Beratung nach der Zahn-OP |
11.05.2015 13:36 Uhr |
Von Kornelija Franzen / Mit Unbehagen denken die meisten Menschen an eine Zahnoperation – doch manchmal ist das Ziehen der Weisheitszähne unumgänglich oder der Einsatz eines Implantates empfehlenswert. Um unliebsame Folgen wie Schmerzen oder Schwellungen erfolgreich zu behandeln und die Wundheilung zu unterstützen, können PTA und Apotheker Patienten mit einigen Tipps zur Seite stehen.
Ein Hai bildet im Gegensatz zum Menschen zeitlebens neue Zähne – der Verlust eines einzelnen Zahnes fällt daher bei ihm nicht sonderlich ins Gewicht. Bei uns verhält es sich anders: Das kindliche Milchzahngebiss wird ab einem Alter von etwa fünf Jahren nach und nach durch maximal 32 bleibende Zähne ersetzt. Die richtige Mundhygiene sowie eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung sind wichtig für den Erhalt der natürlichen Zähne. Zahnoperationen sind jedoch zuweilen nötig. Gründe für einen solchen oralchirurgischen Eingriff können fortgeschrittene Parodontalerkrankungen, entzündete Zahnwurzeln oder Unfälle sein. Auch der Einsatz eines dauerhaften Zahnimplantates (siehe Kasten ganz unten) erfordert eine Operation. Eine überaus häufige Zahnoperation stellt die Entfernung der Weisheitszähne dar.
Überflüssige Backenzähne
Den Abschluss des Zahnwechsels markiert der Durchbruch der hintersten vier Backen- beziehungsweise Weisheitszähne. Die »Achter«, wie sie aufgrund ihrer Position im Kiefer auch genannt werden, treten meist zwischen dem 18. und 22. Lebensjahr hervor. In früheren Jahrhunderten mit deutlich kürzerer Lebenserwartung galt man in diesem Alter bereits als erfahren und weise – ein Umstand, der den Weisheitszähnen vermutlich ihren Namen gab.
Diese späten Backenzähne zählen zu den Relikten unserer Vorfahren, deren Speiseplan noch vorwiegend aus ungegarten, zähen Speisen bestand. Damals nutzten sich die Mahlzähne aufgrund dieser Nahrung stark ab, ein neuer Satz Backenzähne war folglich vorteilhaft. Heute sind Weisheitszähne als Mahlwerkzeuge aufgrund der veränderten Ernährungsweise überflüssig geworden. Mehr noch: Häufig verursachen sie Entzündungen oder Schmerzen, da sie nur teilweise durchbrechen, schief im Kiefer angelegt sind oder aufgrund des entwicklungsgeschichtlich zurückgebildeten Gebisses einfach nicht mehr genügend Platz finden.
Wie die meisten Zahnoperationen erfolgt die Entfernung der Weisheitszähne meistens ambulant, unter örtlicher Betäubung. Nur in Ausnahmefällen ist eine Vollnarkose notwendig. Das Zahnfleisch wird mit einem Schnitt von dem darunterliegenden Knochen gelöst und der Zahn mittels einer entsprechenden Zange herausgehebelt. Anschließend wird die Wunde vernäht. Die Fäden zieht der Zahnarzt nach etwa einer Woche. Häufig werden die vier Weisheitszähne in zwei Etappen entfernt, das heißt zunächst die Zähne der einen und dann die der anderen Seite. Auf diese Weise kann der Patient zumindest eine Kieferhälfte nach wenigen Tagen wieder zum Kauen nutzen.
