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Ultraschall

Dem Brustkrebs auf der Spur

28.06.2013  16:07 Uhr

Von Annette Behr, Berlin / Bis zu 60 000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich neu an einem Mammakarzinom. Neben der Mammografie müssten Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe eine Ultraschalluntersuchung zur Diagnostik durchführen lassen, forderten Experten auf einer Pressekonferenz der Deutschen ­Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) setzen Ärzte aus den unterschiedlichsten Gründen ein. Die meisten Frauen kennen diese Methode als »Baby-Kino«, sagte Professor Dr. Jens-Uwe Blohmer vom Brustzentrum des Sankt Gertrauden-Krankenhauses in Berlin. Heranwachsendes Lebes mithilfe harmloser und lautloser Schallwellen sichtbar zu machen und zu beobachten, habe sich als gute diagnostische Methode etabliert. Um Brusttumoren aufzuspüren, eigne sich die Mamma­sonografie neben der Mammografie gut, so Blohmer. Zusätzlich sei von Vorteil, dass von der Methode keine Strahlenbelastung ausgehe.

Trotz steigender Zahl an Neuerkrankungen sei erfeulich, dass die Heilungsrate beim Mammakarzinom derzeit bei über 90 Prozent liege, informierte Professor Dr. Friedrich Degenhardt, Leiter des Arbeitskreises Mammasonographie der DEGUM, aus Bielefeld. Die hohe Überlebensrate verdankten viele Frauen unter anderem einer besseren Diagnostik, so der Gynäkologe.

Geforderte Ausstattung

Die Mindestanforderungen für die Durchführung einer Mammasonografie hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in der Ultraschallverordnung fixiert: Demnach wird die Brust abschnittsweise mit einem 4 Zentimeter breiten Schallkopf und einer Mindest-Sendefrequenz von 7 Megahertz untersucht. Vorteil dieser Methode: Jeder Bereich lässt sich bei einer relativ ­schmalen Breite mit maximaler Bildgröße darstellen. Von Nachteil sind mögliche, nicht erfasste Lücken und dass unauffällige Abschnitte nicht dokumentiert werden und der Arzt dadurch bei Folgeuntersuchungen einzelne Abschnitte nicht miteinander vergleichen kann.

In speziellen Brustzentren sowie radiologischen und gynäkologischen Abteilungen werden zur Mammasonografie meist Ultraschallköpfe mit einer Frequenz von 10 bis 15 MHz verwendet. Diese ermöglichen eine bessere Darstellung des Brustgewebes und der Arzt kann so auffällige Strukturen erfassen, bevor diese tastbar werden. Mit niedrigeren Sendefrequenzen gelingt dies kaum, so die Experten der ­DEGUM.

Weiterentwicklung

Doch ebenso wie bei anderen diagnostischen Methoden geht auch bei der Ultraschalluntersuchung der technische Fortschritt weiter. So arbeiten manche Geräte mit Hochfrequenz-Ultraschall bis zu 16 Megahertz oder einem veränderten Einfallswinkel der Ult­raschallwellen. Dadurch lässt sich ein Tumor von allen Seiten optisch »abtasten«. Mit Doppel-Ultraschall oder amplitudenkodiertem Ultraschall können selbst feine Tumorgefäße sichtbar gemacht werden. Das neue bildgebende Verfahren der Elastografie ermöglicht es dem Arzt abzuschätzen, ob der Brusttumor im Verhältnis zu seiner Umgebung fest (typisch für Brustkrebs) oder weich (eher gutartige Veränderungen) ist.

