Welt-Hepatitis-Tag |
28.06.2013 15:07 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler / Am 28. Juli findet der Welt-Hepatitis-Tag statt – weltweit und auch in Deutschland. Er steht unter dem Motto: »Näher als Du denkst«. Der Gesundheitstag soll die Menschen dazu anregen, sich über virale Leberentzündungen zu informieren und sich davor zu schützen.
Die Hauptversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkannte 2010 die Virushepatitis in einer Resolution als globale Gesundheitsbedrohung an. Seit 2011 wird der Welt-Hepatitis-Tag daher als offizieller Gesundheitstag der WHO begangen. Das Datum hat eine besondere Bedeutung: Es ehrt den inzwischen verstorbenen Hepatitis-B-Entdecker Professor Dr. Baruch Bloomberg, der am 28. Juli Geburtstag hatte. Initiator und Veranstalter ist die »World Hepatitis Alliance«, der weltweit etwa 200 Patientengruppen und -organisationen angehören. In Deutschland gestaltet die Deutsche Leberhilfe e.V. mit Sitz in Köln den Gesundheitstag.
Weltweit leidet einer von zwölf Menschen an chronischer Hepatitis B oder C, also einer Leberentzündung, die durch Infektion mit dem Hepatitis-B- oder -C-Virus, kurz HBV und HCV, ausgelöst wird. Doch nur wenige wissen davon, schreibt die Deutsche Leberhilfe e.V. auf ihrer Homepage.
»Näher als Du denkst« heißt das Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages. »Damit wollen wir das breite Publikum erreichen, weil Hepatitis jeden treffen kann«, erklärt Achim Kautz, Geschäftsführer der Deutschen Leberhilfe, im Gespräch mit PTA-Forum. »Zudem sprechen wir die Hausärzte an, die eine frühe Diagnose in die Wege leiten können.« Denn nur bei etwa 40 Prozent der HCV-Infizierten und 30 Prozent der HBV-Infizierten werde die Infektion entdeckt.
Besonders wichtig sei der Leberhilfe die politische Botschaft des Gesundheitstags, sagte Kautz. »Bei einer Pressekonferenz in Berlin stellen wir den nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung der Virushepatitis vor.« Dieser sei das Ergebnis mehrjähriger Arbeit von Patientenverbänden und Wissenschaftlern. »Mit den vorgeschlagenen Strategien lehnen wir uns an erfolgreiche Aktionspläne anderer Länder an.« Ziel sei es, die Bundespolitiker aufzurütteln und zu motivieren, dem Aktionsplan zuzustimmen.
Zahlreiche Ursachen, zum Beispiel toxische Stoffe, Alkoholmissbrauch, Autoimmunerkrankungen oder Viren, können eine Leberentzündung auslösen. Ärzte unterscheiden akute und chronische Verlaufsformen, die immer mit einer Schädigung und Zerstörung von Leberzellen beginnt. Die erkrankte Leber verursacht keine Schmerzen, sie leidet stumm. Warnende Symptome bleiben oft Jahre lang aus. Erhöhte Leberwerte können ein erstes Warnsignal sein, das allerdings wenig spezifisch ist und zudem oft ignoriert wird.
In Deutschland leiden mindestens 5 Millionen Menschen an einer Lebererkrankung, meldet die Deutsche Leberhilfe. Die weltweit häufigste Ursache für eine Hepatitis sind Virusinfektionen. Heute sind Viren von Typ A bis E bekannt. In Deutschland ist rund eine Million Menschen von einer chronischen Virushepatitis betroffen – Dunkelziffer unbekannt.
Drei Viertel der Erwachsenen, die sich über verunreinigte Speisen oder Getränke mit Hepatitis-A-Viren (HAV) infizieren, erkranken. Sie leiden zum Beispiel an Müdigkeit, Bauchschmerzen, leicht erhöhter Temperatur, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Nicht immer tritt eine Gelbsucht auf. Es gibt keine spezifische Therapie, aber eine zuverlässige Impfung. Gute Nachricht: Hepatitis A wird nicht chronisch.
Problem der Chronifizierung
Anders ist es bei der Hepatitis B, einer Infektion mit Hepatitis-B-Viren. HBV wird meist über infiziertes Blut oder Körperflüssigkeiten übertragen. Bei neun von zehn Patienten verläuft die Erkrankung akut, aber sie kann chronisch werden. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts sind etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland chronische HBV-Träger. Laut Kautz sind diese Zahlen aber »eindeutig zu niedrig«. Die WHO schätzt, dass weltweit ungefähr 480 Millionen Menschen chronisch infiziert sind und etwa 2 Milliarden Menschen Kontakt mit HBV hatten.
Die medikamentöse Therapie der Hepatitis B ist schwierig. Ziel ist es, die chronische Infektion unter Kontrolle zu halten. Bis heute ist nur selten eine Heilung möglich, da das Virus sein Erbgut dauerhaft in das menschliche Genom einschleust. Daher ist die Impfung gegen HBV die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor der Infektion.
Die Hepatitis C, ausgelöst durch Hepatitis-C-Viren, verläuft oft ohne Symptome, chronifiziert aber in 80 Prozent der Fälle. HCV wird über infiziertes Blut übertragen, zum Beispiel über verschmutzte Injektionsnadeln. Laut Robert-Koch-Institut sind 400 000 bis 500 000 Menschen in Deutschland betroffen. Weltweit sollen etwa 170 Millionen chronisch infiziert sein. Da das Virus seine Erbinformation nicht in das Wirtsgenom einbaut, ist eine Heilung durch eine medikamentöse Therapie möglich. Eine Schutzimpfung gibt es nicht.
Unbehandelt können sowohl die Hepatitis B als auch C nach Jahren zur Leberzirrhose und zu Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom, HCC) führen.
Infektionen mit den Virustypen D und E stehen deutlich weniger im Rampenlicht. Eine Infektion mit Hepatitis-D-Viren erfolgt nur gemeinsam mit einer HBV-Infektion. Die Hepatitis E könnte allerdings größere Bedeutung haben als bislang vermutet. HEV wird durch kontaminiertes Wasser, aber auch zoonotisch, zum Beispiel über Schweinefleisch, und über Blutprodukte übertragen.
Drei Äffchen zum Hepatitis-Tag
In Vorbereitung auf den Welt-Hepatitis-Tag startete die Deutsche Leberhilfe bereits Anfang Juni eine Fotoaktion, die die World Hepatitis Alliance ins Leben gerufen hat, berichtet Kautz. Drei Stoffäffchen stellen das »Wegsehen«, das »Nicht hinhören« und das »Nicht darüber sprechen wollen« dar. Die Tiere sollen die Situation vieler Betroffener symbolisieren. Interessierte können die Stofftiere bei der Leberhilfe bestellen, sie vor verschiedenen Ortschildern oder regionalen Sehenswürdigkeiten fotografieren und die Fotos an die Deutsche Leberhilfe senden. Diese werde die Fotos auf ihrer Homepage veröffentlichen, erklärt Kautz. So solle die Botschaft »Näher als Du denkst« möglichst in ganz Deutschland verbreitet werden.
Apotheken, die sich am Gesundheitstag beteiligen wollen, können zudem die Aktionsplakate anfordern oder von der Homepage der Deutschen Leberhilfe herunterladen. Kautz: »Super wäre es, wenn Apotheken anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags eine Aktion zur Messung der Leberwerte starten.« Außerdem könnten sie ihre Kunden auf den Leber-Selbsttest im Netz hinweisen, den die Leberhilfe gemeinsam mit Deutschen Leberstiftung entwickelt hat. /
E-Mail-Adresse der Verfasserin