Für ein gerechtes Honorar |
21.10.2011 12:42 Uhr |
Von Uta Grossmann, Düsseldorf / Das Zukunftskonzept von ABDA und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und die Forderung der Apotheker nach einer angemessenen Honorierung waren dieses Jahr die zentralen Themen beim Deutschen Apothekertag in Düsseldorf.
Heinz-Günter Wolf, der Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, bezeichnete die Lage der deutschen Apotheken zur Eröffnung des Deutschen Apothekertags als dramatisch. Das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG), der hohe Apothekenabschlag und die seit Jahren fehlende Dynamisierung des Apothekenhonorars machten den Apotheken schwer zu schaffen, sagte Wolf: »Jeden Tag macht eine Apotheke dicht.«
Die Versorgung in Deutschland sei in Gefahr, so Wolf. Viele Apotheken hielten die Doppelbelastung durch den erhöhten Apothekenabschlag von 200 Millionen Euro und den noch einmal so hohen Sparbeitrag, den der Großhandel auf die Apotheken abwälze, nicht aus.
Die schlechte wirtschaftliche Lage der Apotheken bedeute aber nicht, dass sich die angestellten Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze sorgen müssen. »Gutes Personal ist knapp«, sagte Wolf. »Wer sich für ein Pharmaziestudium oder eine PTA-Ausbildung entscheidet, hat eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden – und das ist gut so.«
Der ABDA-Präsident kritisierte die schwarz-gelbe Regierungskoalition, die als »Abrissbirne« über den Apothekern schwinge. Sie habe bisher nichts für die pharmazeutische Versorgung der Patienten und nichts für die Apotheken getan. Stattdessen würden die Apotheker immer wieder vertröstet.
Abschlag auf 2011 begrenzen
Wolf forderte in Düsseldorf eine gerechte Honorierung. Die Anhebung des Apothekenabschlags müsse auf das Jahr 2011 begrenzt werden, denn die Apotheker hätten ihren auf zwei Jahre veranschlagten Sparbeitrag bereits in diesem Jahr geleistet. Deshalb soll der Abschlag von 2012 an wieder auf den von Selbstverwaltung und Schiedsamt festgelegten Betrag von 1,75 Euro gesenkt werden.
Die Leistungsvergütung für Apotheker müsse an die Aufwands- und Kostensteigerungen angepasst und in ein dynamisches Modell überführt werden, verlangte der ABDA-Präsident. Seit 2004 liegt das Fixhonorar bei 8,10 Euro pro Arzneimittelpackung. Rezeptur, Nacht- und Notdienst und die Abgabe von Betäubungsmitteln sollten künftig kostendeckend vergütet werden, so Wolf.
Wie sauer die Apotheker auf die regierenden Politiker sind, zeigten die Unmutsäußerungen im Publikum während der wolkigen Grußworte der Christdemokraten Johannes Singhammer und Annette Widmann-Mauz. Dafür bekam die Grünen-Politikerin und nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens Szenenapplaus. Sie plädierte dafür, dass die Apotheker angesichts der demografischen Entwicklung zukünftig eine wichtigere Rolle im Sinne des Heilberuflers spielen, und sagte: »Wenn wir die Versorgungsstruktur der inhabergeführten, wohnortnahen Apotheken als Baustein brauchen, dann können wir auf der anderen Seite nicht ›je billiger umso besser‹ propagieren.« Steffens forderte PTA und Apotheker auf, der Polymedikation – vor allem bei älteren Patienten – entgegenzuwirken.
Chronisch Kranke besser versorgen
Die ABDA trommelte beim Apothekertag laut für das ABDA-KBV-Konzept von Ärzten und Apothekern. Es soll die pharmazeutische Versorgung chronisch Kranker verbessern, überflüssige Bürokratie abbauen und den Krankenkassen mehr als zwei Milliarden Euro einsparen. Kernstück ist das Medikationsmanagement, gestützt durch die Wirkstoffverordnung und einen bundesweiten Medikationskatalog. Dieser Katalog soll keinesfalls eine Positivliste sein, wie von Gegnern des Konzepts, insbesondere aus der Pharmaindustrie, immer wieder behauptet wird.
ABDA-Präsident Wolf ist zuversichtlich, dass es das ABDA-KBV-Konzept ins Versorgungsstrukturgesetz schafft. Union und FDP haben in einem Änderungsantrag zum Gesetz den Test des Konzeptes in einer Modellregion vorgesehen. Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Bundestag, sagte beim Apothekertag, so könne das Konzept zeigen, dass es hält, was es verspricht. Über die eine Testregion hinaus könne es zudem auf freiwilliger Basis weitere Testregionen geben. /