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Wasser

Das heilsame Element

Datum 23.06.2009  22:27 Uhr

Wasser

Das heilsame Element

von Iris Priebe

Ohne Wasser kein Leben. Wasser ist Flüssigkeitsspender und Mineralstofflieferant in einem. Jedes Mineral- oder Leitungswasser schmeckt charakteristisch und ist individuell zusammengesetzt. Daher ist Wasser nicht gleich Wasser; manche unterliegen dem Arzneimittelgesetz.

Wasser spielt für das Leben eine entscheidende Rolle. Ein Blick auf die Weltkugel genügt: Rund 70 Prozent der Erdoberfläche sind mit diesem Element bedeckt. Nur 3,5 Prozent der gesamten Wassermassen sind genießbares Süßwasser. Davon ist mehr als die Hälfte an den Kappen der Pole, in Gletschern und Permafrostböden als Eis gebunden, 0,6 Prozent befinden sich in Seen, Flüssen und unterirdischen Gewässern. Der Kreislauf aus Verdunstung und Niederschlag sorgt für einen partiellen Rückfluss.

Geologen unterscheiden Oberflächen-, Grund- und Tiefenwasser. Das Oberflächenwasser versickert zum Teil in der Erde und kann auf diese Weise über viele Jahre hinweg tiefe Quellen bilden. Aus diesem Tiefenwasser gewinnen Brunnenbetreiber Heil- und Mineralwässer. Auf seinem Weg durch den Stein löst das Wasser verschiedene Mineralsalze aus den einzelnen Erdschichten und bindet teilweise Gase. Welche Ionen es aufnimmt, hängt von der Kontaktdauer sowie der Beschaffenheit des Gesteins ab. So sorgt zum Beispiel der Weg durch einen Salzstollen für einen hohen Chlorid- und Natriumgehalt. Durchfließen die unterirdischen Gewässer hingegen gipshaltige Schichten, reichert das Wasser Sulfat-Ionen an. Kalkreiche Böden liefern wiederum Wässer mit einem hohen Gehalt an Hydrogencarbonat. Sickert Wasser durch vulkanisches Gestein, nimmt es vermehrt Kohlendioxid auf. Diese Vielfalt sorgt für den unverwechselbaren Geschmack der Wässer und gegebenenfalls für ihre heilende Wirkung. Zugleich wirken die vielen Gesteinsschichten als Filter. Daher gelten Heil- und Mineralwässer als »ursprünglich rein«.

In Deutschland unterscheidet der Gesetzgeber je nach Herkunft zwischen Heilwasser, natürlichem Mineralwasser, Quell- und Tafelwasser. Tafelwasser ist meist eine künstliche Mischung aus unterschiedlichen Wasserarten, zum Beispiel Meer- und Trinkwasser, sowie anderen Zutaten. Es benötigt keine amtliche Anerkennung und kann an jedem beliebigen Ort produziert und abgefüllt werden. Daher dürfen Hersteller auch auf keinen bestimmten geographischen Ursprung verweisen. 

Im Unterschied dazu wird Quellwasser aus unterirdischen Vorkommen gewonnen und direkt an der Quelle abgefüllt. Es muss jedoch nicht wie Mineral- und Heilwasser ursprünglich rein sein. Die Abfüller von Quellwässern müssen sich an den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung orientieren. Eine amtliche Anerkennung oder Nutzungsgenehmigung für den Vertrieb ist nicht erforderlich.

Strengere Bestimmungen gelten laut Mineral- und Tafelwasserverordnung für natürliches Mineralwasser. Von allen Wässern sind nur Mineralwässer in Deutschland amtlich anerkannte Lebensmittel. Mineralwasser muss seinen Ursprung in einer vor Verunreinigungen geschützten, tiefen Quelle haben. Abgesehen von Schwefel, Eisen und Kohlendioxid dürfen ihm keine Stoffe entzogen oder zugesetzt werden. 

Die strengsten Vorschriften gelten jedoch für Heilwasser. Denn nach § 44 des Arzneimittelgesetzes (AMG) ist es ein freiverkäufliches Arzneimittel. Wer könnte besser über die sinnvolle Anwendung eines Heilwassers beraten als PTA oder Apotheker? Für die amtliche Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) muss der Brunnenbetreiber die heilende, lindernde oder vorbeugende Wirkung »seines« Wassers durch wissenschaftliche Studien nachweisen und ein Gutachten zur Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit erstellen lassen. Eine sachkundige Person, meist ein Apotheker oder Arzt, muss jeden Schritt der erlaubnispflichtigen Gewinnung und Abfüllung des Heilwassers kontrollieren und dokumentieren. Mikrobiologische, chemische, physikalische und sensorische Prüfungen begleiten diesen Prozess.

