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Borreliose und FSME

Update zur Zeckensaison

18.03.2016  13:05 Uhr

Von Verena Arzbach, Stuttgart / Zecken sind in Deutschland mittler­weile nicht mehr nur im Sommer, sondern fast das ganze Jahr über aktiv – und sie lauern auch im eigenen Garten. Das berichteten Biologen bei einer Pressekonferenz an der Universi­tät Hohenheim in Stuttgart anlässlich des dritten ­Süddeutschen Zeckenkongresses.

»Der Klimawandel hat die Zecke in Deutschland zu einem quasi ganzjährig aktiven Tier gemacht«, sagte Professor Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. Die Zecken sind bereits ab Februar aktiv und bleiben es bis in den Dezember hinein. »Wir sind es nicht gewohnt, in ehemals kalten Monaten mit Zeckenstichen zu rechnen, und schützen uns nicht dementsprechend«, so Mackenstedt. Auch Ärzte würden im Winter bei Symptomen, die auf eine Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) hindeuten, mitunter nicht an einen Zeckenstich denken.

Auch daran, dass Zecken nicht nur im Wald und auf Wiesen, sondern auch in Gärten leben, denken viele nicht. Mackenstedt leitet seit 2014 eine Studie, in deren Rahmen rund 100 Gärten im Großraum Stuttgart zweimal pro Monat auf Zecken kontrolliert werden. »Inzwischen konnten wir in 60 Prozent aller Gärten Zecken nachweisen«, so Mackenstedt. Die Wissenschaftler fanden dabei nicht nur den Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), sondern auch deutlich seltenere Zeckenarten wie die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) und Ixodes frontalis. Rund 2 Prozent der im Rahmen der Studie gesammelten Zecken wurden positiv auf Borrelien-Bakterien getestet, FSME-Viren konnten die Forscher bislang allerdings nicht nachweisen. Die Zwischenergebnisse der laufenden Studie beschränken sich bislang zwar auf den Großraum Stuttgart. Mackenstedt geht aber davon aus, dass sie sich auch auf andere Städte übertragen lassen.

Überraschend sei, dass sich die Zecken anscheinend in recht unterschiedlichen Umgebungen wohlfühlen: Verwilderte Gärten am Waldrand seien ebenso bevölkert wie gepflegte Stadtgärten, berichtete die Studienleiterin. Allerdings begünstigten die Nähe zum Wald, hohes Gras und Unterholz das Auftreten großer Zeckenpopulationen. Eingeschleppt würden die Zecken von Haus-, Wild- und Nagetieren. »Man kann einen Garten also gar nicht zecken­frei halten«, so Mackenstedts Schlussfolgerung. »Einmal eingeschleppt, bilden sie stabile Populationen.« Umso wichtiger sei es, sich entsprechend zu schützen (siehe Kasten).

Gut geschützt

  • Geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen tragen
  • Socken möglichst über die Hosenbeine ziehen.
  • Helle Kleidung ist besser als dunkle, da man Zecken darauf besser erkennen kann.
  • Repellentien halten Zecken für eine gewisse Zeit fern.
  • Nach Aufenthalt im Freien den Körper und die Kleidung nach Zecken absuchen und möglichst rasch entfernen. So lässt sich ein Zeckenstich womöglich verhindern, denn Zecken stechen oft erst, wenn sie sich schon mehrere Stunden auf dem Körper befinden.

Risiko-Gebiete

Nicht nur im Verlauf des Jahres, auch geografisch breite sich die Aktivität der Zecken aus, berichtete Gerhard ­Dobler, Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr und des Deutschen Konsiliarlabors für FSME bei der Pressekonferenz. Gebiete, in denen ­FSME-Fälle auftreten, befinden sich überwiegend in Baden-Württemberg und Bayern und in kleineren Teilen von Thüringen, Hessen, Sachsen und Rhein­land-Pfalz. In den vergangenen Jahren seien allerdings auch vermehrt Fälle außerhalb dieser Gebiete aufgetreten, unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt.

Das FSME-Virus kann beim Menschen grippeähnliche Symptome und in besonders schweren Fällen eine Hirnhautentzündung auslösen. Im Ex­tremfall verläuft die Krankheit tödlich. Im vergangenen Jahr erkrankten 221 Menschen in Deutschland an einer durch Zecken übertragenen FSME. »Das ist eine verhältnismäßig geringe Zahl«, kommentierte Dobler. Auch 2014 war die Zahl mit 265 gemeldeten Fällen unterdurchschnittlich. Im Jahr 2013 zählten die Behörden noch 420 Fälle. »Warum es zu solchen Schwankungen bei den Erkrankungszahlen kommt, können wir uns nicht erklären«, so Dobler. Es sei daher nicht vorhersagbar, ob die Zahl der FSME-Erkrankungen weiter sinkt oder wieder ansteigt.

Antibiotika gegen Borrelien

Neben den FSME-Viren können Zecken auch Borrelia-Bakterien übertragen, die eine Lyme-Borreliose auslösen können. Die Erkrankung beginnt oft mit einer Rötung, die sich ringförmig um den Zeckenstich herum ausbreitet, die sogenannte Wanderröte oder Erythema migrans. Weitere Symptome können Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Fieber sein. Unbehandelt sind Spätfolgen wie Gelenk-, Herzmuskel- oder Nervenentzündungen möglich.

Impfung gegen FSME

Anders als bei der Borreliose, die mit Antibiotika meist gut behandelt werden kann, gibt es bei FSME keine kausalen Therapiemöglichkeiten – jedoch eine dreiteilige Schutzimpfung. Ein bis drei Monate nach der ersten Impfung spritzt der Arzt die zweite Dosis, die dritte ist je nach Impfstoff entweder fünf bis zwölf oder neun bis zwölf Monate später fällig. Eine Auffrischung wird alle drei bis fünf Jahre empfohlen. »Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass die FSME-Schutzimpfung – anders als zum Beispiel die Masernimpfung – nur einen individuellen Schutz vermittelt«, betonte Dobler. Damit die Erkrankungszahlen dauerhaft sinken, sei eine hohe Durchimpfungsrate notwendig, wie etwa in Österreich, wo rund 85 Prozent der Bürger geimpft sind. Hierzulande ist die Impfrate deutlich niedriger, in Bayern liegt sie laut dem Mediziner bei 50 Prozent, in Baden-Württemberg nur bei 15 bis 20 Prozent. /

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