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Stoffwechselerkrankungen

Nicht-alkoholische Fettleber

25.06.2014  11:54 Uhr

Von Helga Vollmer, München / Was haben rund 40 Prozent der Erwachsenen und Stopfgänse gemeinsam? Eine völlig verfettete Leber. Die nicht-alkoholische Fettleber ist – wie neueste Forschungs­ergebnisse belegen – nicht nur die häufigste Leber­erkrankung in Deutschland, sondern vor allem ein immenser Risikofaktor für weitere Erkrankungen.

Vor allem in den Industrieländern hat sich die sogenannte nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD = Non Alcoholic Fat Lever Disease) hat sich zu einer im Moment noch unterschätzten »Volkskrankheit« entwickelt. Gefördert wird die NAFLD durch den übermäßigen Konsum von Nahrungsmitteln sowie geringe körperliche Aktivität. Sie führt in einen krankmachenden Teufelskreis: Die bei Insulinresistenz erhöhten Insulinspiegel fördern die Fetteinlagerung in die Leber. Dies verstärkt die Insulinresistenz und lässt die Insulinspiegel weiter steigen. Das wiederum fördert die Leberverfettung.

In der Gruppe der adipösen Erwachsenen haben 70 Prozent eine NAFLD und bei den Typ-2-Diabetikern 90 Prozent. Unter den rund 40 Prozent der »normalen« Erwachsenen mit NAFLD sind mehr Männer als Frauen, Ältere eher als Jüngere. Experten schätzen den Anteil der Kinder und Jugendlichen auf 10 Prozent sowie bereits auf 30 Prozent bei den adipösen Schulkindern. Menschen mit NAFLD leiden nachweislich öfter an Herz-Kreislauf- und chronischen Nierenerkrankungen und ihre Lebenserwartung ist insgesamt verkürzt. Die frühzeitige Behandlung der NAFLD verbessert also nicht nur die Stoffwechsellage des gesamten Or­ganismus, sondern reduziert auch die Gefahren der Folgeerkrankungen.

Wichtige Aufgaben

Die etwa 1,5 Kilogramm schwere Leber erfüllt als zentrales Stoffwechselorgan ganz unterschiedliche Aufgaben. Zusammen mit der Bauchspeicheldrüse ist sie an der Regulation des Blutzuckerspiegels beteiligt sowie am Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißstoffen.

Eine wichtige Rolle spielt die Leber als Entgiftungsorgan von Medikamenten und Alkohol. Zusätzlich ist sie verantwortlich für die Herstellung von Hormonen, Eiweißen, Cholesterol und Gallensäuren. Sie speichert überschüssige Glucose und stellt sie bei Bedarf wieder bereit, dazu Vitamine und Spurenelemente.

Damit sie ihre Funktionen als vielseitiges und viel beschäftigtes Organ perfekt erfüllen kann, sollte sie entsprechend »gepflegt« werden. Was die Leber nicht verträgt sind Überernährung und in deren Folge Über­gewicht. Dann übersteigt die Fettneubildung in der Leber die Fettverbrennung, was zwangsläufig zu NAFLD führt.

Wie entsteht eine NAFLD?

Oft bleibt eine NAFLD lange unerkannt, da sie sehr unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit verursacht, aber keine Schmerzen. Selbst die Leberenzymwerte (Transaminasen, gamma-GT) im Blut sind nur unregelmäßig erhöht.

Viele Menschen decken ihre täg­liche Energiezufuhr über einen zu großen Anteil an Kohlenhydraten ab. Bei dem Lebensstil der Menschen in den Industrieländern werden diese nur selten oder unzureichend durch Muskelaktivität verbraucht. Doch der Körper verschleudert überschüssige Nährstoffe nicht, sondern wandelt sie in Fett um. Er lagert sie in Fettzellen ein, die sich bis auf das Sechsfache ausdehnen können.

Ständig müssen diese Vorratskammern mit ausreichend Blut und Sauerstoff versorgt werden. Ist dies nicht mehr möglich, entzündet sich das Fettgewebe und wird dadurch insulinresistent, die kranken Fettzellen verlieren ihre Speicherkapazität. Da die Fettzellen ab diesem Zeitpunkt keine überschüssigen Kalorien mehr speichern können, lagert der Organismus das Fett mithilfe des hohen Insulinspiegels an neuen Orten ab, die eigentlich gar nicht zur Fettspeicherung vorgesehen sind: an erster Stelle in der Leber, aber auch in Bauchspeicheldrüse, Nieren, Herz und der ganzen Bauchhöhle.

Der normale Fettgehalt der Leber liegt unter 5 Prozent, als Leberverfettung definieren Experten einen Leberfettgehalt ab 5,5 Prozent. Wurde vermehrt Fett in der Leber gespeichert, kann die NAFLD folgende Erkrankungen auslösen oder verstärken: Vier der fünf Facetten des metabolischen Syndroms (erhöhter Nüchtern-Blut­zucker, erhöhte Trigylzeride, erniedrigtes HDL-Cholesterol und Hypertonie) und Typ-2-Diabetes mellitus.

