PTA-Forum online
Hyperthyreose bei Katzen

Erst hyperaktiv, dann lethargisch

23.03.2015  10:53 Uhr

Von Annette van Gessel / Für Katzenhalter ein Grund zur Freude: Nicht nur die Menschen werden immer älter, auch die geliebten Stubentiger. Doch ebenso wie bei den Menschen stellen sich bei Katzen mit dem Alter zahlreiche Krankheiten ein, unter anderem hormo­nelle Erkrankungen wie eine Überfunktion der Schilddrüse.

Die ersten Symptome dieser Hormon­störung deuten Katzenhalter häufig falsch. Wahrscheinlich freuen sie sich sogar darüber, dass ihre ältere Katze plötzlich wieder sehr aktiv ist und Heißhunger entwickelt. Stellen sie dann jedoch fest, dass das Tier zugleich an Gewicht verliert, werden sie vermutlich unsicher. Den Tierarzt suchen die meisten erst auf, wenn das Fell stumpf und struppig wird, die Katze schnell ermüdet und bei den kleinsten Anstrengungen hechelt. Diese Alarmzeichen deuten auf eine Hyperthyreose hin. Inzwischen gehört es zum Standard jeder Tierarztpraxis, beim Blutbild älterer Katzen den Thyroxin-Wert mitzubestimmen. Zu Häufigkeit, Symptomen und Therapie der Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen befragte PTA-Forum Dr. Sabine Schüller vom Bundesverband für Tiergesundheit e.V.

PTA-Forum: Wie hoch ist Ihrer Einschätzung nach der Prozentsatz der älteren Katzen, die an Hyperthyreose erkranken?

Schüller: Die Schilddrüsenüberfunk­tion (Feline Hyperthyreose) gehört zu den häufigsten hormonellen Erkrankungen älterer Katzen. Laut Literaturangaben leidet fast jede fünfte Katze daran, wenn sie älter als zwölf Jahre ist. Allerdings ist die Erkrankung durch den wissenschaftlichen Fortschritt auch mehr ins Zentrum der Beobachtung gerückt. Somit ist davon auszugehen, dass heute, unter anderem durch regelmäßige »Senioren-Checks«, mehr Fälle diagnostiziert werden.

PTA-Forum: Bei Menschen mit Hyperthyreose kommt es häufig zu einer tastbaren Vergrößerung der Schild­drüse. Ist das auch bei Katzen zu beobachten?

Schüller: Die Erstdiagnose bei der Katze erfolgt meist aufgrund von Verdachtsmomenten. Das Tier fällt den Besitzern durch die ersten Symptome auf, vor allem durch Gewichtsverlust, gesteigerte Aktivität und verstärkte Fresslust. Dann ist auch häufig eine vergrößerte Schilddrüse, die sogenannte Struma, tastbar. Allerdings kann eine Struma auch auftreten, ohne dass eine Erkrankung dahintersteckt. Die betroffenen Katzen neigen im Laufe ihres Lebens dazu, eine Überfunktion zu entwickeln. Häufige Ursache der Hyperthyreose bei Katzen ist ein gutartiger Tumor der Schilddrüse, der dazu führt, dass die Schilddrüse sehr viel mehr Hormone produziert. Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen, nimmt der Tierarzt der Katze Blut ab und lässt die Konzentration der Schilddrüsenhormone bestimmen.

PTA-Forum: Erhalten die Katzen die gleichen Arzneimittel wie Menschen?

Schüller: Zur Behandlung von Katzen werden ebenfalls Thyreostatika eingesetzt. Diese sind aber speziell für diese Tierart geprüft und zugelassen. Außerdem wurde die spezifische therapeu­tische Breite bestimmt. Wie hoch der Tierarzt die Dosis endgültig einstellt, entscheidet er individuell für die zu behandelnde Katze. Es wird empfohlen, die Thyroxin-Werte, das Blutbild sowie die Leber- und Nierenparameter der Katze regelmäßig zu überwachen.

PTA-Forum: Sind bei der Therapie Nebenwirkungen zu erwarten?

Schüller: Nach erfolgter individueller Einstellung vertragen die Katzen die Behandlung in der Regel gut. Da man mit den Arzneimitteln in den Hormonhaushalt der Katze eingreift, können bei der Therapie mit Thyreostatika allerdings auch Nebenwirkungen auftreten, zum Beispiel verminderter Appetit, Antriebslosigkeit oder Polyurie. Manche Katzen reagieren mit dermatologischen Symptomen wie Juckreiz. Diese Beschwerden sind aber beherrschbar und kein Grund für den Abbruch der Behandlung.

PTA-Forum: Anhand welcher Kriterien entscheidet der Tierarzt sich für Arzneimittel, Operation oder Radioiodtherapie?

Schüller: Die zur Behandlung eingesetzten Thyreostatika hemmen die Bildung der Schilddrüsenhormone und müssen lebenslang verabreicht werden. Bevor der Tierarzt der Katze ein Thyreostatikum verordnet, sollte er spezielle Krankheiten wie schwere primäre Lebererkrankungen oder Diabetes mellitus ausschließen.

Eine weitere Kontraindikation für die Arzneimitteltherapie sind Veränderungen des Blutbilds. Da sich unter der Therapie auch die Nierenfunktion verringern kann, ist es in schweren Fällen, insbesondere bei bestehender Nierenerkrankung, erforderlich, die Therapie vorübergehend zu unterbrechen oder endgültig zu beenden.

Wenn die medikamentöse Therapie zum Beispiel aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen werden muss und eine Radioiodtherapie ebenfalls nicht durchgeführt werden kann, ist die chirurgische Entfernung des vermehrten Schilddrüsengewebes eine Option. Allerdings sollte die Schild­drüse nur bei Tieren entfernt werden, deren Nieren gesund sind. Der größte Nachteil der Operation ist, dass sich anschließend eine Hypothyreose einstellt.

Auch wenn der Tierarzt plant, das veränderte Schilddrüsengewebe chirurgisch zu entfernen, erhält die Katze zunächst immer Thyreostatika. Hier dient die Therapie der Stabilisierung des Tieres vor der Operation. Außerdem lässt sich so herausfinden, ob die Katze zusätzlich unter einer Nierenerkrankung leidet. Gleiches gilt auch für die Radioiodtherapie. Bei der Radioiodtherapie wird durch die radioaktive Strahlung Schilddrüsengewebe zerstört. Damit sinkt auch die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Sie kann allerdings nur in speziellen Kliniken durchgeführt werden. Zudem müssen die Katzen dann aus Strahlenschutzgründen länger stationär aufgenommen werden.

Noch ein Tipp für Katzenbesitzer: Die Gabe eines speziellen Futters mit sehr niedrigem Iodgehalt kann die Therapie unterstützen. /

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