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Kolumne

Trinken nicht vergessen!

11.05.2015  13:36 Uhr

Von Claudia Herwig / Viel trinken ist gesund – gemeint ist hier natürlich Wasser oder Tee. Im Alltag vergesse ich das oft. Mit allen möglichen Tricks versuche ich immer wieder, mich selbst daran zu erinnern – leider mit überschaubarem Erfolg.

Es gibt Bedürfnisse, denen ein Mensch nachgehen muss, um zu überleben. Dazu gehört zum Beispiel, dass er essen muss, um nicht zu verhungern. Er muss nach Anstrengung ruhen, um wieder zu Kräften zu kommen. Und er muss seinem Körper Flüssigkeit zuführen, um alle Funktionen aufrechtzuerhalten. Bei Punkt eins und zwei verstehen mein Körper und ich uns bestens. Ich esse grundsätzlich, bevor sich mein knurrender Magen meldet, und schlafen könnte ich sowieso den ganzen Tag. Dazu muss ich mich vorher noch nicht einmal verausgabt haben. In Bezug auf meinen Flüssigkeitshaushalt sprechen mein Körper und ich allerdings unterschiedliche Sprachen. Oder ich verstehe seine zaghaften Signale nicht, denn ich habe grundsätzlich so gut wie nie Durst und vergesse deswegen oft, zu trinken.

Wussten Sie, dass das Gehirn ab 0,5 Prozent Flüssigkeitsverlust Durst­signale an den Körper sendet? Registriert wird das von den Osmorezeptoren im Nucleus supraopticus des Hypothalamus. Ab 10 Prozent Flüssigkeitsverlust wird der Mund trocken, und es kann zu Sprachstörungen kommen. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich mir sicher: Mit meinen Osmorezep­toren stimmt irgendetwas gewaltig nicht. Durst bekomme ich nämlich in der Regel erst dann, wenn ich innerlich schon halb vertrocknet und kurz vor dem Kollabieren bin. An manchen Tagen greife ich erst nachmittags um 17 Uhr zu meinem ersten Glas Wasser. Warum? Weil ich vorher schlichtweg einfach nicht daran denke.

Kleine Tricks

Dass Zu-wenig-Trinken nicht gesund ist, weiß ich natürlich. Ändert aber nichts daran, dass ich es trotzdem ständig vergesse. Seit Jahren versuche ich deswegen, mich und meinen Flüssigkeitshaushalt mit kleinen Erinnerungstricks zu überlisten. Und Sie glauben nicht, wie viel ich dabei schon ausprobiert habe. Leider nur mit mäßigem Erfolg.

Meine erste Wahl zum Erinnern: gelbe Post-it-Zettel, die ich überall in meiner Wohnung und am Arbeitsplatz verteile. Darauf steht in großen Lettern »Trinken nicht vergessen!« Eins der Zettelchen klebt auf meinem Spiegel im Flur, eins auf dem im Badezimmer, eins hängt an der Wohnungstür, eins klebt am Computerbildschirm. An den ersten beiden Tagen stechen mir die Zettel jedes Mal ins Auge, wenn ich vorbeilaufe. Ich trinke tatsächlich mehr, fühle mich dadurch viel fitter. Aber bereits ab dem dritten Tag nehme ich die gelben Erinnerungshilfen wahr, wie eine Kuh das Blau des Himmels. Nämlich gar nicht.

Eine weitere Taktik in meinem Kampf gegen den Flüssigkeitsverlust: überall wo ich mich aufhalte ein volles Glas Wasser Platzieren. Vor dem Zubettgehen stelle ich eines auf den Nachttisch. Bevor ich anfange zu arbeiten, eines auf den Schreibtisch. Bevor ich zu Hause eine Yoga-Session einlege, stelle ich eines neben meine Matte auf dem Boden. Oder ich stocke auf und stelle anstatt des Glases gleich eine volle Flasche Wasser vor meine Nase. Mein Trinkvorhaben hält dann genau einen Liter lang. Ach, wenn sich Wasserflaschen doch nur von selbst wieder auffüllen würden.

Brand oder sitt?

