Tipps für die Beratung |
25.05.2012 16:54 Uhr |
Von Andrea Gerdemann / Da der Therapieerfolg davon abhängt, sollten PTA oder Apotheker sich bei der Medikamentenabgabe immer erkundigen, ob der Patient bezüglich der Anwendung seiner Arzneimittel Fragen hat. Insbesondere bei Augen- und Ohrentropfen, transdermalen therapeutischen Systemen und Dosieraerosolen sind Anwendungsempfehlungen unerlässlich.
Bei Ohrentropfen sollten PTA und Apotheker den Patienten darauf hinweisen, die Flasche oder das Einmaldosenbehältnis vor der Anwendung in der Hand zu erwärmen. Ohren reagieren äußerst empfindlich auf Kälte und schmerzen dann umso mehr. Aufgrund der unterschiedlichen Anatomie empfiehlt es sich, vor dem Einträufeln in den Gehörgang bei Erwachsenen und Jugendlichen die Ohrmuschel nach hinten und oben und bei Säuglingen und Kleinkindern nach hinten und unten zu ziehen. Am besten sollte der Patient den Kopf während der Anwendung zur Seite neigen oder sich auf eine Seite legen und in dieser Stellung mindestens ein bis zwei Minuten verbleiben. So können die in der Regel viskosen Ohrentropfen den Gehörgang vollständig benetzen.
PTA oder Apotheker sollten empfehlen, den Gehörgang nicht mit Watte zu verschließen. Sonst kann eine feuchte Kammer entstehen, die Bakterien und Pilzen optimale Wachstumsbedingungen bietet.
Ohrentropfen zur mehrmaligen Anwendung dürfen in der Regel vier Wochen lang verwendet werden. Manchmal verordnen Ärzte Augentropfen zur Anwendung am Ohr, weil einige Wirkstoffe nur als Augentropfen im Handel sind. In diesen Fällen ist es besonders wichtig, dass PTA oder Apotheker den Patienten über die richtige Anwendung aufklären, um Missverständnissen vorzubeugen.
Vorsicht Verschmutzung
Arzneiformen für die Anwendung am Auge unterliegen strengen hygienischen Vorschriften, um einen mikrobiellen Befall zu vermeiden. Grundsätzlich gilt, vor der Anwendung die Hände zu waschen und Sekretreste zu entfernen, die die Augen beispielsweise bei einer Bindehautentzündung verkleben. Die angenehmste Körperhaltung zum Eintropfen sollte jeder Patient selbst bestimmen, manche stehen, andere sitzen lieber. Für ältere Patienten ist es auch hilfreich, sich hinzulegen.
Wie bei Ohrentropfen ist es sinnvoll, die Augentropfen vor der Anwendung leicht zu erwärmen. Bei kalten Tropfen bildet das Auge mehr Tränenflüssigkeit und der Wirkstoff wird dann schneller abtransportiert. Der Patient sollte immer darauf achten, mit dem Rand der Tube oder des Tropfers nicht das Auge, den Lidrand oder die Wange zu berühren, da dies die Flüssigkeit verunreinigen kann. Deshalb sollte er das Augentropfenbehältnis nach dem Gebrauch sofort wieder verschließen.
Meistens werden Augenarzneien in den unteren Bindehautsack geträufelt. Dazu zieht der Patient das Unterlid nahe dem Wimpernansatz leicht nach unten und schaut nach oben. Um den Lidschlag für kurze Zeit zu unterdrücken, empfiehlt es sich, einen Punkt an der Zimmerdecke zu fixieren. Das Augentropfenbehältnis wird dann möglichst nah an den Bindehautsack herangeführt und ein Tropfen in diesen appliziert. Damit sich der Wirkstoff gut auf der Hornhaut verteilen kann, sollte der Patient danach die Augen mindestens ein bis zwei Minuten lang schließen und den Augapfel hin- und herbewegen, so als würde er nach oben, unten, rechts und links schauen. Wenn er zusätzlich leichten Druck auf die Tränenkanälchen ausübt, lässt sich dadurch das schnelle Abfließen des Wirkstoffes verhindern. Weitere Beratungshinweise finden sich im Kasten.
Wirkstoffe unter die Haut
Bei Wirkstoffpflastern, den sogenannten transdermalen therapeutischen Systemen (TTS), unterscheidet man Matrix- und Membranpflaster. Die sehr dünnen Matrixpflaster enthalten den Wirkstoff in einer Matrix gelöst oder suspendiert, die gleichzeitig als Klebeschicht dient. Bei Membranpflastern liegt der Wirkstoff in einem Reservoir vor, meistens in einer Flüssigkeit oder einem alkoholhaltigen Hydrogel gelöst. Hier steuert eine Kontrollmembran die Freisetzung des Wirkstoffes.
