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Nonacog gamma und Eliglustat

13.04.2015  12:25 Uhr

Von Sven Siebenand / Mit dem Hämophilie-B-Wirkstoff Nonacog gamma und Eliglustat, einer neuen oralen Therapieoption bei Morbus Gaucher vom Typ 1, kamen Anfang April zwei neue Arzneimittel in den deutschen Handel.

Hämophilie B ist eine angeborene Blutgerinnungsstörung, die auf einem Mangel des Gerinnungsfaktors IX beruht. Das führt zu Blutungen, zum Beispiel in Gelenken, Muskeln oder inneren Organen. Nonacog gamma (Rixubis® 250/500/1000/2000/3000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung, Baxter) enthält rekombinanten Gerinnungsfaktor IX. Das Mittel ist also ein Ersatz für den fehlenden Faktor IX und kann zur Behandlung und Prophylaxe von Blutungen angewendet werden.

Es darf in jedem Alter und sowohl kurz- als auch langfristig zum Einsatz kommen. Pulver und Lösungsmittel müssen vor der Applikation gemischt werden. Danach kann das Mittel intravenös injiziert werden. Die Dosis und die Häufigkeit der Gabe sind davon abhängig, ob das Mittel zur Behandlung oder Prophylaxe einer Blutung zum Einsatz kommt. Zudem hängen sie vom Körpergewicht des Patienten, dem Schweregrad der Hämophilie, dem Ausmaß und Ort der Blutung sowie dem Alter und dem klinischen Zustand des Patienten ab. Sind die Patienten entsprechend geschult, können sie sich Nonacog gamma auch selbst zu Hause verabreichen. Rixubis muss bei 2 bis 8 Grad Celsius gelagert und transportiert werden.

Sehr häufige Nebenwirkungen von Nonacog gamma sind Störungen des Geschmacksempfindens und Schmerzen in den Gliedmaßen. In seltenen Fällen können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, unter anderem Angioödeme, Brennen und Stechen an der Injektionsstelle, Schüttelfrost, Hitzegefühl, Juckreiz, Kopfschmerzen, Urtikaria, Hypotonie, Gefühl von Müdigkeit oder Unruhe, Übelkeit oder Erbrechen, Tachykardie, Engegefühl in der Brust, Keuchen und Kribbeln. In manchen Fällen können diese Reaktionen schwerwiegend und mit einem gefährlichen Blutdruckabfall verbunden sein. Wenn Symptome einer Überempfindlichkeit auftreten, sollten Patienten oder ihre Pflegepersonen angewiesen werden, die Anwendung des Arzneimittels sofort abzubrechen und den Arzt aufzusuchen.

Bedingt durch das seltene Auftreten von Hämophilie B bei Frauen liegen keine Erfahrungen mit der Anwendung von Faktor IX während Schwangerschaft und Stillzeit vor. Daher darf das Mittel während der Schwangerschaft und der Stillzeit nur angewendet werden, wenn es unbedingt indiziert ist.

Neue Therapieoption bei Morbus Gaucher

Morbus Gaucher gehört zu den lysosomalen Speicherkrankheiten. Bei circa 350 Menschen ist die Krankheit in Deutschland diagnostiziert. Ursache der Erbkrankheit ist ein genetisch bedingter Mangel des Enzyms ß-Glucocerebrosidase. Dies führt zur Anhäufung von bestimmten Stoffwechselprodukten, den Glucocerebrosiden, in Makrophagen. Vor allem in Milz, Leber und Knochenmark sammeln sich dann vergrößerte und lipidspeichernde, sogenannte Gaucher-Zellen an. Das Anschwellen von Milz und Leber, aber auch Knochenbrüchigkeit und Anämie können typische Krankheitssymptome sein. Bei der häufigsten Form des Morbus Gaucher, dem Typ 1, ist das Gehirn normalerweise nicht betroffen.

