Medikamente in der Muttermilch |
Indikation | Wirkstoffe |
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Allergien, Heuschnupfen | Loratadin, Cetririzin, Dimetinden, Cromoglicinsäure |
Asthma | Inhalative Corticoide, inhalative β-Sympathomimetika, Theophyllin |
Blähungen | Dimeticon, Kümmel- oder Aniszubereitungen |
Durchfall | Bakterienpräparate, evtl. Elektrolytersatz |
Herpes labialis | Aciclovir (äußerlich) |
Husten | ACC |
Schmerzen | Paracetamol, Ibuprofen (bis 1600 mg/d), in Einzelfällen ASS |
Sodbrennen | Magaldrat, Hydrotalcit |
Pilzerkrankungen | Clotrimazol, Miconazol |
Venen | Aescin, Hydroxyethylrutosid |
Verstopfung | Ballaststoffe, Macrogol-Präparate, Lactulose, Natriumpicosulfat |
Übelkeit/Erbrechen | Dimenhydrinat |
Eine verstopfte Nase lässt sich ganz nebenwirkungsfrei mit Nasenspülungen, Dampfbädern, Kochsalz- oder Meersalz-Nasentropfen erfolgreich behandeln. Wer in der Nacht keinen erholsamen Schlaf findet, weil die verstopfte Nase das Atmen zu sehr erschwert, darf ein abschwellendes Nasenspray vor dem Schlafengehen benutzen. Tipp: Den meisten Müttern hilft bereits ein niedrig dosiertes Kinderspray.
Um festsitzenden Schleim zu lösen, sollten Stillende viel trinken und heißen Dampf inhalieren. Acetylcystein und Ambroxol sind in der Stillzeit erlaubt. Dagegen ist Zurückhaltung beim Hustenreizstiller Dextromethorphan geboten. Patientinnen mit Husten, der schon mehrere Tage dauert, oder quälendem Reizhusten sollten PTA oder Apotheker zum Arztbesuch raten. Verordnet der Arzt dann ein Antibiotikum, ist auch das kein Grund abzustillen. Nur in seltenen Fällen reagieren Säuglinge auf die Therapie mit Durchfall. Wenn der Mutter allerdings Antibiotika-Allergien in der Familie bekannt sind, muss sie das dem Arzt mitteilen. Erythromycin, Cephalosporine, Penicilline oder Cotrimoxazol sind mit dem Stillen vereinbar und daher Antibiotika der ersten Wahl.
Probleme mit dem Darm
Häufig klagen Mütter über einen trägen Darm: Die Verstopfung entwickelt sich bereits während der Schwangerschaft und hält oft in der Stillzeit an. Ballaststoffe, Bewegung und viel Flüssigkeit sind zwar sinnvolle Maßnahmen, doch lässt sich das Problem nur selten damit in den Griff bekommen. Aktuelle Studien haben die bisherigen Erfahrungen bestätigt, dass Stillende Na-triumpicosulfat (Laxoberal®) und Bisacodyl (Dulcolax ®) einnehmen können, ohne beim Säugling Durchfälle auszulösen.
Homöopathische Arzneimittel ab D6 gelten aufgrund der geringen Substanzmengen als unbedenklich, dabei Tabletten oder Globuli den alkoholhaltigen Tropfen vorziehen.
Erkrankt die Stillende hingegen an Durchfall, kompensiert sie die Flüssigkeits- und Elektrolytverluste am besten mit Elektrolytlösungen (wie Elotrans® ). Ergänzend sollte sie die Darmflora regenerieren (zum Beispiel mit Perenterol®). Von Loperamid in der Stillzeit raten die pharmazeutischen Hersteller derzeit ab, da die Datenlage dazu zu gering ist.
Magenbeschwerden wie Sodbrennen oder Völlegefühl nehmen meist nach der Entbindung ab, weil der Bauch nicht mehr von unten gegen den Magen drückt. Bei Bedarf dürfen Frauen wie in der Schwangerschaft auch in der Stillzeit Antacida wie Magaldrat (Riopan®) oder Hydrotalcit (Talcid®) einnehmen. Bei stärkeren Beschwerden können sie gelegentlich auf H2-Antihistaminika zurückgreifen.
Kind im Blick
Natürlich sollen Stillende sich genau an die Dosierungsempfehlung eines Arzneimittels halten, immer unter dem Aspekt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Außerdem ist es ratsam, auch das Verhalten des Säuglings im Blick zu haben. Schläft das Baby mehr als gewöhnlich oder plötzlich kaum noch? Ändert sich sein Trinkverhalten oder verändert sich die Haut? Bemerkt sie Auffälligkeiten, kann sich die Mutter an ihren Kinderarzt, die Hebamme oder eine Stillberaterin wenden. Wenn PTA oder Apotheker sich in das Thema „Arzneimittel in der Stillzeit“ genauer einarbeiten möchten, lohnt ein Blick ins Internet unter www.embryotox.de. Dort befinden sich die Informationsseiten des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie. /
Menschen verstoffwechseln Arzneistoffe sehr unterschiedlich: Ihre Gene legen fest, ob sie über bestimmte Enzymsysteme die Arzneistoffe besonders rasch oder eher langsam abbauen. Zu welchem Typ jemand gehört, weiß der Einzelne meist nicht.
Tragisch ist deshalb der Fall eines Neugeborenen, das an einer Morphin-Überdosierung starb. Seine Mutter erhielt in therapeutischen Dosen Codein zur Schmerzstillung. Über die Muttermilch nahm auch der Säugling geringe Dosen auf. Aufgrund einer genetischen Besonderheit verstoffwechselte er aber das Codein erheblich schneller, als es normalerweise der Fall ist. Dadurch flutete das Abbauprodukt Morphin im kindlichen Körper so rasch an, dass sich eine letale Blutkonzentration aufbaute. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat im Jahr 2007 die Musterproduktinformation dahingehend geändert, dass Stillende Codein nur einmalig erhalten dürfen, bei wiederholter Gabe jedoch abstillen müssen. Die Food and Drug Administration (FDA) in den USA sieht die Situation weniger streng: Sie rät stillenden Müttern, Codein in möglichst geringer Dosierung nur für eine sehr kurze Zeit anzuwenden und beim Säugling auf mögliche Symptome einer Morphin-Überdosierung zu achten wie Trinkschwäche, abnorme Schläfrigkeit oder Lethargie.