Gesetzliche Vorschriften für Heilwasser

Ähnlich wie der Umkarton oder Beipackzettel eines Arzneimittels muss das Etikett der Flasche eines Heilwassers bestimmte Verbraucherhinweise enthalten: 

  • Name des Heilwassers und Anschrift des Brunnenbetriebes
  • wirksame Inhaltsstoffe nach Art und Menge
  • Anwendungsgebiete
  • Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen 
  • Trinkmengenempfehlung 
  • amtliche Zulassungsnummer

Kurbäder und Balneotherapie

Im 17. Jahrhundert füllten einige Kurorte erstmals Wasser heilender Quellen für den Versand in Krügen und Flaschen ab. Schon bald entwickelte sich die so genannte Balneotherapie, die aktuell eine Renaissance erlebt. Zur Balneotherapie zählen offiziell alle Behandlungen mit Bädern aus natürlichen Heilquellen, aber auch Inhalationen und Trinkkuren. 

In Deutschland sind etwa 60 verschiedene Heilwässer auf dem Markt mit jeweils unterschiedlichen Mineralsalzen. Ein Mineralstoff liegt meist in einer besonders hohen Konzentration vor und bestimmt den »Heilwassertyp«. Die Heilwasserindustrie unterscheidet zwischen sechs Typen:

  • Hydrogencarbonat-Heilwasser
  • Magnesium-Heilwasser
  • Calcium-Heilwasser
  • Sulfat-Heilwasser
  • Kohlensäure-Heilwasser
  • Fluorid-Heilwasser

Anwendungsgebiete

Hydrogencarbonat-Heilwasser beschleunigt die Magenentleerung, hemmt Entzündungen und neutralisiert Magensäure. Außerdem steigert es die Kohlenhydrattoleranz, verbessert die Wirkung des Insulins und fördert die Glykogenspeicherung. Zusätzlich steigert es die Löslichkeit von Harnsäure und beugt einer Übersäuerung des Blutes (Azidose) beim Sport vor. Menschen mit Reizmagen oder Neigung zu Sodbrennen sollten 20 bis 30 Minuten vor oder zu den Hauptmahlzeiten 200 bis 350 ml Natrium- und Calcium-Magnesium-Hydrogencarbonat-Heilwässer mit einem Gehalt von mindestes 1300mg/l trinken. Bei Harnwegsinfekten empfehlen die Hersteller, 0,75 bis 3 Liter Heilwasser täglich zu trinken. Hydrogencarbonat-Heilwässer mit einem Gehalt von 1300 bis 1500 mg/l und darüber helfen auch bei Harnsteinleiden. Die Betroffenen sollten vor dem Schlafengehen ein Glas Heilwasser trinken und ein weiteres, falls sie nachts wach werden. Zur Harnsteinprophylaxe eignet sich das Heilwasser nicht. Für Menschen mit Diabetes mellitus oder Gicht eignen sich Natrium-Hydrogencarbonat- und Natrium-Chlorid-Heilwässer mit einem Gehalt von mindestens 1300 mg/l. Davon sollen sie über den Tag verteilt 1 bis 2 Liter trinken. 

Magnesium-Heilwasser wird ebenfalls bei Harnwegsinfekten, einigen Harnsteinen und zur Vorbeugung von Herzrhythmusstörungen und Krämpfen beim Sport eingesetzt. Darüber hinaus deckt es den erhöhten Magnesium-Bedarf während Schwangerschaft und Stillzeit. Auch Calcium-Heilwasser gleicht einen Calciummangel aus.

Sulfat-Heilwasser reguliert einen trägen Darm, aktiviert die Sekretion der Verdauungssäfte, fördert die Entleerung der Gallenblase und senkt den pH-Wert des Harns. Zur Anregung des Darms und bei funktionellen Erkrankungen von Galle und Bauchspeicheldrüse sollten Betroffene zusätzlich zur normalen Flüssigkeitszufuhr dreimal täglich 300 bis 500 ml Heilwasser mit einem Sulfat-Gehalt von mindestens 1200 mg/l trinken. Bei Obstipation erhöht sich der Bedarf auf 500 ml Heilwasser mit einem Sulfat-Gehalt von etwa 3000 mg/l. Trinken auf nüchternen Magen verstärkt die Wirkung. 

Kohlensäure-Heilwasser beschleunigt die Magenentleerung, regt Nieren und Verdauung an. Der Gehalt muss hierfür mindestens 1000 mg/l betragen. Die Trinkempfehlung lautet 200 bis 400 ml langsam schluckweise vor und zu den Hauptmahlzeiten. Bei Infektionen mit Harnstoff spaltenden Bakterien sollten bis zu 3 Liter täglich, vor der Nacht sowie bei nächtlichem Aufwachen getrunken werden. 

Fluorid-Heilwasser beugt Karies vor und härtet den Zahnschmelz. Während Schwangerschaft und Stillzeit deckt es den erhöhten Fluoridbedarf.

E-Mail-Adresse der Verfasserin:
irirspriebe(at)gmx.de

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