In der Behandlung von Morbus Gaucher Typ 1 stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen gibt es die Enzymersatztherapie, also die Substitution des fehlenden Enzyms ß-Glucocerebrosidase. Dafür stehen in Deutschland Imiglucerase (Cerezyme®) und Velaglucerase (Vpriv®) zur Verfügung. Patienten, die damit behandelt werden, sind auf regelmäßige Infusionen angewiesen. Andererseits ist es möglich, die Glucocerebrosid-Synthese zu hemmen. Als Hemmstoff des Enzyms Glucocerebrosid-Synthase gab es bisher nur den Wirkstoff Miglustat (Zavesca®). Im April 2015 hat Hersteller Genzyme mit Eliglustat (Cerdelga® 84 mg Hartkapseln) einen zweiten Stoff dieser Wirkstoffklasse in den deutschen Handel gebracht. Anders als die Wirkstoffe zur Enzymersatztherapie können sowohl Miglustat als auch Eliglustat in Kapselform oral eingenommen werden. Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Glucocerebrosid-Synthase-Hemmern: Miglustat darf nur zur Behandlung von Patienten verwendet werden, für die eine Enzymsubstitutionstherapie nicht infrage kommt. Bei Eliglustat gilt diese Einschränkung nicht. Es ist damit die erste orale Behandlungsoption bei Morbus Gaucher vom Typ 1.

Die neue Substanz wird hauptsächlich über das Enzym CYP2D6 in der Leber verstoffwechselt. Vor Therapiebeginn mit Eliglustat muss der Arzt den CYP2D6-Metabolisierungsstatus des Patienten bestimmen. Erst danach kann er entscheiden, ob er das Präparat bei dem Patienten einsetzen kann und wenn ja, wie er es dosieren muss. Ultraschnelle CYP2D6-Metabolisierer oder Patienten, bei denen der Metabolisierungsgrad unklar ist, sollten Eliglustat nicht bekommen. Intermediäre und schnelle CYP2D6-Metabolisierer sollten zweimal täglich eine Kapsel á 84 mg Eliglustat schlucken, langsame CYP2D6-Metabolisierer einmal täglich 84 mg.

Eliglustat ist kontraindiziert bei Patienten, die intermediäre oder schnelle CYP2D6-Metabolisierer sind und einen starken oder mäßig starken CYP2D6-Hemmer gleichzeitig mit einem starken oder mäßig starken CYP3A-Inhibitor einnehmen, sowie Patienten, die langsame CYP2D6-Metabolisierer sind und einen starken CYP3A-Hemmer einnehmen. Unter diesen Bedingungen sind die beiden wichtigen Stoffwechselwege für den Metabolismus von Eliglustat beeinträchtigt und es sind erheblich erhöhte Plasmakonzentrationen des Wirkstoffes zu erwarten. Wegen der Inhaltsstoffe, die CYP3A hemmen, sollten alle Patienten unter Eliglustat-Therapie auch den Verzehr von Grapefruits und deren Saft vermeiden. Laut Fachinformation darf Eliglustat auch in der Schwangerschaft nicht zum Einsatz kommen. Ebenso ist der Wirkstoff nicht zur Behandlung von Kindern zugelassen, was sich allerdings zukünftig vermutlich noch ändern wird. Die unter Eliglustat am häufigsten berichtete Nebenwirkung ist Durchfall, der bei etwa 6 Prozent der Patienten in Studien auftrat.

Kapseln statt Infusionen

Für Patienten, die von einer Enzymersatztherapie und damit regelmäßigen Infusionen auf die orale Gabe von Eli­glustat umgestellt werden, ändert sich einiges. Zum einen dürfte sich die Lebensqualität steigern, wenn die Patienten nicht mehr regelmäßig Infusionen und mögliche Anfahrtswege dafür in ihrem Terminkalender berücksichtigen müssen. Die Einnahme von Kapseln stellt aber auch einen anderen Anspruch an die Therapietreue. PTA und Apotheker sollten Patienten daher da­ran erinnern, dass eine gute Adhärenz eine wichtige Voraussetzung für den Therapieerfolg ist. /

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