Mehr Infektionen als angenommen |
22.06.2012 17:15 Uhr |
Von Verena Arzbach / Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken verursachte Infektionskrankheit. Eine aktuelle Analyse, basierend auf Daten der DAK-Gesundheit, zeigt, dass mehr Menschen betroffen sind, als bislang angenommen. Unspezifische Labortests bereiten zudem Probleme bei der Diagnose.
Eine Arbeitsgruppe um den Frankfurter Infektionsepidemiologen Professor Dr. Klaus-Peter Hunfeld wertete codierte Borreliose-Diagnosen von Ärzten aus. Danach erkrankten im Jahr 2007 knapp 14 800 Versicherte der DAK an Borreliose, ein Jahr später waren es mehr als 16 600. Hochgerechnet sind demnach jährlich etwa 214 000 Menschen in Deutschland von Borreliose betroffen.
Viel größer war mit knapp 94 700 beziehungsweise 112 150 die Zahl der Blutuntersuchungen, die Ärzte zum Test auf Borrelien anordneten. Bei der Mehrheit dieser Tests wurde keine Borreliose-Infektion diagnostiziert. Qualitätskontrollen verschiedener La- bortests hätten jedoch erhebliche Mängel aufgedeckt, sodass die Testergebnisse durchaus fehlerhaft sein können, so die DAK in einer Pressemitteilung. Dr. Elke Scharnetzky, Expertin für Versorgungsforschung bei der DAK-Gesundheit, forderte daher verbindliche Regelungen zur Verbesserung und Vereinheitlichung der Testqualität. Hinzu kommt, dass kein eindeutiger Labortest existiert, der ohne zusätzliche klinische Informationen zwischen einer behandlungsbedürftigen und einer bereits ausgeheilten Infektion unterscheiden kann.
Besonders infektionsgefährdet sind Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter sowie Menschen zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr. Vermutlich, weil sie sich am häufigsten in der Natur aufhalten. Eine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts hat auch gezeigt, dass Katzen als Haustiere, nicht aber Hunde, die Ansteckungsgefahr erhöhen. Die DAK rät, nach einem Aufenthalt im Freien sich selbst und Kinder nach Zecken abzusuchen. Sollte es einige Tage oder Wochen nach einem Zeckenbiss zu einer Rötung und Entzündung der Haut, der sogenannten Wanderröte, um die Bissstelle kommen oder grippeähnliche Symptome auftreten, ist eine medizinische Behandlung erforderlich.
In Deutschland gibt es keine bundesweit einheitliche Meldepflicht für Lyme-Borreliose. Aktuell besteht in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Rheinland-Pfalz und Saarland die Pflicht, Borreliosefälle an das Robert-Koch-Institut zu melden. /
Quelle: DAK-Gesundheit