Ist Ihnen aufgefallen, dass es für den Ausdruck »Durst haben« in der deutschen Sprache etliche Begriffe gibt? Durst kann man mit dem Wort »Brand« ausdrücken. Die ganz Durstigen haben sogar einen »Höllenbrand«. Wobei es beim Brand haben wohl eher darum geht, nach einer durchzechten Nacht seinen Wasserhaushalt wieder auf Normal zu stellen. Aber das ist ein anderes Thema. Man kann einen Mordsdurst haben, man kann vor Durst fast austrocknen und man kann unter einer trockenen Kehle leiden. Wie aber nennt man es, keinen Durst zu haben? Der Versuch ein Wort dafür einzuführen, scheiterte bislang maßlos. Mal im Ernst, haben Sie schon mal jemanden das Wort »sitt« sagen hören? Das Kunstwort war 1999 der Gewinner eines Wettbewerbs der Dudenreaktion und des Getränkeherstellers Lipton, die einen Begriff für das Gegenteil von durstig finden wollten. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich »sitt« jedoch nie durchgesetzt.

Besonders unangenehm wird es, wenn man selten viel trinkt und sich dann auf einmal literweise Wasser in den Bauch schüttet. Besonders dann, wenn man das im Büro tut. 15-minütliche Toilettengänge können nämlich für ziemlich schräge Blicke unter den Kollegen sorgen. Außerdem geht mir die ständige Rennerei selbst so auf die Nerven, dass ich meinen Wasserkonsum schnell wieder einschränke. Überhaupt: Zu viel zu trinken ist auch wieder Quatsch, weil der Körper mit so viel Flüssigkeit nichts anfangen kann und Überschüssiges einfach wieder ausscheidet. Aber wenigstens erleichtert das Niagarafall-artige Durchspülen für einen Tag mein schlechtes Gewissen und meine Nieren.

Tatsächlich gibt es Fälle von zu großen Trinkmengen, die sogenannte Wasservergiftung oder auch Hyperhydration genannt. Diese tritt vor allem bei Ausdauersportlern auf. Warum? Weil einige Sportler dazu tendieren, aus Angst vor Austrocknung durch übermäßiges Schwitzen viel zu viel zu trinken. Durch den Verdünnungseffekt sinkt der Natriumgehalt im Blut und löst zusätzlich ein verstärktes Durstgefühl aus. Der Sportler trinkt und trinkt und trinkt. Dadurch kann es zu Schwindel, Übelkeit und schlimmstenfalls einer tödlichen Hirnschwellung kommen. Zugegeben, das passiert laut Forschern erst ab einer Flüssigkeitsmenge von etwa 6 bis 7 Litern in wenigen Stunden. Aber ich wollte es trotzdem mal erwähnt haben.

App gegen das Vergessen

Früher hat man sich einen Knoten ins Taschentuch gemacht, heute lässt man sich vom Smartphone erinnern. Haben Sie schon mal eine Trink-Erinnerungs-App ausprobiert? Fürs Smartphone gibt es ja mittlerweile nichts, was es nicht gibt. So auch Apps, die ans Trinken erinnern und so den Wasserhaushalt kon­trollieren. Was man dafür machen muss? Die gewünschte Flüssigkeitsmenge und den zeitlichen Erinnerungsabstand ein- und das Gehirn dafür ausstellen. Denn das Denken beziehungsweise das Erinnern übernimmt die App und meldet in regelmäßigen Abständen, wann es Zeit ist, etwas zu trinken. Habe ich selbstverständlich ebenfalls ausprobiert. Mit dem Erfolg, dass ich die App aufgrund des ständigen Gepiepses wieder gelöscht habe. Außerdem hatte ich in den meisten Fällen, in denen die App ihre Push-Benachrichtigungen verschickte, gerade kein Getränk in greifbarer Nähe.

Weitere Tricks, mit denen ich versucht habe, mich und meine Trinkgewohnheiten zu überlisten: anstatt aus dem Glas, direkt aus der Flasche trinken; danach wieder aus dem Glas trinken; beim Trinken einen Strohhalm benutzen; beim Trinken einen super hippen Strohhalm benutzen; anstatt aus einem kleinen aus einem Weizenbierglas trinken; Wasser in einen Karaffe füllen und mit Limettenschreiben verzieren; Wasser geschmacklich mit Orangensaft aufpeppen; meine Kollegen bitte, mich ständig ans Trinken zu erinnern. Leider bisher alles ohne Erfolg.

Bevor ich es auch vergesse: Bei der Recherche zu diesem Artikel bin ich über ein chinesisches Sprichwort gestolpert: »Du musst den Brunnen graben, bevor du Durst hast.« Ich mache mir jetzt nichts mehr vor. Mit dem Brunnen­bauen hab ich es einfach nicht so. /

Die Autorin

Claudia Herwig arbeitete nach ihrer Ausbildung zur PTA sieben Jahre in einer Apotheke in Frankfurt am Main. Nach einem Kunstpädagogik-Studium ist sie heute als Online-Redakteurin in München tätig.

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