Scheidenpilz schnell gestoppt |
Christiane Eickhoff |
02.06.2010 11:46 Uhr |
Selbstmedikation
Schätzungsweise drei Viertel aller Frauen erkranken einmal in ihrem Leben an einer Vaginalmykose, viele sogar mehrfach. In den meisten Fällen verursachen Hefepilze der Gattung Candida die Infektion. Insbesondere Candida albicans spielt als Erreger eine große Rolle, aber auch Dermatophyten oder Schimmelpilze können Vaginalmykosen hervorrufen.
Eine gesunde Vaginalschleimhaut ist vor allem mit Milchsäurebakterien besiedelt, nach ihrem Entdecker auch Döderlein-Bakterien genannt. Letztlich hängt die Konzentration der Milchsäurebakterien vom Hormon Estrogen ab, denn Estrogen regt die Bildung von Glykogen in der Vaginalschleimhaut an. Glykogen wiederum wird von den Milchsäurebakterien zu Milchsäure verstoffwechselt, sodass der pH-Wert auf 3,8 bis 4,4 absinkt.
Neben den Döderlein-Bakterien befinden sich in jeder gesunden Vaginalflora auch pathogene Keime, zum Beispiel Streptokokken, Mykoplasmen, Clostridien und Candida albicans, der Keim, der am häufigsten eine Vaginalmykose verursacht. Dass die Anzahl dieser Keime gering bleibt, ist nur indirekt auf das saure Milieu zurück zu führen. Letztlich ist es das Stickstoffmonoxid NO, das bakterizid und viruzid wirkt. NO bilden entweder die Epithelzellen direkt bei einem pH-Wert unter 4,5, oder die Makrophagen setzen es frei.
Dieses System reagiert sehr sensibel auf Hormonstörungen. Aber auch eine Antibiotikatherapie bringt das Gleichgewicht durcheinander, und so treten anschließend vermehrt Infektionen auf.
Sensibilität und Diskretion
Das Beratungsgespräch zum Thema Vaginalmykose erfordert viel Fingerspitzengefühl. Art und Dauer der Beschwerden sowie mögliche Ursachen müssen besprochen werden. Das Gespräch fällt manchen Patientinnen von »Frau zu Frau« leichter. Unabdingbar dabei ist ein Beratungsplatz, der ein ungestörtes Gespräch erlaubt.
Typische Symptome sind Brennen und Jucken am Scheideneingang und den Schamlippen. Oft sind die inneren Schamlippen gerötet und geschwollen. Viele Patientinnen bemerken einen verstärkten Ausfluss, der weiß-gelblich und quarkähnlich bis krümelig ist. Hatte die Patientin bereits einmal eine Vaginalmykose, erkennt sie die Symptome meist sicher wieder. Tritt die Infektion zum ersten Mal auf, beschreibt sie andere Beschwerden oder nennt Risikofaktoren, muss sie unbedingt zuerst einen Arzt aufsuchen (siehe Kasten).
Mittel für die Selbstmedikation
Vaginalmykosen heilen zumeist nicht von selbst aus, deshalb sollte keine Frau lange abwarten. Beim ersten Verdacht auf eine Infektion sollten Schwangere sofort den Arzt aufsuchen.
Haben PTA oder Apotheker sich vergewissert, dass die Frau die Mykose selbst behandeln kann, ist Clotrimazol Mittel der ersten Wahl. Der Wirkstoff ist nicht nur gegen Candidapilze wirksam, sondern auch gegen einige Bakterienarten. Clotrimazol ist in der Selbstmedikation sowohl für die 1- als auch 3-Tages-Therapie zugelassen. Bei beiden Dosierungsschemata beträgt die intravaginale Gesamtdosis 500 beziehungsweise 600 mg. Die Wirksamkeit ist gleichwertig, vermutlich ist die Compliance bei der 1-Tages-Therapie besser. In der Beratung sollten PTA oder Apotheker die Patientin darauf hinweisen, dass sie auch bei der 1-Tages-Dosis erst nach drei bis vier Tagen eine merkliche Besserung der Symptome erwarten kann.
Nystatin ist ein weiterer Wirkstoff für die Selbstmedikation. Da er nur gegen Hefepilze wirkt, ist er Mittel der zweiten Wahl. Daher sollte zunächst ein Arzt klären, ob die Keime Nystatin-empfindlich sind. Für die Behandlung stehen Creme, Vaginaltabletten, -zäpfchen und -ovula zur Verfügung. Die Nystatintherapie muss jedoch mindestens sechs Tage lang erfolgen.
Tipps zur Anwendung
Der beste Applikationszeitpunkt ist, unabhängig von der Arzneiform, abends vor dem Zubettgehen. Die Frau sollte Ovulum, Vaginalzäpfchen, -tablette oder -creme liegend tief einführen. Bei starken äußerlichen Beschwerden an den Schamlippen sind Kombinationspräparate empfehlenswert, da Cremes diese effektiv lindern.
Ein wichtiger Hinweis für die Patientin: Sie muss die Behandlung unbedingt bis zu Ende führen. Deshalb sollte sie diese auch möglichst erst nach der Menstruation beginnen, da der Wirkstoff sonst verdünnt beziehungsweise ausgeschwemmt wird. Die einzige Ausnahme sind sehr starke Beschwerden. Außerdem sollten die Frauen wissen, dass die meisten Salben und Cremes das Material von Kondomen angreifen.
Rezidiven vorbeugen
Gerade weil die Infektionen häufig wiederkehren, sollten PTA oder Apotheker die Frauen darüber informieren, wie sie eine Behandlung sinnvoll unterstützen beziehungsweise einer erneuten Infektion vorbeugen können. Dabei ist unter anderem die richtige Intimpflege von entscheidender Bedeutung (siehe Kasten).
Aber auch eine Reihe weiterer Faktoren erhöhen das Risiko für eine (erneute) Infektion, unter anderem Stress, Rauchen, der Gebrauch von Tampons sowie Oral- und Analverkehr. Als Nachbehandlung einer lokalen antimykotischen oder oralen antibiotischen Therapie können Frauen den Aufbau der natürlichen Vaginalflora fördern. Im Handel sind rezeptfreie Präparate mit Lactobacillus-acidophilus-Kulturen in Vaginalzäpfchen oder Milchsäure als Vaginalgel in Einzeldosenapplikatoren.
Ein Tipp für den Saunabesuch: Die Frauen sollten ausschließlich auf dem eigenen Handtuch Platz nehmen. Bei Rezidiven sollte an die Behandlung des Partners gedacht werden. Der Erreger führt beim Partner zwar nicht zu einer Infektion, die Frau kann sich jedoch immer wieder erneut anstecken.
Schnell verfügbare Kohlenhydrate in der Nahrung, zum Beispiel Zucker oder Weißbrot, fördern das Wachstum von Pilzen. Das sollten die Frauen während der Behandlung berücksichtigen. Eine kohlenhydratarme Diät als prophylaktische Maßnahme bei häufigen Rezidiven ist allerdings umstritten.
Schwangere sind besonders gefährdet, an einer Vaginalinfektion zu erkranken. Dies ist wichtig, da Mykosen vorzeitige Wehen, einen Blasensprung und Frühgeburten verursachen können. Messen Schwangere jedoch ihren vaginalen pH-Wert zweimal wöchentlich selbst, zum Beispiel mit CarePlan® VpH-Testhandschuh, können sie die Infektion frühzeitig erkennen und behandeln. Studien haben gezeigt, dass sich dadurch die Frühgeburtenrate auf ein Minimum reduzieren ließ.
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