Ein Plus für die Karriere |
25.05.2012 17:17 Uhr |
Von Michael van den Heuvel / Zwischen Pharmazie, Berufspolitik und überfachlichen Themen: Apothekenangestellte aller Berufsgruppen konnten beim Erlebnis- und Gewerkschaftstag am 21. April in Hamburg ihre Kompetenzen in vielen Bereichen erweitern. Den Streifzug durch die moderne Apothekenwelt ließen sich auch viele PTA nicht entgehen.
Immer mehr Arbeitnehmer mühen sich mit elektronischen Bewerbungen ab – auch Apothekenleiter erwarten teilweise Anschreiben, Zeugnisse oder den Lebenslauf per E-Mail. Hier gab Michael van den Heuvel Tipps aus der Praxis. Social Media wie Facebook kannten viele Teilnehmer des Erlebnis- und Gewerkschaftstages eher zur Pflege ihres Freundeskreises. Portale wie Xing und LinkedIn haben sich dagegen längst zum Karrieresprungbrett gemausert, vorausgesetzt, ein paar grundlegende Regeln rund um Datenschutz, Inhalt und Gestaltung werden beachtet.
Die neue Anstellung ist gefunden, man hat sich eingearbeitet, berät effizient und hat neue Stammkunden gewonnen. Dann ist für manche die Zeit gekommen, ihr Gehalt neu zu verhandeln.
Heikle Gespräche erfolgreich führen
Adexa-Rechtsanwältin Minou Hansen und Kommunikationstrainerin Martina Simon zeigten, wie es funktioniert: Gezielte Vorbereitung, effiziente Gesprächsstrategie und strukturierte Nachbereitung sichern den Erfolg in so mancher schwierigen Situation. Wer auf vermeintliche Gegenargumente vorbereitet ist und sich auch in die Situation des Gegenübers hineinversetzt, hat die besseren Karten. Das gilt nicht nur für Gespräche mit dem Chef, sondern ebenfalls für den Dialog mit Kunden – gerade bei komplizierten Themen.
In der Offizin klagen viele Patienten über Kreuzschmerzen. Die Auswahl an wirksamen Arzneistoffen gegen die Beschwerden ist groß, ob OTC, Rx oder sogar BtM. Doch manche können bei Dauerverschreibung unwirksam werden oder sogar in die Medikamentenabhängigkeit führen, wie Professor Dr. Annette Becker, Philipps-Universität Marburg, darstellte. Sie informierte über die Wege der leitliniengerechten Therapie, verwies aber auch auf deren Grenzen und lobte vor allem multimodale Konzepte. Bei der Arzneimitteltherapie forderte Becker eine starke Kooperation zwischen Arztpraxis und Apotheke – chronische Schmerzpatienten müssten langfristig betreut werden. Doch wie soll das funktionieren?
Kooperation mit Arztpraxen gefragt
Mit großem Aufwand haben die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ein gemeinsames Modell zum Medikationsmanagement entwickelt: Demnach verschreiben Ärzte den Wirkstoff, inklusive Dosierung, Darreichungsform und Therapiedauer. PTA oder Apotheker wählen dann das passende Präparat unter pharmazeutischen, aber auch ökonomischen Gesichtspunkten.
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, sieht darin eine große Chance, die Anzahl unerwünschter Arzneimittelwirkungen zu reduzieren. Noch sind viele Punkte offen, etwa Fragen zur Honorierung oder zur Modellregion, bevor das Konzept in der Praxis erprobt wird. Overwiening warnte allerdings, rein ökonomische Maßstäbe anzulegen und die Chancen für die Patienten aus den Augen zu verlieren.
Apothekenbetriebsordnung nicht nur Chefsache
Die Änderungen der Apothekenbetriebsordnung werden das gesamte Apothekenteam betreffen: ABDA-Justiziar Lutz Tisch gab einen Überblick und erläuterte, welche Maßnahmen die Qualität öffentlicher Apotheken verbessern sollen, etwa verpflichtende Qualitätsmanagementsysteme (QMS). Auch in Rezeptur und Defektur wird der Aufwand durch Dokumentationspflichten deutlich steigen. Andererseits schreibt der Gesetzgeber vor, dass Beratung zur Pflicht wird – jeweils orientiert am Wissensstand des Patienten. »Apotheken light« ohne Rezeptur sind aus der ApBetrO-Novelle wieder verschwunden, und Bereitschaftsdienste lassen sich innerhalb eines Filialverbundes ebenfalls nicht übertragen. Am 9. Mai hat die Bundesregierung endgültig grünes Licht gegeben – voraussichtlich tritt die Verordnung im Juni in Kraft.
Mit viel Wissen rund um Pharmazie, Politik und Kommunikation haben die Besucher des Erlebnis- und Gewerkschaftstages jetzt einfach bessere Karten – in der Offizin, aber auch bei Bewerbungen oder schwierigen Gesprächen mit Vorgesetzten. /
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