Engagement für mehr Prävention |
16.09.2008 15:51 Uhr |
Engagement für mehr Prävention
von Ursula Sellerberg
Vorbeugen ist besser als heilen. Um zu erfahren, was die Deutschen für die Prävention tun, hat die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände das Sozialforschungsunternehmeninfas mit einer Meinungsumfrage beauftragt. Befragt wurden 3370 Menschen ab 16 Jahren. Zu den repräsentativen Ergebnissen stellte PTA-Forum einige Fragen an Friedemann Schmidt, Vizepräsident der ABDA.
PTA-Forum: Warum hat die ABDA diese Umfrage in Auftrag gegeben?
Schmidt: Wir wollten wissen, wo wir stehen. Was tun die Deutschen für die Prävention? Wo können PTA und Apotheker sich in Zukunft stärker engagieren? Außerdem wollten wir Daten gewinnen für die Pressearbeit – mit großem Erfolg. In der letzten Augustwoche waren Ergebnisse unserer Studie in so gut wie allen Tageszeitungen und auch in der Fachpresse zu finden.
PTA-Forum: Können Sie die wichtigsten Ergebnisse zusammenfassen?
Schmidt: Wir haben uns auf die drei großen Präventionsbereiche Ernährung, Bewegung und Nichtrauchen konzentriert. Die Menschen lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Etwa 25 Prozent sind sehr gesundheitsbewusst und achten auf eine abwechslungsreiche Ernährung und viel Bewegung. Rund 30 Prozent hingegen gehören zu den Präventionsmuffeln: Sie kümmern sich nur wenig um ihre Gesundheit, bewegen sich zu wenig, rauchen oder treiben kaum Sport. Der Rest, circa 40 Prozent, liegt im Mittelfeld. Interessante Ergebnisse findet man vor allem, wenn man weiter ins Detail geht. So rauchen immer noch etwa ein Drittel der Deutschen. Mehr als die Hälfte der Raucher will aufhören – hier bietet sich die Hilfestellung durch das Apothekenteam an. Wer sich für die Studie interessiert, kann sich auf der ABDA-Website unter www.abda.de über Details informieren.
PTA-Forum: PTA und Apotheker sind meist mit dem Tagesgeschäft ausgelastet. Warum sollten sie sich Ihrer Meinung nach zusätzlich in der Prävention engagieren?
Schmidt: Apotheke und Prävention, das passt gut zusammen. Wir sind nah dran an den Patienten, kennen deren Ängste und Sorgen und auch ihre persönlichen Schwächen. Prävention besteht nicht nur aus großen Kampagnen und Aktionswochen, sondern aus kleinen Schritten, aus Tipps für den Alltag. Das lässt sich häufig in ein Kundengespräch einbauen.
PTA-Forum: Können Sie ein Beispiel für solche kleinen Schritte nennen?
Schmidt: Gerne. Eine Studie aus dem Jahr 2000 ergab, dass bereits ein drei Minuten langes Gespräch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Raucher den Nikotinentzug schafft, um 30 Prozent erhöht. Die PTA wissen durch ihre Ausbildung und die ständige Fortbildung sehr viel über Ernährung. Dieses Wissen könnten sie im Beratungsgespräch nutzen.
Erzählt beispielsweise ein Übergewichtiger, er habe sich angewöhnt, gegen den Hunger zwischendurch Saft zu trinken, könnte sie erwähnen, dass Säfte zwar auf den ersten Blick gesund sind, oft jedoch viel Zucker enthalten.
PTA-Forum: Interessieren sich die Verbraucher überhaupt für eine Präventionsberatung in der Apotheke?
Schmidt: Ja, das Interesse ist groß. Etwa die Hälfte der Deutschen wünscht sich Präventionsangebote außerhalb der Ärzteschaft. Jeder fünfte wäre bereit, dafür zu bezahlen. Hier erschließen sich also aussichtsreiche Perspektiven. Aktionswochen und Sonderaktionen sind bislang nur der Hälfte der Apothekenkunden schon einmal aufgefallen. Viele Kunden, die nichts von Sonderaktionen wussten, sind daran interessiert. Hier können die PTA einiges tun, um sich bemerkbar zu machen und ihre Leistungen besser zu positionieren.
PTA-Forum: Und wollen sich umgekehrt die Apothekenmitarbeiter in der Prävention engagieren?
Schmidt: Auch bei PTA und Apothekern ist das Interesse an der Prävention groß. Die Bayerische Landesapothekerkammer hat vor gut einem Jahr das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen, kurz WIPIG genannt, gegründet. Das WIPIG hat alle Bayerischen Apotheken nach ihrer Einstellung zur Prävention befragt. 120 Apotheken haben den Fragebogen zurückgesendet, alle interessieren sich für die Gesundheitsvorsorge.
PTA-Forum: Zahlt sich dieses Engagement für die Apotheken auch aus?
Schmidt: Zunächst einmal sind die Apotheker Heilberufler. Ganz wichtig ist natürlich der Aspekt der Kundenbindung. Eins muss klar sein: Die Apotheker können und wollen sich in der Prävention engagieren, aber das muss sich auch betriebswirtschaftlich rechnen. Aus diesem Grund verhandeln die ABDA und die Landesorganisationen der Apotheker mit Krankenkassen über Modellprojekte.