Doch die Qualität einer sonogra­fischen Untersuchung hängt nicht nur vom Gerät, sondern auch vom Können des Untersuchers ab. Daher forderten die Experten eine spezielle Aus- und Weiterbildung für Ärzte, denn zurzeit ist dies im Rahmen der Ausbildung zum Facharzt für Frauenheilkunde oder Radiologie nicht vorgeschrieben. Allerdings können Ärzte bereits heute ein Zertifikat erwerben. Patientinnen, die ihre Brust mittels Ultraschall untersuchen lassen möchten, sollten einen Arzt mit entsprechender Zertifizierung zur Mammasonografie aufsuchen, empfahlen die Experten. Eine Übersicht finden Interessentinnen auf der Homepage der DEGUM.

Vielfalt und Screening

Seit 2005 haben Frauen zwischen 50 und 69 Jahren in Deutschland alle zwei Jahre Anspruch auf eine Röntgenuntersuchung (Mammografie) der Brust, deren Kosten die Krankenkassen übernehmen. Allerdings zeigen Studienergebnisse, dass das zweijährige Intervall bei manchen Frauen zu lang war. So diagnostizierten Ärzte in Nordrhein-Westfalen bei mehr als 2000 von fast 880 000 Frauen bereits vor der nächsten regulären Mammografie Brustkrebs. Diese Tumore bezeichnen Gynäkologen als Intervall-Karzinome. »Einige dieser Karzinome waren bei der Mammografie nicht sichtbar und haben sich im Intervall zu einer detektierbaren Größe entwickelt. Andere Gewebeauffälligkeiten wurden vielleicht für harmlos angesehen, weitere Tumoren wurden übersehen«, berichtete Professor Dr. Alexander Mundinger, Direktor des Zentrums Radiologie der Niels-Stensen-Kliniken in Osnabrück.

Daten aus dem Ausland zeigten, dass die meisten Brusttumore als »echte Intervall-Karzinome« zwischen den einzelnen Untersuchungsterminen entstanden seien. Diese wüchsen häufig sehr schnell und seien bei der Diagnose meist schon größer als 2 Zentimeter, so Mundinger. Bekanntermaßen verschlechtern sich die Heilungschancen mit der Größe des Tumors.

Wird das Karzinom chirurgisch entfernt, hat auch dabei die Sonografie ihren besonderen Stellenwert. Laut einer aktuellen Studie verbesserte sich das Ergebnis der Operation signifikant, wenn die Ärzte den Tumor zuvor per Ultraschall vermessen hatten und während des Eingriffs der Operateur mithilfe der Ultraschalldiagnostik genauer die Lage und Ausmaße des Tumors erkennen konnte. In dieser Studie entfernten die Operateure ein Drittel weniger Gewebe als ihre Kollegen, die sich ausschließlich mithilfe ihres Tastsinns orientierten.

Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, ist bei Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe im Allgemeinen erhöht. Diesen Frauen empfiehlt die DEGUM, jährlich die Brust mit Ultraschall untersuchen zu lassen. In einer US-Studie erwies sich die risikofreie Sonografie als ebenso effektiv wie eine Mammografie im Abstand von einem Jahr.

Risiko minimieren

Mundinger erläuterte: »Durch die Kombination beider Verfahren im Abstand von einem Jahr und die Möglichkeit, im Zweifelsfall eine Kernspintomografie anzuschließen, wurde die Zahl der Intervallkarzinome deutlich gesenkt.« In Österreich sieht ein Screening-Programm bereits bei allen Patientinnen mit hoher Brustdichte eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung vor. Die Forderung der Experten, auch in der deutschen Leitlinie zur Untersuchung der weiblichen Brust die Mammografie bei einer dichten Brustdrüse durch Ultraschalluntersuchung zu ergänzen, wurde leider noch nicht umgesetzt. In Deutschland müssen die Patientinnen die Untersuchung selbst bezahlen. Die Kosten liegen bei etwa 150 Euro pro Untersuchung. Frauen unter 50 und über 69 Jahren fallen zwar komplett aus den bildgebenden Reihenuntersuchungen der Brust heraus, doch die Degum sei bemüht, auch diesen Frauen zu helfen, so Degenhardt. /

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