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Dermatologie

Nägel sind wie Visitenkarten

Datum 02.06.2010  11:46 Uhr

Dermatologie

Nägel sind wie Visitenkarten

von Tanja Schweig

Schöne Finger- und Fußnägel tragen wesentlich zum gepflegten Erscheinungsbild eines Menschen bei. Doch nicht nur unter ästhetischen, sondern auch unter gesundheitlichen Aspekten sollte man Verletzungen von Nägeln und Nagelhaut vermeiden. Diese sind die Eintrittspforten für Pilze, die die Nägel verfärben, verformen, brüchig machen und letztlich die Nagelsubstanz zerstören.

An Nagelpilz, Onychomykose oder Tinea unguium, sind 2 bis 5 Prozent der Deutschen erkrankt. Experten unterscheiden drei Gruppen von Pilzen, die Haut und Nägel befallen können: Dermatophyten, Hefe- und Schimmelpilze. Zu 99 Prozent verursachen Dermatophyten Pilzerkrankungen der Nägel, selten kommen Mischinfektionen mit den anderen Arten vor. Wichtig zu wissen: Fast immer haben Dermatophyten in der Nähe des Nagels zuvor schon »Fuß gefasst«, sodass sich der Betroffene selbst damit infiziert. Eine seltene Ausnahme ist die Hefepilz-Infektion der Nägel von Bäckern und Konditoren, deren Hände berufsbedingt oft nass und aufgeweicht sind. Candida albicans findet auf den Nägeln dieser beiden Berufsgruppen stets ein optimales zuckerreiches Nährstoffangebot.

Feuchte fördert Ausbreitung

Solange die Nägel gesund und intakt sind, haben Pilze keine Chance sich auszubreiten. Erst ein Schaden am Nagel bietet dem Pilz die geeignete Eintrittspforte. Zum Beispiel weicht die Nagelsubstanz an den Händen durch ständigen Kontakt mit Wasser, Putzmitteln und Chemikalien auf, bei den Fußnägeln eher durch starkes Schwitzen in luftundurchlässigen Schuhen. Auch Verletzungen nach falscher Nagelpflege, durch Nägelkauen oder zu enge Schuhe öffnen Pilzen Tür und Tor. Zudem herrschen für sie bei immungeschächten Menschen besonders gute Wachstumsbedingungen, zum Beispiel aufgrund von Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus, einer Chemotherapie oder Dauermedikation mit Immunsuppressiva sowie im höheren Lebensalter.

Ist ein Nagel mit einem Pilz infiziert, beginnt er sich zu wölben und gelb bis bräunlich zu verfärben. Oft verdickt er sich oder wird brüchig. So entstehen auch die sogenannten Krümelnägel, bei denen die Nagelsubstanz regelrecht abbröckelt. Manchmal juckt die Haut um den Nagel herum. Da der Nagel mit der Zeit immer stärker verkümmert, können schließlich Bakterien einwandern und schwere Entzündungen des Nagelbettes auslösen.

Die Infektion mit einem Nagelpilz müssen Betroffene ernst nehmen, denn er heilt nicht von alleine ab und bleibt hochansteckend: Ist ein Nagel erkrankt, breitet sich der Pilz auf weitere Nägel aus und kann außerdem auf andere Hautbereiche oder Mitmenschen übertragen werden.

Verändern sich die Nägel plötzlich, muss zunächst ein Dermatologe die Ursache abklären. Wie für andere Infektionen gilt: Je rascher ein Nagelpilz erkannt und behandelt wird, umso größer ist die Heilungschance. Die Therapie erfordert enorme Ausdauer, weil ihr Erfolg häufig erst nach Wochen sichtbar wird. Über diese Tatsache müssen PTA oder Apotheker die Patienten informieren, damit diese nicht aus Ungeduld die Behandlung vorzeitig abbrechen.

Viele Betroffene suchen direkt eine Apotheke auf und fragen dort nach einem frei verkäuflichen Arzneimittel gegen ihre Pilzerkrankung oder äußern direkt einen Präparatewunsch, da die gesetzlichen Krankenkassen die zur Behandlung der Onychomykose zugelassenen topischen Antimykotika nicht mehr erstatten. Daher spielen Antimykotika zur lokalen Anwendung inzwischen eine große Rolle in der Selbstmedikation.