»60 Prozent des Fettes in der Leber stammen aus Zellen, die nicht mehr speichern können«, erklärte der Ernährungswissenschaftler Professor Dr. Nicolai Worm, Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmana­gement Saarbrücken, auf einer Presseveranstaltung in München. Die insulinresistente Fettleber ist in Folge auch verantwortlich für den hohen Nüchternblutzucker bei Menschen mit Prä-Diabetes und Diabetes. Denn sie wird durch Insulin nicht mehr geregelt und gibt nüchtern ständig zu hohe Mengen Glucose an das Blut ab. In der immer fetter werdenden Leber nimmt die Insulinresistenz kontinuierlich zu. »Der erste Teufelskreis des Diabetes hat begonnen«, so Worm.

Im weiteren Verlauf fördert die NAFLD Atherosklerose, Herzinsuffi­zienz, Herzinfarkt und Schlaganfall sowie chronische Nierenerkrankungen bis hin zur Dialysepflichtigkeit und totalem Nierenversagen.

Lange hielten Fachleute die NAFLD für eine Begleiterkrankung einer viszeralen Adipositas (viszeral = die Eingeweide betreffend). Heute geht man davon aus, dass es sich um eine eigenständige Erkrankung handelt, die vor allem Menschen in Industrieländern gefährdet. Ursachen der NAFLD sind also weder erhöhter Alkoholkonsum noch eine Leberschädigungen durch Arzneimittel.

Leberfasten unter Anleitung

Bis heute gibt es keine wirksamen Medikamente zur Behandlung der NAFLD. Doch mit einer Ernährungsumstellung, verstärkter körperlicher Aktivität und »Leberfasten« lassen sich Leber und Stoffwechsel in relativ kurzer Zeit wieder normalisieren.

Neue Studiendaten belegen, dass eine kalorien- und kohlenhydratreduzierte Kost mit erhöhtem Eiweißanteil schneller und zuverlässiger Triglyzeride und die Insulinresistenz reduziert als fettarme, kohlenhydratbetonte Reduktionsdiäten. Das sogenannte Leberfasten basiert auf vier Grundprinzipien: kalorienreduziert, kohlenhydratreduziert, eiweißbetont und fettmodifiziert. Die Diät sollte zu 20 bis 30 Prozent aus Eiweiß, zu 40 bis 50 Prozent aus Fett und nur zu 20 bis 30 Prozent aus Kohlenhydraten bestehen.

»Mit Leberfasten werden in einer nur 14-tägigen intensiven Fastenphase Leber und Bauchspeicheldrüse so weit entfettet, dass sie wieder funktions­fähig sind«, erklärte Worm. In der Fastenphase hält der Patient 14 Tage lang eine very-low-calorie-diet mit weniger als 800 kcal pro Tag ein plus leberprotektivem Eiweißdrink und sollte täglich zwei bis drei Liter Mineralwasser oder basische Tees trinken. »Leberfasten reduziert sehr schnell den Medikamenten- und Insulinbedarf und erfordert folglich sofort eine Neueinstellung der Medikamente – insbesondere bei Typ-2-Diabetikern. Deshalb sollte das Leberfasten nur in Begleitung eines Therapeuten in speziellen Leberfasten-Zentren durchgeführt werden. Adressen unter www.leberfasten.com /

Eine nicht-alkoholische Fettleber erkennen

Claudia Borchard-Tuch / Um eine NAFLD zu diagnostizieren, müssen zunächst andere Ursachen wie erhöhter Alkoholkonsum und medikamentös oder genetisch bedingte Leberschäden ausgeschlossen werden.

Mithilfe des sogenannten Fatty Liver Index (FLI) kann bestimmt werden, wie hoch das Erkrankungsrisiko eines Patienten ist. Zur Berechnung des FLI werden Taillenumfang, BMI sowie Nüchterntriglyceride und Gamma-GT benötigt. Liegt der Index ≥ 60, ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Leberverfettung erkrankt zu sein, sehr hoch. Ein FLI unter 30 gilt als unauffällig, und zwischen 30 bis 60 ist eine Abklärung durch weitere diagnostische Verfahren erforderlich.

Die Leberbiopsie ist zurzeit das beste diagnostische Verfahren und die einzige Möglichkeit, um eine nicht-alkoholische Fettleber zu diagnostizieren. Allerdings ist dieses invasive Vorgehen mit Komplikationen behaftet und nicht bei allen Patienten als diagnostischer Test geeignet.

Laborchemisch lässt sich häufig eine leichte Erhöhung der Transaminasen nachweisen. Mittels Sonografie ist der einfache und nebenwirkungsfreie qualitative Nachweis von Fetteinlagerungen in die Leber möglich. Eine genauere quantitative Bestimmung des Fettgehaltes erlauben die Untersuchung mittels Magnetresonanztomografie (MRT) oder Magnetresonanzspektrografie (MRS).

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