: Instinktiv misstrauen Verbraucher Medikamenten von Internetversendern. In einer repräsentativen Befragung von 1000 Erwachsenen hielten 75 Prozent Befragten das Risiko für groß, ein gefälschtes Arzneimittel beim Internetkauf oder bei Fernreisen zu bekommen. Deutlich mehr vertrauten den Apotheken: Nur 5 Prozent der Befragten hielten den Kauf von Medikamenten hier für riskant.

Gesunder Menschenverstand schützt

Um sich vor Fälschungen zu schützen, sollten Verbraucher ihren gesunden Menschenverstand einsetzen. Eine gut gefüllte Reiseapotheke ist gerade bei Fernreisen ein Muss. Wer unterwegs krank wird, sollte auf keinen Fall Medikamente auf einem Wochenmarkt oder bei einem Straßenhändler kaufen. Patienten, die dauerhaft Arzneimittel einnehmen müssen, sollten eine Kopie des Rezeptes mitnehmen. Das erleichtert dem Apothekenteam im Ausland die Suche nach einem vergleichbaren Medikament. Auch beim Internetkauf hilft ein kritischer Blick. Keine seriöse Apotheke wird verschreibungspflichtige Medikamente ohne Rezept oder nach einer »Online-Konsultation« versenden. Ist einer Apotheke der Internetversand erlaubt, wird sie unter anderem im Netz ihre vollständige Adresse veröffentlichen inklusive eines Telefonkontakts für Rückfragen. Wer in der Apotheke Kunden informieren möchte, wie sie sich vor Fälschungen schützen können, kann unter www.ab da.de eine Kundenbroschüre herunterladen.

Alles kann gefälscht werden

Gefälscht wird alles, was hohe Verdienste verspricht – nicht nur Lifestyle-Arzneimittel gegen Erektionsstörungen oder Haarausfall. Entweder lockt die Fälscher der hohe Preis wie bei Arzneimitteln gegen HIV oder Krebs oder die große Nachfrage wie bei Malariamitteln.

Unvorstellbar, aber Realität: Manche Verbraucher nehmen verschreibungspflichtige Medikamente ein, die sie über das Internet ohne Rezept als lose Tabletten im Plastikbeutel geliefert bekommen. Abgesehen von solchen leicht zu durchschauenden Fälschungen ist es schwierig, eine gut gemachte Fälschung zu erkennen. Manchmal können sogar Fachleute diese nicht vom Original unterscheiden. Oft bringen Kunden eine vermeintliche Fälschung zuerst in die Apotheke. Dann sollten PTA oder Apotheker diesen Verdacht ernst nehmen. Verdächtige Proben können sie der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) melden. Wer sich vor Fälschungen schützen will, sollte einen einfachen Rat beherzigen: Arzneimittel nur aus der Apotheke.

 

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
u.sellerberg(at)abda.aponet.de 

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