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Komplexbildung

Achtung, Abstand halten! Interaktionen mit Antibiotika

An Wechselwirkungen durch Komplexbildung mit mehrwertigen Kationen müssen PTA und Apotheker auch bei der Behandlung mit Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline und der Gyrasehemmer denken. Durch die Komplexbildung kann das Antibiotikum aus dem Magen-Darm-Trakt nur vermindert resorbiert werden, es kann also nicht ausreichend wirken. Auch hier gilt: Der zeitliche Abstand zwischen der Einnahme des Antibiotikums und Milch, Milchprodukten und/oder Arzneimitteln oder Mineralstoffpräparaten mit polyvalenten Kationen sollte möglichst groß sein. PTA und Apotheker können hierzu gemeinsam mit dem Patienten eine Einnahmestrategie entwickeln: Muss das Antibiotikum zum Beispiel zweimal täglich (morgens und abends) eingenommen werden, kann der Patient Mineralstoffpräparate zum Mittagessen einnehmen. Meist ist es bei Mineralstoffen auch kein Problem, die Einnahme während der kurzen Zeit der Antibiotika-Einnahme auszusetzen. /

Die mögliche Wechselwirkung zwischen dem Schilddrüsenhormon L-Thyroxin (Levothyroxin) und mehrwertigen, sogenannten polyvalenten Kationen zählt zu den häufigsten Interaktions­meldungen in der Apotheke.

Levothyroxin wird bei Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt, etwa bei Hypothyreose oder beim Struma. Mehrwertige Kationen bilden bei gleichzeitiger Einnahme Komplexe mit Levothyroxin, und die Bioverfügbarkeit des Schilddrüsenhormons sinkt. Das heißt, Levothyroxin steht dem Körper nicht in ausreichender Dosis zur Verfügung. So können zum Beispiel Symptome einer Unterfunktion wie eine Gewichtszunahme oder Müdigkeit auftreten.

 

Für die Komplexbildung sind vor allem Calcium-, Eisen- und Aluminium-Ionen relevant, die in Milch und Milchprodukten, Mineralwässern (Calcium), Antazida (Calcium, Aluminium) und in Mineralstoffpräparaten enthalten sind. Magnesium-Ionen interagieren wohl nicht mit dem Schilddrüsenhormon.

Morgens nüchtern

Generell soll der Patient die tägliche Dosis L-Thyroxin morgens nüchtern eine halbe Stunde vor dem Frühstück einnehmen, so wird das Hormon besser resorbiert. PTA und Apotheker sollten den Patienten aufgrund der möglichen Interaktion empfehlen, die Tabletten mit Leitungswasser einzunehmen, denn einige Mineralwässer enthalten größere Mengen an mehrwertigen Kationen wie Calcium-Ionen.

 

Normalerweise müsste der Patient zwischen der Einnahme des Schilddrüsenhormons und Präparaten oder Nahrungsmitteln mit polyvalenten Kationen mindestens zwei Stunden Abstand halten. Nimmt er das Schilddrüsenhormon aber relativ kurz vor dem Frühstück ein, hieße das, er müsste immer auf Milch, Quark oder Joghurt beim Frühstück verzichten. Das ist natürlich für die meisten Patienten kaum umsetzbar und unrealistisch. Der Arzt, der den Patienten anhand seines Schilddrüsenhormonstatus‘ individuell auf die Dosis von L-Thyroxin einstellt, wird die Frühstückgewohnheiten bei der Verordnung berücksichtigen und dem Patienten zum Beispiel eine etwas höhere Dosis verschreiben, wenn er regelmäßig Milch zum Frühstück zu sich nimmt. Eine Scheibe Käse auf dem Brot oder Milch im Kaffee ist also meist unproblematisch.