Rezeptfreie Präparate gegen Nagelpilz (Beispiele)

Wirkstoff Handelsname Besonderheiten der Anwendung
Amorolfin 5% Loceryl® Nagellack Nagel mit beiliegender Feile aufrauen, mit Ispropanol-Tuper säubern, einmal wöchentlich Lack mit Spatel auftragen
Bifonazol 1%, Harnstoff 40% Canesten® Extra Nagelset Nagel baden, Salbe auftragen, nicht einmassieren, mit beiliegendem Pflaster umhüllen, täglich baden und erneuern, Nagelsubstanz mit Spatel abtragen
Harnstoff 40% Onychomal®, Onyster® Onychomal messerrückendick auf Nagel auftragen, umgebende Haut schützen, mit Folie und Heftpflaster abdecken, nach 5 bis 10 Tagen Kontrolle und Entfernung der erweichten Nagelteile; eventuell Behandlung wiederholen; Onyster: Okklusionsverband täglich erneuern
Ciclopirox 8% Ciclopoli® Präparat abends auftragen, mindestens 6 Stunden danach nicht waschen; kein Feilen nötig
Ciclopirox 8% Nagel Batrafen® Start Set Jeden 2. Tag im 1. Monat, ab dem 2. Monat mindestens zweimal pro Woche, ab dem 3. Monat einmal pro Woche in dünner Schicht auftragen; vor erneutem Auftragen Lackreste mit Alkoholtupfer und Nagelmaterial mit Spatel entfernen
Sertaconazol 2% Zalain Nagelpflaster Einmal pro Woche aufkleben; in verschiedenen Größen erhältlich und durch Zuschneiden anpassbar

50-Prozent-Regel

Die Betroffenen können den Pilz immer dann mit lokalen Maßnahmen bekämpfen, wenn ein Drittel bis maximal die Hälfte des Nagels krank aussieht. Besonders erfolgreich ist diese Therapie, wenn nur der äußere Nagelrand betroffen ist und nicht der untere Rand, wo der Nagel aus der Haut entspringt. Zur lokalen Behandlung stehen spezielle Nagellacke, Salben-Sets und Pflaster mit unterschiedlichen antimykotischen Arzneistoffen zur Verfügung (Beispiele siehe Tabelle). Bei manchen Produkten empfehlen die Hersteller, vor dem Auftragen der Präparate die Nageloberfläche mit einer Einmalfeile anzurauen oder mit einem Schaber abzutragen und erst danach die Produkte mit einem Spatel zu applizieren. Im Unterschied dazu kann ein neuer Lack auf Chitosan-Basis (Ciclopoli®) direkt aufgepinselt werden, da die Lackgrundlage den Wirkstoff Ciclopirox rasch und tief in die Nagelsubstanz einschleust. Bei Loceryl® Nagellack genügt die einmal wöchentliche Anwendung, denn er bildet einen mechanisch stabilen Schutzfilm. Aus diesem Depot soll der Wirkstoff kontinuierlich in den Nagel eindringen.

In manchen Fällen entscheidet der Hautarzt, dass der erkrankte Nagel komplett abgelöst werden soll. Neben der chirurgischen Entfernung gelingt dies mit einer hochkonzentrierten Harnstoff-Creme (wie Onychomal®, Onyster®), die der Patient mit einer wasser- und luftundurchlässigen Folie abdecken muss.

Systemische Therapie

Hat der Pilz allerdings über 50 Prozent eines Nagels und dabei vor allem den Bereich der Nagelmatrix oder mehr als drei Nägel befallen, hilft nur die orale Therapie mit verschreibungspflichtigen Antimykotika wie Terbinafin, Itraconazol und Fluconazol. In diesen Fällen ist der Pilz bis ins Nagelbett vorgedrungen und infiziert sofort jegliche sich neu bildende Nagelsubstanz. Weil in aller Regel drei Monate vergehen, bis ein Fingernagel vollständig neu gewachsen ist, muss der Patient die Arzneimittel entsprechend lange einnehmen. Fußnägel wachsen sogar noch langsamer: Sie brauchen bis zur vollständigen Neubildung sechs Monate bis zu einem Jahr. Manche Dermatologen bevorzugen die kontinuierliche Gabe, andere wählen eine Intervalltherapie (je nach Wirkstoff Einnahme nur 1 Woche pro Monat oder 1 Tag pro Woche). Die Heilungsraten schwanken zwischen 50 und 75 Prozent. Als unerwünschte Arzneimittelwirkungen kommen häufig Magen-Darm-Störungen sowie Hautreaktionen vor, selten steigen die Leberenzyme an, sehr selten treten schwere Leberschäden auf.

