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Pest

Es beginnt mit dem Floh

Datum 06.04.2018  13:42 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler / Flohbisse sind lästig und jucken stark. In manchen Ländern sind sie potenziell lebensgefährlich, denn Flöhe können die Erreger der Pest übertragen. Früher starben fast alle Infizierten an der Seuche. Heute retten Antibiotika das Leben der meisten Erkrankten.

Der schwarze Tod – so hieß die Pest ­viele Jahrhunderte lang. Zu Recht: Die Krankheit wütete unglaublich und entvölkerte in kurzer Zeit ganze Land­striche in Europa. So sollen der »Justi­tianischen Pest«, die 541 erstmals in Ägypten beschrieben wurde und sich zwei Jahre lang im Mittelmeerraum austobte, etwa 100 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sein. Die zweite Pandemie-Welle in Europa tötete im 14. Jahrhundert circa 25 Millionen Menschen.

Die Menschen waren der sich rasend schnell ausbreitenden Seuche hilflos ausgeliefert. Die Ursache war völlig unbekannt. Im Mittelalter versuchten die Ärzte, sich mit Räucherungen, Duftstoffen, dichter Kleidung und Pestmasken zu schützen.

Diese Kleidung ist so einprägsam, dass der vermummte Mensch in der Maske mit langem Vogelschnabel bis heute als Pestarzt erkannt wird. Zudem entstanden sogenannte Pesthäuser. So wurde zum Beispiel die Charité in Berlin im Jahr 1710 als Pesthaus vor den Toren der Stadt gegründet.

Beulen- und Lungenpest

Es dauerte mehr als 500 Jahre, bis der Arzt Alexandre Yersin aus der Arbeitsgruppe von Louis Pasteur den Pesterreger identifizierte. Das stäbchenförmige gramnegative Bakterium wurde nach ihm »Yersinia pestis« benannt. Es besiedelt Flöhe, die auf Ratten und Nagetieren leben.

Beim Biss können die Flöhe die Bakterien auf den Menschen übertragen. Durch Entzündung und Schwellung der Lymphknoten entstehen bis zu eigroße Beulen (Bubo); daher stammt der Name Beulen- oder Bubonen-Pest. Der alte Name »schwarzer Tod« weist auf die auftretenden Gewebenekrosen hin.

Die Beulenpest ist die weitaus häufigste Form. Die Patienten leiden unter Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen, neurologischen Störungen sowie einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Ohne Behandlung sterben 50 bis 60 Prozent der Patienten.

Kann die Beulenpest nicht erfolgreich behandelt werden, entwickelt etwa ein Viertel der Patienten eine Sepsis (Blutvergiftung). Aber auch eine Lungenpest oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis) können entstehen.

Yersinien können auch durch Kontakt mit infizierten (toten) Tieren oder von Mensch zu Mensch, zum Beispiel durch Kontakt mit der Bubonen-Flüssigkeit bei der Beulenpest, übertragen werden.

Geschieht die Ansteckung über Aero­sole in der Luft, führt die Tröpfcheninfektion zur Lungenpest. Dies ist die schwerste Form der Erkrankung. Nach ein bis drei Tagen entwickeln die Patienten sehr schnell hohes Fieber, Organ­versagen, Atemnot, Husten und Brustschmerzen. Atemstillstand und Schock können die Folge sein. Lungenpest und Pest-Septikämie (Blutvergiftung) verlaufen unbehandelt fast immer tödlich.

Auf Madagaskar verbreitet

Die Pest ist keineswegs ausgerottet. In vielen Ländern Afrikas, zum Beispiel in Uganda, auf Madagaskar oder in der Demokratischen Republik Kongo, aber auch in Indien ist sie endemisch verbreitet. In Europa und Australien gibt es laut Robert-Koch-Institut (RKI) keine Verbreitungsgebiete. Allerdings zählen die Pesterreger laut Weltgesundheitsorganisation WHO zu den gefährlichsten biologischen Kampfstoffen.

