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Mastoiditis

Die übersehene Komplikation

Die Mastoiditis ist eine seltene Komplikation im Rahmen einer Mittelohrentzündung. Gerade in Apotheken in der Nähe einer Kinder- oder HNO-Arztpraxis sollten PTA und Apotheker die Erkrankung kennen und den Patienten wichtige Hinweise geben können.
AutorIsabel Weinert
Datum 03.04.2017  10:20 Uhr

Warzenfortsatz oder Felsenbein, so lauten die deutschen Namen für das Mastoid. Gemeint ist der Teil des Schädelknochens, der hinter dem Ohr liegt und von außen als knöcherner Wulst zu ertasten ist. Er besteht nicht aus massivem Knochen, sondern aus zahlreichen kleinen, belüfteten und mit Schleimhaut ausgekleideten Hohlräumen. Die Schleimhaut wiederum steht mit den Strukturen des Mittelohrs in Kontakt. Deshalb kann eine Mittelohrentzündung auf das Mastoid übergreifen. Mediziner sprechen dann von einer Mastoiditis.

Mastoiditis kann in jedem Lebens­alter auftreten, betrifft jedoch besonders häufig Säuglinge und Kleinkinder. Manche Konstellationen begünstigen die Erkrankung: Neben der Mittelohrent­zün­dung zählen beispielsweise eine nicht ausreichend behandelte Nasenneben­höhlenentzündung dazu, ein erschwerter Sekretabfluss sowie chronische Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen, wie Diabetes.

 

Ihren Ursprung hat die Mastoiditis oft in einer banalen viralen Erkältung, auf die sich Bakterien aufsatteln. Oft entzünden sich zunächst die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen, darüber dann die des Mittelohres und schließlich das Felsenbein. Bei den Erregern handelt es sich meist um Pneumokokken, Streptokokken, Haemophilus influenzae Typ B oder um Staphylokokken.

 

Häufig entwickelt sich die Mastoiditis erst zwei bis drei Wochen nachdem die eigentliche Mittelohrentzündung scheinbar ausgeheilt ist. Dann treten plötzlich wieder Schmerzen auf, Erschöpfung und Fieber. Zudem hören viele Betroffene schlechter. Die Mastoiditis ist durch typische Symptome gekennzeichnet (siehe Kasten).

 

Erkrankte Säuglinge und Kleinkinder verhalten sich oft unruhig, schreien viel, schlafen wenig und mögen weder trinken noch essen. Kleinkinder fassen sich unter Umständen häufig ans Ohr, leiden unter Übelkeit und Erbrechen.

Klassische Symptome einer Mastoiditis

  • Druckschmerz hinter dem Ohr am oft geschwollenen Mastoid
  • Ohrenschmerzen
  • Fieber und Krankheitsgefühl
  • Rötung hinter dem Ohr
  • häufig vermindertes Hören
  • manchmal abstehende Ohrmuschel

Fazialisparese

Schwindel und eine einseitige Gesichtslähmung, die Fazialisparese, können darauf hinweisen, dass die Entzündung fortschreitet. Schlimmstenfalls breitet sich die Infek­tion auf umliegende Nerven und Hirnhäute aus. Bei dem Verdacht auf Mastoiditis sollten PTA oder Apotheker dem Patienten beziehungsweise den Eltern des erkrankten Kindes dringend zu einem baldigen Facharztbesuch raten, denn sehr schwere Verläufe können tödlich enden.

Gesichtslähmung (Fazialisparese)

Der sogenannte Fazialisnerv führt unter anderem durch das Felsenbein. Deshalb kann dieser Nerv bei Mastoiditis in das entzündliche Geschehen involviert sein und unter Umständen zur Fazialisparese der betroffenen Gesichtsseite führen. Dann hängt ein Mundwinkel, das betroffene Augenlid schließt nicht komplett und die Stirn lässt sich nicht mehr runzeln. Die Beteiligung der Hirnhäute äußert sich mitunter in Schwindel und Gangstörungen.

 

Klingt die Mastoiditis ab, bessert sich in aller Regel auch die Lähmung, und weitere Symptome lassen nach. Um die Heilung zu fördern, erhält der Patient meist über eine Woche hochdosiert Cortison. Bis zum vollständigen Abklingen der Symptome können einige Monate vergehen, Geduld ist also angesagt. Folgende Ratschläge unterstützen die Genesung der Patienten:

  • Weil das Lid sich nicht komplett schließt, trocknet das Auge nachts aus. Das gefährdet die Hornhaut. Deshalb vor dem Schlafengehen künstliche Tränen oder Augensalbe in das Auge geben, und es mit einem Uhrglasverband abkleben. Das Auge auch tagsüber häufig mit künstlichen Tränen versorgen und draußen – falls nötig – mit einer Brille mit seitlichem Windschutz abschirmen.
  • Vorsichtig kauen, weil die Lähmung dazu führen kann, dass man sich schmerzhaft auf die Wangenschleimhaut beißt.
  • Der geschädigte Nerv sollte möglichst gut vor Kälte geschützt werden. Kälte legt ihn zusätzlich lahm. Im Winter bedeutet das, stets Mütze und Schal zu tragen, eventuell bei großer Kälte eine Sturmhaube.
  • Ob spezielle Gymnastik hilft, ist unter Experten umstritten. Gemeinhin wird sie empfohlen. Einige HNO-Ärzte raten jedoch davon ab und empfehlen, den Nerv möglichst zu schonen.

 

Betroffene schämen sich oft wegen ihres veränderten Gesichts. PTA oder Apotheker sollten dem Patienten Mut machen, sich nicht aus Scham zurückzuziehen. Denn mit anderen Menschen zu reden, trainiert die Mimik auf der gelähmten Seite. Zudem wäre das Leben auch recht einsam, denn es kann mehrere Monate dauern, bis sich der Nerv erholt hat – er wächst täglich lediglich 1 mm.

Rasch Einhalt gebieten

Diagnostiziert der HNO-Arzt eine Mastoiditis, erfolgt die weitere Therapie im Krankenhaus. Zunächst erhärten Ultraschall oder MRT die Diagnose und lassen eine Aussage über die Schwere der Infektion zu. Abhängig davon erhalten die Patienten nur intravenös Antibio­tika oder die Ärzte entfernen operativ das entzündete Gewebe aus dem Wurmfortsatz (einfache Mastoidektomie) oder noch weitere umgebende Strukturen (radikale Mastoidektomie).

Rechtzeitig erkannt und behandelt, lässt sich die Ausbreitung der Bakterien im Körper verhindern. Wenn nicht, schreitet die Infektion voran, infiziert Knochenhaut, äußerste Hirnhaut, Hals- und Nackenmuskulatur oder es entsteht ein Abszess im Gehirn. Gelangen die Bakterien in die Blutbahn, droht eine Sepsis.

 

Von der akuten Mastoiditis unterscheiden Mediziner eine noch seltenere chronische Form, die ebenfalls gefährlich ist. Sie verläuft oft über Monate ohne die klassischen Symptome der akuten Variante. Deshalb heißt die Erkrankung unter Fachleuten auch maskierte Mastoiditis. In diesem Fall haben die Bakterien viel Zeit, sich auf das Gehirn oder sogar im ganzen Körper auszubreiten.

 

PTA oder Apotheker sollten daher aufmerken, wenn Eltern mit ihrem an Mittelohrentzündung erkrankten Kind oder ein erkrankter Erwachsener immer wieder die Apotheke aufsuchen und berichten, dass Fieber und Schmerzen nicht richtig verschwinden. /

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