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Polypille

Blutdrucksenker nicht für alle

25.04.2016  09:34 Uhr

Von Elke Wolf / Wissenschaftler forschen schon länger an der Entwick­lung einer sogenannten Polypille: Ältere Menschen sollen präventiv mit Arzneistoffen zur Senkung von Blutdruck und Cholesterol­spiegel behandelt werden, auch wenn Blutdruck und Cholesterolwerte gar nicht erhöht sind. In einer Metaanalyse hat sich dieses Gießkannenprinzip nur teilweise bewährt.

Laut den Ergebnissen der sogenannten HOPE-3-Studie, die vor Kurzem auf einer Kardiologentagung in Chicago vorgestellt und nun im Fachjournal New England Journal of Medicine publiziert wurden, kann die Einnahme von Antihypertonika allein oder als Zusatz zu einem Statin keine Schutzwirkung vor kardiovaskulären Ereignissen bieten. Ein Statin in Monotherapie allerdings vermochte das Risiko zu senken.

An dieser HOPE-3-Studie nahmen insgesamt 12705 Teilnehmer aus 228 Zentren aus 21 Ländern teil. Die Männer waren über 55 Jahre alt, die Frauen zumeist über 65 Jahre. Alle Probanden hatten ein leicht erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko: Sie waren entweder Raucher, übergewichtig, hatten ungünstige Fett- oder Blutzuckerwerte, eine Nierenfunktionsstörung, oder Verwandte waren frühzeitig an Herz-Kreislauf-Krankheiten gestorben. Ein erhöhter Blutdruck sowie erhöhte Cholesterolwerte gehörten ausdrücklich nicht zu den Bedingungen, die die Studienteilnehmer erfüllen sollten. Denn die Idee der Polypille ist, dass auch Menschen mit normnahen Blutdruck- und Cholesterolwerten Hochdruck­medikamente einnehmen sollen.

Die Blutdruckbehandlung erfolgte in der Studie mit Candesartan und Hydro­chlorothiazid (HCT), also mit zwei häufig in der Blutdrucktherapie kombinierten Wirkstoffen. Candesartan greift direkt in die Regulierung des Blutdrucks ein, HCT steigert die Wirkung durch eine Entwässerung über die Nieren. Die Studie untersuchte zusätzlich die Wirkung des Statins Rosuvastatin, auch als CSE-Hemmer bezeichnet.

Das Ziel der Studie: Die Patienten sollten vor Herzinfarkt und Schlag­anfall, vielleicht auch vor Herzschwäche, plötzlichem Tod oder einer Behandlung verengter Herzkranzgefäße bewahrt werden. Am Ende wurden die Hoffnungen – zumindest was die Effektivität der Blutdrucksenkung betrifft – enttäuscht, wertet die Deutsche Hochdruckliga die Studienergebnisse. Nach einer Behandlungszeit von 5,6 Jahren hatten die Antihypertonika in der Gesamtgruppe der Teilnehmer die Zahl der Herz-Kreislauf-Ereignisse nicht gesenkt.

Anders waren die Ergebnisse allerdings bei den Teilnehmern, die zu Beginn einen erhöhten Blutdruck hatten. Im Drittel mit den höchsten oberen (systolischen) Blutdruckwerten (über 143,5 mm Hg) sank die Zahl der Herz-Kreislauf-Ereignisse um 24 bis 28 Prozent. Teilnehmer mit niedrigeren systolischen Blutdruckwerten hatten dagegen keine Vorteile durch die Blutdrucksenkung. Allerdings ist zu bemerken, dass die eingesetzten Dosierungen sehr niedrig gewählt worden waren.

Diese Ergebnisse sind aus Sicht der Deutschen Hochdruckliga nicht überraschend. »Seit Langem steht fest, dass eine Senkung des Blutdrucks nur bei erhöhten Werten sinnvoll ist«, wird Professor Dr. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga, in einer Pressemitteilung zitiert. »Bei normalen Blutdruckwerten kann die Einnahme von Blutdruckmedikamenten sogar schaden.« Wie weit der Blutdruck bei erhöhten Werten gesenkt werden sollte, hängt von den Vorerkrankungen ab.

Rosuvastatin dagegen erfüllte die Erwartungen. Es war in der Lage, unabhängig vom Ausgangs-Cholesterolwert das Risiko von Herz-Kreislauf-Ereignissen um bis zu 25 Prozent zu senken. Die Kombination der beiden Prinzipien bedeutete keinen Gewinn gegenüber der alleinigen Statingabe. Die Studie bestätigt damit erneut, dass eine Senkung des Cholesterolwertes auch bei normalen Ausgangswerten vorteilhaft sein kann. Das hat bereits in den USA dazu geführt, dass die Leitlinien das Ausgangsrisiko eines Patienten und nicht mehr bestimmte Cholesterol-Zielwerte in den Mittelpunkt stellen. /

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