Vorbereitende Maßnahmen
Wie vor jedem operativen Eingriff sollten PTA und Apotheker auch vor der Operation beim Zahnarzt auf das rechtzeitige Absetzen gerinnungshemmender Arzneimittel (Acetylsalicylsäure, Phenprocoumon) hinweisen. Um einem Bluterguss sowie dem Anschwellen der Operationswunde vorzubeugen, können drei Tage vor dem geplanten chirurgischen Eingriff dreimal täglich fünf Globuli Arnica D12 oder Hypericum D10 empfohlen werden. Am Operationstag selbst und während der sich anschließenden Wundheilungsphase kann dieses Einnahmeschema fortgeführt werden. Arzneimittel mit Passionsblume (wie Lioran®) oder Lavendelöl (Lasea®) beruhigen ängstliche Patienten.
Achtung: Auch eine örtliche Betäubung beeinträchtigt das Bewusstsein und kann zu einem mehrere Stunden anhaltenden Benommenheitsgefühl mit Reaktionsschwäche führen. Am Operationstag sollte der Patient daher nicht selbst Auto fahren. Am besten erscheint er in Begleitung. PTA und Apotheker können Kunden in der Apotheke nach der Operation auch daran erinnern, so lange mit dem Essen und Trinken zu warten, bis die Wirkung des Betäubungsmittels vollständig abgeklungen ist. Auf diese Weise lassen sich unnötige Verletzungen vermeiden.
Kühlen nach der OP
In den ersten zwei bis drei Tagen nach dem Eingriff ist es besonders wichtig, die Wunde von außen zu kühlen. Hierfür eignen sich entsprechende Coolpacks oder mehrfach verwendbare Kalt/Warm-Kompressen (wie Pressotherm®, Elastus®). Um die Gefahr von Nachblutungen zu reduzieren, empfiehlt es sich, den Oberkörper (auch beim Schlafen) höher zu legen und auf körperliche Anstrengungen zu verzichten. Milchprodukte sollten in den ersten Tagen nach der Operation nicht auf dem Speiseplan stehen, da die darin enthaltenen Milchsäurebakterien den Blutpfropf enzymatisch angreifen. Auf coffeinhaltige Getränke sollte ebenfalls verzichtet werden. Sie erhöhen den Blutdruck und verschlechtern so die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Normal sind gelegentliche Sickerblutungen. Bei starken Nachblutungen sollten die Patienten jedoch unverzüglich den behandelnden Zahnarzt oder Kieferchirurg aufsuchen.
Um die Wundheilung nicht zu behindern und das empfindliche Gewebe zu schonen, sind heiße, saure und stark gewürzte Speisen sowie Nicotin und Alkohol zu meiden. Stattdessen sollte auf milde, breiige Kost zurückgegriffen werden. Bromelain, ein eiweißspaltendes Enzymgemisch aus der Ananaspflanze, wirkt wundheilungsfördernd und antientzündlich. Entsprechende Präparate (zum Beispiel Bromelain-POS®, Phlogenzym® mono) werden ein bis zweimal täglich eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen.
Nach den Mahlzeiten ist es wichtig, den Mund auszuspülen. Neben klarem Wasser können PTA und Apotheker vor allem antiseptisch wirkende Lösungen mit Chlorhexidin (wie Chlorhexamed®, Parodontax® Mundspülung) empfehlen. Auch Teeaufgüsse aus Kamillenblüten oder Salbeiblättern haben sich als Mundspüllösungen bewährt. Sie begünstigen ein schnelles Abheilen und beugen Infektionen vor. Die Zähne sollten wie gewohnt zwei- bis dreimal täglich unter Aussparung der Wunde geputzt werden. Sollten sich dennoch Bakterien eingenistet haben, hilft nur eine ärztlich verordnete Antibiotikatherapie.
Klagt der Patient über Schmerzen, können PTA und Apotheker das nicht steroidale Antiphlogistikum (NSAR) Ibuprofen empfehlen, das zusätzlich abschwellend wirkt. Auch mit Paracetamol kann der Patient Schmerzen lindern. Von Präparaten mit Acetylsalicylsäure oder Diclofenac sollten PTA oder Apotheker aufgrund der bekannten blutungsfördernden Wirkung jedoch abraten. /
Vor- und Nachteile