Union will auch Apotheken zur Kasse bitten |
21.06.2010 21:51 Uhr |
Union will auch Apotheken zur Kasse bitten
von Daniel Rücker
Viele Krankenkassen sind finanziell angeschlagen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will deshalb die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherungen senken. Auch die Apotheken sind betroffen.
Das erste Spargesetz ist noch nicht verabschiedet, da denkt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion schon an das nächste. Mindestens 2,2 Milliarden Euro zusätzlich will die Union im kommenden Jahr damit einsparen. Die Kosten für Krankenhäuser, Ärzte und Zahnärzte sollen gedeckelt werden Für die Apotheken ist ein höherer Apothekenabschlag an die Krankenkassen vorgesehen. Der lag 2009 nach einer Entscheidung der Schiedsstelle bei 1,75 Euro pro verordneter Arzneimittelpackung. Im kommenden Jahr soll er nach den Vorstellungen der Union auf 2,10 Euro steigen. Ebenfalls im Gespräch ist eine Absenkung der Großhandelsvergütung.
Das von den CDU-Gesundheitspolitikern Jens Spahn und Dr. Rolf Koschorreck entwickelte Konzept soll bei der Unionsfraktion auf viel Sympathie gestoßen sein. Die geplante Einsparsumme von 2,2 Milliarden Euro will die Union folgendermaßen erreichen: Die Krankenhäuser müssen 650 Millionen Euro einsparen. Die Krankenkassen selbst sollen ihre Verwaltungskosten einfrieren und 350 Millionen Euro einsparen. Der Großhandel wäre mit 400 bis 500 Millionen Euro dabei. Möglicherweise würde er einen Teil auf die Apotheker abwälzen, indem er ihnen schlechtere Einkaufskonditionen gewährt. Eine Erhöhung des Apothekenabschlags um 35 Cent – von 1,75 Euro auf 2,10 Euro – würde die Apotheker gut 250 Millionen Euro kosten. Bei den Ärzten will die Union nur indirekt sparen. Ihre Honorare sollen ab 2011 langsamer steigen, als bislang vorgesehen.
Die von der Union angepeilten 2,2 Milliarden Euro Einsparung reichen den Krankenkassen nicht. In einer Stellungnahme zum Sparpaket der Union begrüßte der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zwar die Pläne. Er forderte aber deutlichere Einschnitte bei Apothekern, Krankenhäusern und Ärzten. Für die Apotheken forderte der GKV-Spitzenverband, den Zwangsrabatt auf 2,30 Euro anzuheben – oder noch weiter, wenn dann noch Geld fehlt. Diese Position vertreten auch viele Einzelkassen. Die meisten Kassen fordern 2010 schon 2,30 Euro ein, obwohl es dafür keine Grundlage gibt. Der Abschlag für 2010 muss laut Gesetz zwischen dem Deutschem Apothekerverband und dem GKV-Spitzenverband ausgehandelt werden. Die meisten Kassen schaffen derzeit schon Fakten, indem sie bei den aktuellen Zahlungen an die Apotheken 2,30 Euro abziehen.
Würden die Sparpläne wie vorgeschlagen umgesetzt, wäre das für die Apotheken eine Katastrophe. Die Erträge stagnieren seit Jahren oder gehen sogar zurück. Die für 2009 vereinbarte Absenkung des Abschlags hat viele Apotheken wieder etwas stabilisiert. Sollte der Abschlag nun wieder auf 2,30 Euro angehoben und gleichzeitig die Einkaufsvorteile des Großhandels abgeschöpft werden, wäre der positive Effekt von 2009 schnell verpufft. Einige Apotheken kämen dann in erhebliche Bedrängnis.
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