Früherkennung der Hepatitis fördern |
20.05.2011 12:49 Uhr |
Von Rita Reckmann / Der diesjährige Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli ist der Auftakt der Kampagne »Eine Frage mehr« der Deutschen Leberhilfe e. V.
Um das Bewusstsein der Bevölkerung für Hepatitis zu schärfen, hat die Deutsche Leberhilfe im Jahr 2008 gemeinsam mit der World Hepatitis Alliance (WHA) den Welt-Hepatitis-Tag ins Leben gerufen. Seit 2010 ist dieser Tag ein offizieller Gesundheitstag der Weltgesundheitsorganisation (WHO), was die globale Brisanz des Themas noch unterstreicht.
Blutwerte im Blick
Zentrales Thema in diesem Jahr ist die Hepatitis-Früherkennung. Die Kampagne wendet sich gezielt an Allgemeinmediziner. Sie sollen ihren Patienten, egal aus welchen Gründen sie die Praxis aufsuchen, nur »eine Frage mehr« stellen: »Wollen wir Ihre Leberwerte gleich mit überprüfen?« Diese Frage seitens des Arztes trägt dazu bei, möglichst frühzeitig Hepatitis-Infektionen zu erkennen.
Aber auch PTA und Apotheker können einen Beitrag zur Früherkennung leisten. Sie könnten beispielsweise während eines Beratungsgespräches ebenfalls diese »eine Frage mehr« aufwerfen: »Haben Sie schon einmal daran gedacht, Ihre Leberwerte von Ihrem Hausarzt überprüfen zu lassen?«
Im Zusammenhang mit der Aktion »Eine Frage mehr« können Apothekenmitarbeiter ihre Kunden außerdem noch auf einen Online-Lebertest aufmerksam machen. Er lässt sich unter www.lebertest.de aufrufen. Interessierte können den Fragebogen anonym in sechs Schritten ausfüllen und erhalten als Antwort eine Abschätzung ihres persönlichen Hepatitis-Risikos sowie einen gezielten Beratungstext dazu.
In einigen Apotheken gehört es zum Dienstleistungsangebot, bei Kunden oder Patienten bestimmte Blutwerte zu messen. Zum Beispiel können sie in einem Tropfen Blut aus der Fingerkuppe die Konzentrationen der Enzyme Gamma-GT (Gamma-Glutamyl-Transpeptidase), GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) und GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) bestimmen. Ergibt die Messung erhöhte Werte, raten PTA oder Apotheker dem Patienten, möglichst bald einen Arzt aufzusuchen, damit dieser eine exakte Diagnose stellt.
Schließlich gibt es noch einen Selbsttest für zu Hause (wie Atlas Home® Test Leberfunktion), mit dem Kunden Rückschlüsse auf die Leberfunktion ziehen können. Die Teststäbchen werden kurz in den Urin getaucht und zeigen nach 30 bis 60 Sekunden an, ob die Konzentrationen von Bilirubin und Urobilinogen erhöht sind. Wenn die Werte nicht im Normbereich liegen, sollten die Patienten einen Arzt aufsuchen.
Globales Problem
Nach Angaben der WHO hat etwa ein Drittel der Weltbevölkerung (2 Milliarden) eine Hepatitis-B-Infektion durchgemacht, während circa 5 Prozent (350 Millionen) chronisch mit Hepatitis-B-Viren infiziert sind. Etwa 3 Prozent hatte Kontakt mit Hepatitis-C-Viren und rund 170 Millionen Menschen gelten als chronisch infiziert. Auch Millionen von Bundesbürgern sind leberkrank. Oft wissen die Betroffenen aber nichts von ihrer Erkrankung, denn die Leber »leidet stumm«: Die ersten Symptome treten erst Jahre nach der Infektion auf. »Viele Betroffene werden leider erst klinisch auffällig, wenn sie bereits an einer fortgeschrittenen Lebererkrankung leiden«, meint Professor Dr. med. Claus Niederau, Internist und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe. Unbehandelt entwickeln Infizierte nach Jahren lebensgefährliche Spätfolgen wie Zirrhose und Leberkrebs. Beide Hepatitisformen ließen sich jedoch früh diagnostizieren und wirksam behandeln. Je früher die Infektion entdeckt wird, desto besser lässt sie sich therapieren: Hepatitis B ist kontrollierbar, Hepatitis C sogar heilbar!
Die Initiatoren der Kampagne
Vor über 20 Jahren gründeten engagierte Patienten den gemeinnützigen und bundesweit tätigen Verein Deutsche Leberhilfe e.V. Er hat sich zur Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten entwickelt. Als Hauptziel verfolgt die Deutsche Leberhilfe, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, indem sie Patienten und deren Angehörige berät und Informationsschriften in verständlicher Sprache herausgibt.
Ein weiteres Ziel ist, die Bevölkerung über mögliche Ursachen, Verlauf, Therapie und Verhütung von Leberkrankheiten zu informieren. Dies soll langfristig dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und den schlechten Ruf der Lebererkrankungen als »selbstverschuldete« Krankheiten zu verbessern.
Die Geschäftsstelle des Vereines ist in Köln. Geleitet wird die Deutsche Leberhilfe von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand, ein wissenschaftlicher Beirat unterstützt sie in medizinischen Fragen. Dem Beirat gehören namhafte Fachärzte und Wissenschaftler an, die die Richtigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen gewährleisten.
Aufmerksamkeit wecken
Bereits in den vergangenen Jahren hat die Organisation mit ihren Kampagnen zum Welt-Hepatitis-Tag durch öffentlichkeitswirksame Aktionen für große Aufmerksamkeit gesorgt. Vor allem die Aktion »Bin ich die Nummer 12?« in den Jahren 2008 und 2009 war ein Erfolg und stieß auf breites Interesse der Medien und der Öffentlichkeit. Auch in diesem Jahr wird wieder eine Anzeigenkampagne in den Printmedien gestartet, wobei die Adressaten dieses Jahr wie erwähnt in erster Linie die Allgemeinmediziner sind.
Den Welt-Hepatitis-Tag koordiniert weltweit die World-Hepatitis-Alliance (WHA). Diese internationale, nicht-staatliche Organisation repräsentiert circa 200 Hepatitis-B- und -C-Gruppen aus verschiedenen Ländern der Erde und versteht sich als globales Sprachrohr für Millionen Hepatitis-Betroffene. /