 

Bei anderen Präparaten ist es einfacher, die Wechselwirkung zu vermeiden: Arzneimittel oder Mineralstoffpräparate, die mehrwertige Kationen enthalten, können beispielsweise zum Mittag- oder Abendessen eingenommen werden, um den nötigen Abstand zum Schilddrüsenhormon einzuhalten. Eisenhaltige Arzneimittel sollen wie auch Levothyroxin morgens nüchtern eingenommen werden. Hier empfiehlt es sich, das Eisenpräparat eine halbe Stunde vor dem Mittag- beziehungsweise Abendessen oder bei schlechter Verträglichkeit zu diesen Mahlzeiten (eventuell mit einem Glas Orangensaft) einzunehmen. Nimmt der Patient neben L-Thyroxin regelmäßig Antazida ein, können PTA und Apotheker ihm raten, das Antazidum erst zwei Stunden und nicht bereits eine Stunde nach der Mahlzeit einzunehmen. Sie können auch gemeinsam mit dem Patienten überlegen, ob vielleicht ein Protonenpumpenhemmer in diesem Fall die bessere Wahl ist. Veränderungen bei der Einnahme sollten Patienten aber immer mit ihrem Arzt absprechen, besonders dann, wenn die Arzneimittel schon längere Zeit in gleicher Weise eingenommen werden.

Bisphosphonat Empfohlener Abstand
Alendronsäure (wie Fosamax®, Tevanate®) 30 Minuten
Risedronsäure (wie Actonel®) 30 Minuten
Ibandronsäure (wie Bondronat®) Einnahme nach Nüchternperiode von mind. 6 Stunden, danach 30 Minuten
Clodronsäure (wie Bonefos®, Ostac®) 1 Stunde
Etidronsäure (wie Etidronat Jenapharm®) 2 Stunden vor oder nach der Einnahme

Tabelle: Auswahl oraler Bisphosphonate und der empfohlene Einnahmeabstand zu anderen Arzneimitteln

 

Viele Osteo­porose-Patienten müssen neben dem Bisphosphonat auch ein Calciumpräparat einnehmen. PTA und Apotheker sollten ihnen empfehlen, Calcium nicht auch zum Frühstück, sondern zu einer anderen Mahlzeit einzunehmen. Wird das Bisphosphonat nur einmal wöchentlich genommen, ist es auch möglich, am Einnahmetag auf Calcium beziehungsweise Calcium und Vitamin D zu verzichten. Im Handel gibt es auch Wochenpackungen (Actonel® plus Calcium beziehungsweise plus Calcium D, Tevabone®), die dieses Prinzip umsetzen: An einem Tag enthält die Packung eine Tablette mit der wöchentlichen Dosis des Bisphosphonats, an den anderen Tagen Calcium oder eine Kombination von Calcium und Vitamin D.

Wirkstoffe, die Komplexe mit Calciumionen (aus Milch und Milchprodukten) bilden

  • Bisphosphonate (Osteoporose-Therapie)
  • Antibiotika: Gyrasehemmer (zum Beispiel Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin) und Tetracycline (Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin, Tigecyclin)
  • Schilddrüsenhormone
  • Strontiumranelat (zur Behandlung schwerer Osteoporose)
  • Eisensalze
  • Eltrombopag (Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist zur Behandlung der Thrombozytopenie; Abstand mindestens 4 Stunden!)
  • Estramustin (Zytostatikum)

Bisphosphonate und Kationen

Auch Bisphosphonate für die Osteoporose-Therapie bilden mit mehrwertigen Kationen schlecht resorbierbare Komplexe. Der empfohlene zeitliche Einnahmeabstand zu Präparaten oder Lebensmitteln, die mehrwertige Kationen enthalten, unterscheidet sich bei den einzelnen Substanzen (siehe Tabelle). Auch hier sollten die Patienten die Bisphophonat-Tablette mit einem großem Glas Leitungswasser einnehmen, nicht mit Mineralwasser.

Zusammenfassung

  • Schilddrüsenhormone, Bisphosphonate und einige Antibiotika bilden Komplexe mit mehrwertigen Kationen, dadurch sinkt die Bioverfügbarkeit der Arzneistoffe.
  • Relevant sind vor allem Calcium-, Magnesium-, Eisen- und Aluminium-Ionen, daher ist Vorsicht geboten bei Milch und Milchprodukten, einigen Mineralwässern, Antazida und Mineralstoffpräparaten.
  • Die Interaktion lässt sich durch einen mehrstündigen Abstand vermeiden.
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