Andere Nagelveränderungen

Viele Menschen machen sich weiter keine Gedanken, wenn sich ihre Nägel verändern, zum Beispiel Längs- oder Querrillen, Dellen oder Beulen, Flecken oder Streifen entstehen oder sie sich weiß oder bräunlich verfärben. Bei solchen Nagelveränderungen sollten sich die Betroffenen an einen Hautarzt wenden, damit dieser ernste Erkrankungen ausschließt. Diese Veränderungen können auf Mangelerscheinungen oder diverse Krankheiten hinweisen (siehe Kasten).

Einige Ursachen für Nagelveränderungen

  • Darmerkrankungen
  • Eisenmangelanämie
  • Ekzeme
  • Lungenkrankheiten
  • Nierenerkrankungen
  • Psoriasis
  • Schilddrüsenüberfunktion

 

Brüchige Nägel sind dagegen oft »hausgemacht«. Zwar ist der Zustand der Nägel genetisch vorgegeben, doch so manches Nagelproblem entsteht erst durch falsche Pflege und unter aggressiven Umweltbedingungen.

Die folgenden Verhaltensregeln sorgen für gesunde Nägel, beugen also auch Pilzbefall vor. Am schädlichsten für Fingernägel ist der häufige Kontakt mit Wasser, Spül- und Putzmitteln, aber auch mit Lösungsmitteln im Labor. Mit der Zeit weicht Wasser die Nagelsubstanz auf und die Inhaltsstoffe der verschiedenen Mittel richten zusätzlichen Schaden an. Daher sollte jeder bei nassen und schmutzigen Arbeiten grundsätzlich Gummihandschuhe tragen. Um den Handschweiß aufzusaugen, können darunter Baumwollhandschuhe angezogen werden. Wen bei bestimmten Tätigkeiten Handschuhe stören, sollte stattdessen vorher eine Hautschutzcreme (zum Beispiel aus der Serie Stoko® Skin Care) anwenden.

Ein weiterer Tipp: Wer tagsüber lange Zeit Handschuhe getragen hat, sollte jeden Abend vor dem Zubettgehen eine pflegende Fettcreme oder ein Hautöl in Hände und Nägel einmassieren. Gegen brüchige Nägel helfen Spezialprodukte, die die Nagelplatte festigen und stärken. Ein wichtiger Aspekt für Männer: Die transparenten Lacke und Stifte hinterlassen keinen auffälligen Glanz. Ein Nagellack mit Silizium aus Schachtelhalmextrakt soll die Nägel mineralisieren (Sililevo®). Möchten Frauen ihre Nägel mit einem glänzenden Lack versehen, können PTA und Apotheker dermatologische Produkte empfehlen (wie La Roche-Posay Silicium Pastel oder Color Care). Stifte wie Nailer® oder vom Hersteller Scholl »Stift für Gesunde Nägel« oder »3in1 Sofort Nagelpflege« dienen der Pflege der Nägel und sollen einen Gelbstich und Verfärbungen beseitigen.

Bei schätzungsweise jedem fünften Deutschen ist das Nagelwachstum gestört, auch Onychodystrophie genannt. Besondere Nagelpflaster, die einmal pro Woche appliziert werden, sollen das gesunde Wachstum wiederherstellen (zum Beispiel Finevin® Plus Nagelpflaster).

Bei manchen Menschen wachsen die Fußnägel regelmäßig rechts und links in die Haut ein. Hier gilt die Empfehlung: Die Nägel immer gerade schneiden oder feilen, aber nie rund. Wer unter Empfindungsstörungen an Händen oder Füßen durch eine Polyneuropathie oder Diabetes mellitus leidet, lässt die Nagelpflege besser von einem Spezialisten durchführen. Menschen, die zu Schweißfüßen neigen, sollten Schuhe aus Leder oder Stoff tragen und diese nach dem Ausziehen gut trocknen. Zu Hause ist barfuß laufen angesagt. Im Schwimmbad, in der Sauna oder unter der Dusche im Fitnesscenter sind Badeschuhe Pflicht, danach die Füße immer sorgfältig abtrocknen. Wie Untersuchungen belegen, schützen Fußsprühanlagen nicht vor Pilzbefall.

E-Mail-Adresse des Verfasserin:
tschweig(at)online.de 

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