Ein TTS kann zerschnitten werden, wenn der Wirkstoff in der gesamten Schicht gleichmäßig verteilt vorliegt. Wichtig ist, auch auf die Klebeschicht zu achten: Haftet das Pflaster nur am Rand, besteht beim Zerschneiden die Gefahr, dass es sich vorzeitig ablöst. Die meisten Membranpflaster sind nicht teilbar, weil Zerschneiden die Kontrollmembran zerstört. In der Konsequenz würde beim Zerschneiden der gesamte Wirkstoff sofort freigesetzt (Dose Dumping).
Da sich zuerst ein Wirkstoffdepot in der Haut aufbauen muss, tritt bei allen TTS die Wirkung nach dem Aufkleben verzögert ein. Gleiches gilt nach dem Entfernen des Pflasters: In diesem Fall baut sich das bereits in der Haut vorhandene Wirkstoffdepot langsam wieder ab. In der Regel sind die Pflaster in einer Folie verpackt, die zum Öffnen leicht auseinander gezogen wird. Eine Schere könnte das Pflaster beschädigen.
Hinweise für die korrekte Applikation von TTS
Wie häufig der Patient das Pflaster wechseln soll, entscheidet der Arzt. Um Hautreizungen zu vermeiden, sollte er für das neue Pflaster stets eine andere Hautstelle wählen. Schwimmen, Baden und Duschen ist auch mit dem Pflaster erlaubt. Beim Saunagang jedoch können hohe Temperaturen und starkes Schwitzen die Klebefähigkeit des Pflasters beeinträchtigen. Ein Tipp: Das Pflaster ablegen und nach den Saunagängen erneut aufkleben. Das Applikationsintervall bleibt hierbei unverändert.
PTA oder Apotheker sollten den Patienten darauf hinweisen, dass das Pflaster auch nach der Tragedauer noch beachtliche Wirkstoffmengen enthält. Unerlässlich ist die kindersichere Entsorgung über den Hausmüll, indem man das Pflaster mit der Klebeseite nach innen in der Mitte zusammenfaltet und es dann in die Folie des neu aufzuklebenden Pflasters packt.
Gerade bei Dosieraerosolen beeinträchtigt falsches Inhalieren die Wirksamkeit der Behandlung enorm. Vor allem ältere Patienten oder Kinder sind bei der Anwendung oft überfordert, da sie eine gewisse Koordination von ihnen verlangt. PTA und Apotheker sollten daher den Patienten den Mechanismus des Aerosols detailgenau erklären und das Inhalieren gemeinsam mit dem Patienten, zum Beispiel mit Demomaterial, üben.
Richtig inhalieren
Kinder oder Senioren können Inhalationshilfen nutzen, beispielsweise einen Spacer. Dieses ballonähnliche Hilfsmittel setzt der Patient auf das Mundstück, bevor er einen Sprühstoß auslöst. Anschließend kann er das Aerosol langsam inhalieren, das Koordinieren von Auslösen und Einatmen entfällt. Wer sein Inhalierspray über einen längeren Zeitraum nicht benutzt hat oder erstmalig anwendet, muss zunächst einige Sprühstöße in die Luft abgeben, bevor das Spray einsatzbereit ist.
Bei der Abgabe eines Cortisonsprays sollten PTA oder Apotheker den Patienten darauf hinweisen, nach dem Inhalieren seinen Mund auszuspülen, die Zähne zu putzen oder eine Kleinigkeit zu essen, um Infektionen im Mund- und Rachenbereich zu vermeiden.
Tipps für richtiges Inhalieren mit Dosieraerosolen
Zur sachgerechten Anwendung eines Dosieraerosols gehört auch die regelmäßige Reinigung des Mundstücks, mindestens einmal pro Woche unter fließendem warmen Wasser, denn mögliche Rückstände verstopfen die feinen Durchgänge. Das feuchte Mundstück kann an der Luft trocknen.
Die Sprays dürfen weder hohen Temperaturen noch direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Bei hohen Temperaturen, wie sie in den Sommermonaten oft im Innenraum oder im Handschuhfach des Autos vorherrschen, könnte das Spray explodieren. Auch vor Minusgraden sollte das Spray geschützt werden, da Treibgasdosen bei Temperaturen unterhalb von -15 °C infolge der Druckverringerung nur eingeschränkt funktionieren. Ein Sprühstoß enthält dann nur eine verringerte Wirkstoffdosis. Leere Dosieraerosole können mit dem Restmüll entsorgt werden. /
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