Salzlösungen wirken zweifach |
Ein einheitliches Krankheitsbild ist die Trockene Nase, lateinisch Rhinitis sicca, nicht. Vielmehr handelt es sich um ein Geschehen, das durch zahlreiche Faktoren beeinflusst wird. Wesentliche Komponenten sind eine chronische Entzündung sowie eine nicht mehr ausreichende Produktion funktionsfähigen Nasensekrets. Dieses wird in von den Becherzellen gebildet, von denen sich etwa 5000 auf jedem Quadratmillimeter Nasenschleimhaut befinden. Das Nasensekret hält die Nasenschleimhaut feucht und reinigt beim Abfließen das Innere der Nase, indem es Partikel abtransportiert.
Mediziner unterscheiden die Rhinitis sicca anterior, die primäre Rhinitis atrophicans und die sekundäre Rhinitis atrophicans. Die akute Rhinitis sicca anterior, wie sie sich auch bei einem beginnenden Erkältungsschnupfen einstellen kann, ist die häufigste und meist vorübergehende Form. Unter Umständen entwickelt sich daraus die chronische Form, die atrophische Rhinopathie oder Rhinitis atrophicans. Eine chronische Form der trockenen Nase liegt definitionsgemäß dann vor, wenn die Beschwerden zusammengerechnet mehr als drei Monate im Jahr bestehen. In schweren Fällen führt die atrophische Rhinopathie zur Bildung übelriechender, meist grünlich-gelber Beläge. Man spricht dann von einer sogenannten Stinknase (Ozaena). Die Betroffenen selbst können diesen Geruch nicht wahrnehmen, da ihr Geruchsempfinden aufgrund der trockenen Nase ohnehin stark beeinträchtigt ist. Außerdem gilt hier wie auch sonst: Wenn die Nase – auch eine gesunde – Gerüchen dauerhaft ausgesetzt ist, nimmt sie diese einfach nicht mehr wahr.
Luftfeuchte zu niedrig
Beginnender Erkältungsschnupfen ist jedoch nur einer von zahlreichen möglichen Auslösern einer trocknenden Nasenschleimhaut. Des Weiteren zählen höheres Lebensalter sowie eine lokale mechanische Belastung wie häufiges »Nasebohren« dazu. Im Sommer spielen kühlende Klimaanlagen eine Rolle, im Winter zu trockene, beheizte Raumluft. Liegt die relative Luftfeuchte unter 50 Prozent, begünstigt dies das Austrocknen der Nasenschleimhäute. Auch sind Angehörige mancher Berufe besonders oft betroffen, vor allem wenn die Arbeit mit einer hohen Staubbelastung einhergeht, wie etwa bei Bäckern.
Bei Konsumenten von Kokain oder Schnupftabak ist das Risiko ebenfalls erhöht, außerdem bei Patienten, die bestimmte Arzneimittel anwenden müssen. Hier sind vor allem Sympathomimetika zu nennen, die systemisch oder lokal angewendet die Gefäße zusammenziehen und die Durchblutung der Schleimhäute reduzieren. Außerdem können Psychopharmaka wie Doxepin, Antihistaminika der ersten Generation wie Dimenhydrinat oder Dimetinden, aber auch eine Nasensonde zur Sauerstoffgabe oder eine Strahlentherapie im Bereich der Nase zu einer trockenen Nasenschleimhaut führen.
Viele mögliche Ursachen
Eine trockene Nase tritt aber auch als Begleiterscheinung verschiedener Erkrankungen auf und weist möglicherweise sogar auf diese hin. Wer an allergischer Rhinitis leidet, wird nicht nur anfallsweise von einer plötzlich laufenden Nase geplagt. Ist diese Phase vorüber, stellt sich häufig der umgekehrte Fall ein: Die Nase ist gereizt und »wie ausgedörrt«, häufig tritt zusätzlich ein brennendes Gefühl auf. Besonders Patienten mit Hausstaubmilbenallergie leiden auch an einer trockenen Nase.
Dies gilt ebenso für Patienten mit Morbus Sjögren. Für diese Erkrankung ist vor allem eine Unterfunktion der Tränendrüsen charakteristisch. Treten beide Beschwerden gleichzeitig auf, sollte ein Arzt dies differentialdiagnostisch abklären. Außerdem begünstigen endokrine Erkrankungen wie Schilddrüsenfehlfunktionen eine trockene Nasenschleimhaut. Daneben tritt diese häufig zusammen mit Erkrankungen aus der Gruppe der Kollagenosen auf, zum Beispiel der Sklerodermie, des Morbus Wegener und der Sarkoidose. Zu den Infektionskrankheiten, die als Auslöser infrage kommen, zählen die Tuberkulose und die Syphilis.
Patienten mit schweren Formen einer trockenen Nase leiden außerdem nicht selten an einem Trockenheitsgefühl im Rachen, wenn sich die Schleimhautreizungen und -schädigungen bis in diesen Bereich hinein fortsetzen. Dies führt dazu, dass die Betroffenen sich häufig räuspern. Ihnen hilft neben einer Befeuchtung der Nasenschleimhaut die zusätzliche Befeuchtung der Rachenschleimhaut, zum Beispiel durch Pastillen mit Isländisch Moos (Isla Moos®).
Zahlreiche Symptome
Riechstörungen sind nur eine der vielen Folgen, die sich bei trockenen Nasenschleimhäuten einstellen. Häufig klagen Patienten darüber, dass sie durch die verstopfte Nase nicht wie gewohnt frei atmen können. Dies verleitet manchen dazu, abschwellende Nasentropfen anzuwenden, um – vor allem in der Nacht – wieder durchatmen zu können. Die befreite Atmung erkaufen manche Patienten allerdings zu einem hohen Preis: Durch zu häufige Anwendung riskieren sie, dass sich die Beschwerden langfristig noch verstärken.