Auf der afrikanischen Insel Madagaskar bricht die Seuche immer wieder aus, meist als Beulenpest. Der Ausbruch im Herbst 2017 sorgte weltweit für Aufsehen, weil es ungewöhnlich viele Fälle von Lungenpest gab – die Form der Erkrankung, die leicht von Mensch zu Mensch übertragen wird und ohne Behandlung zum Tod führt. Außerdem wurden Infektionen nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Hauptstadt Antananarivo und in der größten Hafenstadt Toamasina gemeldet.

Nach Angaben der WHO wurden in wenigen Wochen mehr als 2400 mög­liche Pestfälle gezählt, und etwas mehr als 200 Patienten star­ben. Rund 7000 Kontaktpersonen wurden vorsorglich mit Antibiotika behandelt. Seit Ende November 2017 ist der Ausbruch auf Madagaskar unter Kontrolle, berichtet das RKI in Berlin. Die aktuelle Pest-Saison ist jedoch noch nicht vorbei, denn während der Regenzeit zwischen September und April treten immer wieder Fälle auf.

Therapie mit Antibiotika

Die Pest ist bei adäquater und recht­zeitiger Antibiotikatherapie heilbar. Trotzdem sterben laut WHO 8 bis 10 Prozent der Patienten. Bei dem Ausbruch auf Madagaskar lag die Sterblichkeit bei 11 Prozent. Wichtig ist, dass die Antibiotika-Therapie so schnell wie möglich nach den ersten Symptomen beginnt. Die Patienten sollten stationär in einem Krankenhaus aufgenommen, Patienten mit Lungenpest müssen isoliert werden.

Antibiotika der Wahl sind Streptomycin, Gentamicin, Doxy- und Tetracyclin, Ciprofloxacin und Ofloxacin sowie Chloramphenicol. Cephalosporine und Penicilline sind nicht geeignet. Lange Zeit war die zweimal tägliche intramuskuläre Gabe von 1 g Streptomycin über zehn Tage die Haupttherapie. Heute wird meist drei Tage nach Normalisierung der Körpertemperatur auf ein anderes Antibiotikum, meist Tetracyclin, umgestellt. Patienten mit einer Meningitis sollten Chloramphenicol bekommen.

Problematisch ist, dass es inzwischen auf Madagaskar (multi-)resistente Yersinia-pestis-Stämme gibt, die zum Beispiel Streptomycin, Chlor­amphenicol und Tetracyclin widerstehen.

Kontakt mit Ratten und Flöhen vermeiden

Wichtig für die Reiseberatung: Es gibt keinen zugelassenen Impfstoff gegen die Pest. Der wichtigste Schutz ist die Kontaktvermeidung mit dem Erreger, betont das Auswärtige Amt in einem »Merkblatt für Beschäftigte und Reisende«. Empfehlenswert sei es, in Gebieten mit Pest-Naturherden die häusliche Umgebung und den Garten von Nagetieren frei zu halten, Ratten und Flöhe zu bekämpfen, kranke oder tote (Wild)-Tiere nie ohne ausreichenden Schutz zu berühren und tote Nagetiere an die örtlichen Gesundheitsbehörden zu melden.

Außerdem empfehlen die Experten eine Expositionsprophylaxe bei Aktivitäten in der freien Natur: Repellenzien auf DEET- oder (P)Icaridin-Basis auf alle freien Körperstellen auftragen und die Kleidung imprägnieren.

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Seuche in Deutschland auftritt? Das RKI gibt Entwarnung: Hierzulande kommt die Pest nicht vor. Das Risiko, dass ein infizierter Mensch nach Deutschland einreist, sei gering; das Risi­ko, dass ein ansteckender Patient mit Lungenpest einreist, noch geringer. Völlig ausschließen könne man es aber nicht. /

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