Die fleißigen Helfer Mobsi und Dixi |
21.10.2011 12:05 Uhr |
Von Angelina Weber / Endlich war es soweit: Die heiß ersehnte Betriebsbesichtigung der Niederlassung des pharmazeutischen Großhandels Sanacorp in Ulm stand an. Zum ersten Mal unternahm die PTA-Klasse der Naturwissenschaftlich-Technischen Akademie Prof. Dr. Grübler in Isny etwas außerhalb des gewohnten Lehrplans.
Nach eineinhalb Stunden Fahrt erreichten die Besucher aus Isny die circa 13 000 Quadratmeter große Niederlassung in Ulm. Der Leiter der Niederlassung Manfred Müller begrüßte die Gruppe persönlich und präsentierte bei Kaffee- und Brezelfrühstück einige interessante Fakten über den Großhandel. So erzählte er beispielsweise, dass Sanacorp das viertgrößte pharmazeutische Großhandelsunternehmen in Deutschland und Ulm nur einer von 15 Standorten mit insgesamt 2500 Mitarbeitern ist und dass 80 Prozent aller Beschäftigten Frauen sind. Mit Abstand am stärksten beeindruckte die zukünftigen PTA aber, dass das Lager ganze 94 000 Arzneimittel umfasst. Um zu zeigen, wie bei diesem großen Sortiment dennoch jedes Arzneimittel am korrekten Bestimmungsort ankommt, teilte Müller die Klasse in zwei kleine Gruppen.
Jede Arzneimittelbelieferung beginnt mit der Bestellung, also startete die Führung beim Zentralcomputer und der Telefonabteilung. Dort gehen jeden Tag die Arzneimittelorder aller Apothekenkunden aus den Regionen Oberschwaben und Bodensee und ebenfalls aus Teilen Bayerns ein, die Zugang zum Bestellsystem von Sanacorp haben. Dieses Bestellsystem überprüft automatisch den Bestand der Apotheke und liefert rechtzeitig fehlende Arzneimittel nach.
Doch kann das jeweilige Apothekenteam darüber hinaus auch bei der Telefonabteilung des Großhandels Medikamente bestellen, die dringend benötigt werden. Fragen zu Medikamenten, beispielsweise in welcher Packungsgröße es ein bestimmtes Präparat gibt, beantworten die Mitarbeiter dieser Abteilung ebenfalls umgehend. Wo ein jeder andere vom wilden Durcheinander der klingelnden Telefone und der Gesprächsfetzen total abgelenkt wäre, beobachteten die PTA-Schüler fasziniert, wie konzentriert, sachverständig und freundlich 30 Telefonistinnen die Anrufer berieten.
Anschließend folgte die Gruppe der Arzneimittelbestellung weiter in die Kommissionshalle. Dort werden die Arzneimittel aus dem Lager zur Auslieferung in die Wannen verpackt. Die Hallen haben eine Fläche von 9120 Quadratmetern und die Förderbänder, auf denen die Wannen transportiert werden, bringen es auf eine Gesamtstrecke von 2 Kilometern. Und dann standen die Besucher, die es bis dahin nicht glauben konnten, dass so viele verschiedene Medikamente mit rasantem Tempo in derart viele verschiedene Wannen richtig einsortiert werden, vor einer Überraschung: den zwei »fleißigsten Mitarbeiterinnen«, wie sie der Chef nennt. Er hat recht, denn »Mobsi« und »Dixi« arbeiten fast soviel wie die anderen 270 Mitarbeiter dieser Abteilung und packen 46,5 Prozent der Arzneimittel in einem beeindruckenden Tempo in die richtigen Wannen. Die Gruppe musste spontan lachen, weil die beiden Kommissioniermaschinen tatsächlich Namensschilder haben und weil alle sich dachten, dass die Geschwindigkeit nur mit einem Trick oder etwas Vergleichbarem erreicht werden kann.
Allerdings sind die beiden Maschinen nur für die am häufigsten benötigten Arzneimittel zuständig. Alle anderen packen die Mitarbeiter an 30 Stationen, auch Bahnhöfe genannt, von Hand in die Wannen. Das funktioniert so: Ein Gerät mit einer Buchstaben-Zahlen-Kombination zeigt jedem Mitarbeiter an, in welchem Regal sich das bestellte Präparat befindet. Dorthin muss er dann hinlaufen, den Strichcode am Regal einscannen, das Medikament zur Wanne bringen und es am dortigen Scanner einlesen. Das durfte eine Besucherin gleich einmal selbst ausprobieren, und es gelang ihr eigentlich ganz gut, auch wenn sie auf jeden Fall sehr viel langsamer war als Mobsi oder Dixi. Zum Schluss lernten die PTA-Schüler noch die Gift-, Kühl-, und Säureräume kennen, in denen die Arzneimittel und Medizinprodukte lagern, die besonders aufbewahrt werden müssen. Ihnen gefielen vor allem die Blutegel, die lebhaft in einem Glas mit Luftlöchern herumturnten, hin und wieder zur Unterhaltung der Mitarbeiter ausbüchsen und, abgepackt in kleine Gläschen, tatsächlich an Apotheken versandt werden.
Der Weg des Arzneimittels endet schließlich am Fuhrpark. An ihrer letzten Station kommen die Wannen, fertig gepackt und inzwischen verschlossen, per Fließband an und werden in die Lieferwagen verstaut. Auf 174 verschiedenen Fahrtouren werden die Wannen zweimal pro Tag in einem bewährten System an die Apotheken ausgeliefert.
Obwohl der Weg des Arzneimittels zu Ende war, bedeutete das noch nicht das Ende des Besuchs. In der Mensa überreichte Müller den Isyner Gästen noch einen Geschenkkorb für eine etwaige Klassenfeier und lud alle zum Essen ein. Bei Leberkäse und Kartoffelsalat ließ die Klasse den Tag Revue passieren. Es hat allen richtig gut gefallen. Und offenbar sind die Mitarbeiter der Ulmer Niederlassung derselben Meinung: 76 Prozent aller Mitarbeiter sind bereits zehn Jahre oder länger bei Sanacorp tätig. Mobsi und Dixi arbeiten allerdings noch nicht so lange. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, sie sind auf dem besten Weg. /