bei Rückenschmerzen ausgedient? |
11.05.2015 13:36 Uhr |
Von Elke Wolf / Paracetamol steht seit geraumer Zeit in der Kritik. Diverse Studien der vergangenen Jahre hatten bereits erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit des Analgetikums bei Rückenschmerzen geschürt.
Eine Metaanalyse eines australischen Wissenschaftlerteams um Dr. Gustavo C. Machado, die im renommierten British Medicine Journal veröffentlicht wurde, bestätigt nun diese Zweifel. Danach wirkt Paracetamol bei Lumbalgien nicht besser als Placebo, und auch bei schmerzenden Knie- und Hüftarthrosen ist die Schmerzlinderung minimal nur kurzfristig und klinisch nicht relevant. Stattdessen erhöhte sich bei Patienten unter der Einnahme des Analgetikums das Risiko von abnormen Leberwerten um das Vierfache.
Für ihre Ergebnisse analysierten die Wissenschaftler 13 randomisierte, placebokontrollierte Studien, die die Wirksamkeit von Paracetamol untersucht hatten. Zehn dieser Studien mit insgesamt 3541 Patienten evaluierten dabei die Wirkung des Schmerzmittels bei einer Knie- oder Hüftarthrose, drei Studien mit zusammen 1825 Patienten überprüften die Wirksamkeit bei Kreuzschmerzen. In den meisten Studien wurde der Wirkstoff als Tablette oder Kapsel verabreicht, nur in einer Studie bei Rückenschmerz intravenös (1000 mg einmalig). Die Dosis lag bei 3000 mg pro Tag (oral) beziehungsweise zwischen 3900 und 4000 mg/Tag.
In insgesamt drei der analysierten Studien mit Arthrosepatienten war die Hepatotoxizität anhand der Aktivität der Leberenzyme Alanin-Aminotransferase und/oder Aspartat-Aminotransferase überprüft worden. Paracetamol-Anwender hatten im Vergleich zu den Patienten in den Placebogruppen ein vierfach erhöhtes Risiko von abnormen Testergebnissen. Mit 4 g hat die Mehrzahl der Probanden die vom Hersteller empfohlene Höchstdosis erhalten. Eine Dosierung, deren Sicherheit seit geraumer Zeit wegen der möglichen Hepatotoxizität umstritten ist. In der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Kreuzschmerz wird beispielsweise nur noch eine Tagesdosis von maximal 3 g pro Tag empfohlen, der Behandlungserfolg muss zudem kurzfristig überprüft werden.
Nach wie vor wird Paracetamol in den meisten internationalen Leitlinien und auch hierzulande beispielsweise von der NVL Kreuzschmerz und der S3-Leitlinie Koxarthrose als Analgetikum der ersten Wahl gelistet. Die Forscher um Machado schlagen vor, aufgrund ihrer Ergebnisse die Empfehlungen für Paracetamol zu überdenken. /
Quelle: Machado, G. C., BMJ 2015; 350: h1225.