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Interview

Nagelpilz heilt nie von selbst

20.05.2011  12:48 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler / Verfärbte, verdickte, bröselige Nägel: Nagelpilz ist mehr als ein kosmetisches Problem. Von selbst heilt die Mykose nie ab. Onychomykosen werden lokal und systemisch behandelt. Die Referentin der Bayerischen Landesapothekerkammer, Apothekerin Dr. Andrea Dick, erklärt, was bei der Therapie zu beachten ist.

PTA-Forum: Kann der Patient einen Nagelpilz selbst behandeln, ohne vorher beim Arzt gewesen zu sein?

Dick: Die Diagnose muss immer ein Arzt stellen. Obwohl schätzungsweise 12 Prozent der Bevölkerung einen Nagelpilz haben, steckt nicht hinter jedem verfärbten, verdickten oder bröseligen Nagel ein Pilz. Möglicherweise ist auch ein Nagelekzem der Grund für die Veränderung oder eine systemische Erkrankung. Auch scharfe Putzmittel und Nagellackentferner machen Nägel brüchig. Die Differenzialdiagnose ist außerdem deshalb so wichtig, weil die Behandlung einer Onychomykose lange dauert und vom Patienten viel Geduld verlangt.

PTA-Forum: Wann reicht eine Lokaltherapie und wann ist die Einnahme von Antimykotika notwendig?

Dick: Wenn weniger als die Hälfte eines Nagels und nur der obere Teil befallen ist, reicht eine lokale Therapie. Wenn der Pilz schon den gesamten Nagel oder mehrere Nägel infiziert hat, wird die lokale mit einem systemischen, verschreibungspflichtigen Antimykotikum kombiniert. Die Kombination ist effektiver als die systemische Monotherapie.

PTA-Forum: Muss der Nagel vorher gezogen werden?

Dick: Nein, das ist obsolet. Die Extraktion ist sehr schmerzhaft und löst manchmal bleibende Nagelwachstumsstörungen aus. Allerdings kann die Auflösung des kranken Nagels, zum Beispiel mit 20- bis 40-prozentigen Urea-Zubereitungen, das Behandlungsergebnis verbessern.

PTA-Forum: Kann der Patient auch eine Fußpilzcreme auf den Nägeln verwenden?

Dick: Nein. Die Salben und Sprays zur Fußpilz-Behandlung sind bei Nagelpilz ungeeignet. Mit diesen galenischen Formen werden die Infektionsherde unter dem ­Nagel gar nicht erreicht. Für die topische Therapie sind Ciclopirox- und Amorolfin-haltige Nagellacke empfehlenswert.

PTA-Forum: Wie werden diese Nagellacke bei Nagelpilz angewendet?

Dick: Vor der Anwendung muss der Patient den erkrankten Nagel feilen und alten Lack entfernen. Anschließend trägt er den Lack auf den gesamten Nagel auf. Wichtig: die seitlichen Nagelanteile sorgfältig bestreichen, damit der Wirkstoff ausreichend eindringen kann. Mittlerweile steht Ciclopirox auch in einer besonderen Lacktechnologie zur Verfügung, die das Feilen überflüssig macht.

PTA-Forum: Was tun, wenn sich der Patient nicht mehr bücken kann, um seine Fußnägel zu behandeln?

Dick: Idealerweise nimmt dann ein Angehöriger die topische Therapie regelmäßig vor. Denn das ist die Voraussetzung für den Therapieerfolg. Andernfalls bleibt nur die systemische Monotherapie. Da in diesem Fall die Rezidivrate ziemlich hoch ist, sollte die erkrankte Nagelplatte vorher abgelöst werden.

PTA-Forum: Welche Wirkstoffe kommen bei der systemischen Therapie zum Einsatz, und wie lange muss der Patient diese einnehmen?

Dick: Dafür stehen das Allylamin Terbinafin sowie die beiden Triazol-Derivate Itraconazol und Fluconazol zur Verfügung. Griseofulvin gilt als Reservesubstanz. PTA oder Apotheker sollten dem Patienten unbedingt die korrekte Anwendung erklären.

Von Terbinafin muss er drei bis sechs Monate lang täglich 250 mg unabhängig von den Mahlzeiten nehmen. Itraconazol wird als Intervalltherapie verordnet. Das heißt, der Patient nimmt eine Woche lang täglich zweimal 200 mg unmittelbar nach einer Mahlzeit ein, gefolgt von drei Wochen Therapiepause. Dieser Zyklus ist dreimal nötig.

Fluconazol wird nur einmal pro Woche in der Dosis von 150 oder 300 mg unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt, wobei die Behandlung bis zur Heilung fortgesetzt werden muss.

PTA-Forum: Warum sind Protonenpumpenblocker kritisch für Patienten, wenn sie gleichzeitig Antimykotika zur Nagelpilztherapie einnehmen?

Dick: Dies gilt für Itraconazol, denn es wird nur bei niedrigem Magen-pH-Wert gut resorbiert. Daher dürfen PTA oder Apotheker dem Patienten bei Sodbrennen weder Protonenpumpenblocker noch H2-Blocker empfehlen. Bei Antacida reicht ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden zur Itraconazol-Einnahme. Das alles muss bei Terbinafin und Fluconazol nicht bedacht werden.

Ich möchte noch auf die vielen Wechselwirkungen der systemischen Antimy­kotika mit anderen Arzneistoffen hinweisen, die vor allem auf dem Metabolismus über Cytochrom-P450-Isoenzyme beruhen. Grundsätzlich sollte in der Apotheke jedes Selbstmedikationsarzneimittel auf sein Interaktionspotenzial mit dem Antimyko­tikum geprüft werden.

PTA-Forum: Wie lange dauert die Therapie einer Nagelmykose?

Dick: Bei konsequenter Therapie sind Behandlungserfolge erst nach Wochen sichtbar. Das muss der Patient wissen, damit er durchhält. Je nach Nagelwachstum dauert die Therapie bei Onychomykosen der Finger sechs bis neun und der Zehen bis zu zwölf Monate. /

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