Da die Becherzellen kein dünnflüssiges Sekret mehr absondern, bilden sich in der Nase häufig Borken, oft brennt und juckt die Schleimhaut zusätzlich. Nicht selten treten – zunächst kaum wahrgenommen – Blutungen in der Nase auf. Die kleinen Verletzungen heilen üblicherweise wie andere Wunden mit einer kleinen Kruste ab. Diese kann allerdings, zum Beispiel beim Naseputzen, abreißen. In der Folge blutet es und es entsteht eine neue Kruste, diesmal etwas größer als die vorherige – ein Kreislauf, bei der die Kruste wie ein kleiner Vulkan nach und nach wächst. Dieser kann mit starkem Nasenbluten unverhofft »aufbrechen«, was die Betroffenen zumeist stark verunsichert. Damit sie das individuell geeignete Arzneimittel empfehlen können, sollten PTA oder Apotheker die Symptome detailliert abfragen.
Das hilft
Zur Linderung der Beschwerden einer trockenen Nase stehen befeuchtende Nasentropfen und -sprays, Nasensalben sowie Nasenspülungen zur Verfügung. Bei leichten Beschwerden lassen sich die Nasenschleimhäute mit Kochsalz-, Meersalz- oder Sole-haltigen (wie in Emser®) Nasensprays oder -tropfen befeuchten beziehungsweise feucht halten. Auch der von Tränenersatzflüssigkeiten bekannte Wirkstoff Hyaluronsäure (wie in Hysan®) leistet in Zubereitungen zur Anwendung in der Nase gute Dienste. Die Tropfen und Sprays eignen sich außerdem zur Vorbeugung, zum Beispiel im Winter, wenn überheizte Büros den Nasenschleimhäuten schwer zu schaffen machen. Vor allem Sprays sind für unterwegs angenehm, da sie sich schnell und meist einigermaßen unauffällig anwenden lassen. Haben sich in der Nase jedoch bereits Borken gebildet oder treten gelegentlich – vor allem beim Naseputzen – kleinere Blutungen auf, ist der Behandlungserfolg zuweilen nicht zufriedenstellend. In diesen Fällen reizt der Sprühstoß die gereizten Schleimhäute oft zusätzlich, sodass hier Tropfen geeigneter sind. Noch effektiver und sanfter entfernt eine Nasenspülung mit isotonischer Kochsalz- oder Solelösung (Emser®) die Borken und Krusten. Diesen Effekt kann man zum Beispiel zur Nacht mit einer mineralischen Nasensalbe (Nisita®) oder einer Nasensalbe mit dem Wirkstoff Dexpanthenol (wie in Bepanthen®) unterstützen. Die Salben weichen die häufig festen und eingetrockneten Auflagerungen auf den Nasenschleimhäuten auf, sodass sie sich beim Spülen besser entfernen lassen.
Ein regelmäßiges Spülen der Nase empfiehlt sich außerdem bei Menschen, die beruflich bedingt einer starken Staubbelastung ausgesetzt sind, wie die bereits erwähnten Bäcker, aber auch bei Allergie-Patienten, denen Pollen oder Hausstaubmilbenkot das Leben schwer machen. Meistens reicht es aus, die Nase täglich ein- oder zweimalig zu spülen, um die Reizstoffe zu entfernen und den Selbstreinigungsmechanismus der Nase zu unterstützen. Im Unterschied zu früher warnen heute kritische Stimmen vor zu häufiger Spülung, da möglicherweise auch Nützliches wie Immunglobuline hinausgespült werden könnten.
Neben der Empfehlung eines geeigneten Arzneimittels profitieren Betroffene von kleinen Tipps, um einer trockenen Nase vorzubeugen. Einfach und effektiv: Ausreichende Trinkmengen nützen auch der Nasenschleimhaut. Und: Vor allem im Winter in beheizten Räumen für ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen – mit professionellen Luftbefeuchtern oder einfacher mit einem Schälchen Wasser auf dem Heizkörper.
Bewährt haben sich die Spülungen bei beginnendem Erkältungsschnupfen, bei dem sie – rechtzeitig angewendet – gleich doppelt wirken: Sie spülen Schnupfenviren aus der Nase und befeuchten die gestressten Nasenschleimhäute.
Patienten, die Tropfen mit Alpha-Sympathometika zu lange angewendet haben, können die angegriffene Nasenschleimhaut mit Nasenölen pflegen. Hier stehen zum Beispiel Erdnussöl (Coldastop®; mit Zusatz von Vitamin A und E) sowie raffiniertes (GeloSitin®) oder kalt gepresstes Sesamöl (Nozoil®; mit Zusatz von Vitamin E) zur Verfügung. Bei Mineralölen besteht die Gefahr, dass das Öl die Funktion der Flimmerhärchen einschränkt und winzige Fetttröpfchen aus Versehen eingeatmet werden. Im extremen Fall droht eine Lungenentzündung (Lipidpneumonie). Asthmatikern wird von einer Anwendung abgeraten. Bei ihnen kann auch eine geringe Reizung der Bronchialschleimhaut durch möglicherweise dorthin gelangte Öl-Bestandteile zu einem Asthmaanfall führen.
Als lindernd empfinden manche Patienten außerdem Inhalationen mit Kochsalz- oder Solelösung. Werden diese mit heißem Wasser durchgeführt, wird ein Teil des Salzes auf mechanischem Wege mit dem Dampf »mitgerissen« und gelangt so auf die strapazierten Schleimhäute. Effektiver, aber auch kostspieliger, sind Ultraschall-Vernebler (wie Pari®) mit Masken, die die Nase mit abdecken und so eine Befeuchtung gewährleisten. /
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