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Schlafstörungen

Hilfe gegen Angst und Stress

Ursachen für schlechten Schlaf gibt es viele. Stress und Ängste sind zwei davon. Phytopharmaka wie Baldrian, Lavendelöl und Passionsblume können dann helfen.
Maria Pues
13.03.2017  13:45 Uhr

Etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland leidet zumindest ge­legentlich unter Schlafstörungen. Wiederum ein Drittel von ihnen ist deshalb dauerhaft in ärztlicher Behandlung. Das Problem: Manche verschreibungspflichtigen Arzneimittel, besonders Benzodiazepine und Benzodiazepinrezeptor-Agonisten, eignen sich nicht für eine Langzeittherapie.

Auch verschiedene nicht medikamentöse Maßnahmen und rezeptfreie Therapieoptionen stehen zur Verfügung, in erster Linie sedierende Arzneistoffe aus der Gruppe der H1-Antihistaminika und Phytopharmaka. Von der Anwendung von H1-Antihistaminika rate die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM) ab, da die Datenlage recht dünn sei, berichtete Dr. Mario Wurglics, Universität Frankfurt am Main, bei der Pharma-World in München. Zu beachten sei dabei außerdem das Nebenwirkungs- und Wechselwirkungspotenzial.

Alternativ gibt es zur Behandlung von Schlafstörungen verschiedene Phytopharmaka. Zwar gibt es zu Baldrian einige Studien, doch in der Leitlinie werden pflanzliche Präparate aufgrund mangelnder Evidenz ebenfalls nicht empfohlen. Doch viele Kunden möchten ihre Schlaf­störungen gerne mit einem pflanz­lichen Präparat behandeln. Beim Vergleich pflanzlicher Zubereitungen ist jedoch stets darauf zu achten, dass Studien, die unter Verwendung eines bestimmten Extrakts durchgeführt wurden, sich nicht auf andere Extrakte – oder gar einen­ wässrigen Auszug (Tee) oder gepulverte Droge – übertragen lassen. Je nach Auszugsverfahren und Extraktionsmittel gelangen unterschiedliche Substanzen in den Extrakt.

Baldrianextrakte

So erklärt sich auch, dass für unterschiedliche Baldrianextrakte unterschiedliche Studienergebnisse vor­liegen. Die Einstufungen in der HMPC-Monographie (HMPC: Committee on Herbal Medicinal Products) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA von Baldrian in der Behandlung von Schlafstörungen reichen daher je nach Präparat­ vom weniger gut belegten »traditional use« (traditionell angewendet) bis zum recht gut belegten »well established use« (medizinisch allgemein anerkannt). Letztere werden mit Ethanol 40 bis 70 Prozent als Auszugsmittel (V/V) hergestellt. Präparate­beispiele sind unter anderem Euvegal Balance®, Sedonium® oder Baldrian Ratio­pharm®. Daneben gibt es auch einige Präparate, in denen Baldrian mit anderen beruhigend wirksamen Phytopharmaka wie Hopfen (wie Ardeysedon®), Melisse (wie Euvegal® 320/160 mg) oder beidem (wie Sedacur® forte) kombiniert ist.

Angewendet werden Baldrian­extrakte bei leichten nervösen Spannungszuständen und Schlafstörungen. Aus klinischen Studien gebe es einige Hinweise, dass sie die Schlafqualität verbessern, die Einschlafzeit jedoch kaum verkürzen. Einige Studien hätten auch durchaus Wirkung gezeigt, sagte Wurglics. Jedoch stehe ein eindeutiger Wirksamkeitsnachweis bisher noch aus. Für eine Leitlinien-Empfehlung reicht die Datenlage daher nicht aus.

Schlafhygiene (Auswahl)

  • Kein Nickerchen tagsüber halten.
  • Erst ins Bett gehen, wenn man wirklich müde ist.
  • Das Bett ausschließlich zum Schlafen nutzen, also nicht fernsehen, im Internet surfen, essen und trinken.
  • Für eine kühle Temperatur, Ruhe und ausreichend Dunkelheit sorgen.
  • Sich auf das Schlafen einstimmen: Tagesaktivitäten einstellen und zur Ruhe kommen.

Lavendelöl

Auch Ängste lassen manche Betroffene nachts nicht in erholsamen Schlaf finden. Ihre Gedanken kreisen dabei beispielsweise unentwegt um die Befürchtung, dass Angehörigen etwas Schlimmes passieren könne oder dass ihnen selbst oder geliebten Menschen der Verlust von Geld, Gesund­heit oder Arbeitsplatz drohe – allerdings ohne konkreten Anlass. Zur Behandlung von Unruhezuständen und ängstlicher Verstimmung ist Lavendelöl (Extrakt Silexan® in Lasea®) zugelassen. Als wirksame Bestandteile des ätherischen Öls gelten Linalool und Linalylacetat, erläuterte Wurglics. Sie hemmen bestimmte zentrale präsynaptische spannungsabhängige Calcium-Kanäle, sodass die Ausschüttung von Glutamat vermindert wird. Das ätherische Öl wirkt selbst zwar nicht sedierend, erhöhte in klinischen Studien jedoch die Schlafqualität, da es eine ängstlich-depressive Verstimmung verbessert. Eine Leitlinienempfehlung gibt es allerdings nicht. Angewendet werden darf Lavendelöl bei Patien­ten ab 18 Jahren, nicht jedoch bei Kindern und Jugendlichen. Patienten aller Altersgruppen, die wegen Angstsymptomen bereits in ärztlicher Behandlung sind, sollten PTA und Apotheker raten, vor einer Selbstmedikation zunächst mit ihrem Arzt Rücksprache zu halten.

Passionsblumen-Extrakte

Sowohl bei Angstsymptomen als auch Schlafstörungen kommen seit Langem Passionsblumen-Extrakte zum Einsatz. Sie enthalten unter anderem Flavonoide, Kohlenhydrate und in Spuren ätherisches Öl. Welche Inhaltsstoffe für die Wirkung verantwortlich sind, sei nicht bekannt, auch ein Wirkmechanismus sei noch nicht eindeutig identifiziert, so Wurglics. Allerdings gebe es Hinweise, dass die Passionsblumen-Inhaltsstoffe das GABA-erge System beeinflussten.

In klinischen Studien zeigte sich zwar eine Verbesserung der subjektiven Schlafqualität, die Einschlafzeit wurde jedoch kaum verkürzt. Die HMPC hat Passionsblumen-Extrakte daher­ nur als »traditional use« eingestuft. Eine Leitlinien-Empfehlung gibt es nicht. Als Auszugsmittel können laut Europäischem Arzneibuch Ethanol in Konzentrationen von 40 bis 90 Prozent, Methanol 60 Prozent oder Aceton 40 Prozent verwendet werden. Gefordert wird ein Mindestgehalt von 2,0 Prozent Flavonoiden, berechnet als Vitexin.

Passionsblumen-Extrakte dürfen bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren eingesetzt werden. Außer in Kombinationen, beispielsweise mit Baldrian oder Melisse, gibt es Passionsblumen-Extrakte auch als Monopräparat, zum Beispiel Lioran®, Pascoflair®, Kytta-Sedativum® für den Tag und Valverde® Passiflor. /

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