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Depressionen

Von der Unerträglichkeit des Seins

Datum 21.10.2011  12:04 Uhr

Von Gerhard Janssen und Raphaela Weber / Einen Höhepunkt in der Fortbildungsreihe der PTA-Schule Leer bildete der Vortrag von Professor Dr. Thomas Herdegen aus Kiel zu den Therapiemöglichkeiten bei psychischen Erkrankungen. Jeden Tag nehmen derzeit in Deutschland Menschen mit seelischen Leiden 1,5 Milliarden Arzneimitteldosen ein.

Antidepressiva führten mit Abstand die Liste der ärztlichen Verschreibungen an, derzeit seien die verordneten Mengen viermal größer als vor 15 Jahren. Bis zu 5 Prozent der Bevölkerung seien an einer bipolaren Depression erkrankt, so der Kieler Pharmakologe. Diese beeinträchtige die Lebensqualität der Betroffenen stärker als ein schwerer familiärer Schicksalsschlag. Die Erkrankten hätten oft nur einen Wunsch: sich von der Unerträglichkeit ihres Seins zu befreien. Professionelle Psychotherapie kann ihnen helfen, aber vor der stets lauernden Suizidgefahr schützten nur wirksame Medikamente.

Der Hochschullehrer und Kliniker stellte die verschiedenen Gesichter einer Depression vor. Deren biochemische Ursachen seien bekannt. Es liege ein Mangel an Noradrenalin und Serotonin sowie Dopamin vor bei gleichzeitig erhöhten Konzentrationen an Glutamat und des Stresshormons Cortisol. Herdegen erklärte, an welchen Synapsen und in welchen Gehirnabschnitten die bekannten Arzneistoffe wirken. Zwar nähmen in Deutschland die meisten Menschen mit depressiven Störungen Johanniskraut-Präparate ein, doch diese seien bei schweren Depressionen unwirksam. Als vollkommen daneben bezeichnete Herdegen die in Massenblättern propagierte Meinung, die Placebotherapie sei bei Menschen mit Depressionen äquivalent. »Das ist wie ein Dopamin-Kick bei der Vorfreude auf Weihnachten, aber damit verändern Sie bei einer schweren Depression gar nichts«, ereiferte sich der Referent.

Menschen mit einer depressiven Episode müssen mindestens sechs Monate therapiert werden. Kehrt die Episode ein zweites Mal wieder, sind zwei Jahre Behandlung die Regel. Häufigere Krankheitsschübe erfordern oft eine lebenslange Medikation. Bei der Wahl der Mittel spielen die Nebenwirkungen und die individuelle Verträglichkeit eine große Rolle. Nach wie vor ist Lithium das Mittel der Wahl während der manischen Phasen und als Langzeittherapeutikum zur Rezidivprophylaxe. In diesen Phasen fehlt den Erkrankten meist die Krankheitseinsicht, und sie verhalten sich vollkommen entgegengesetzt wie in den depressiven Phasen. »Manche unterschreiben überall Kaufverträge mit den entsprechenden Folgen für den Familienhaushalt«, berichtete Herdegen.

Intelligenztests zeigen, dass bipolar Depressive oft hochbegabt sind im Gegensatz zu Schizophrenen, die vor Krankheitsausbruch eher Lernschwierigkeiten haben. Der Referent stellte auch die verschiedenen Gesichter des schizophrenen Formenkreises mit der Plus- und Minus-Syptomatik vor. Bei diesen Patienten müssen die überschießenden Neurotransmitter Dopamin und Serotonin ausgebremst werden. Herdegen beschrieb die genauen Angriffspunkte der eingesetzten Arzneimittel, aber auch die zu beachtenden Nebenwirkungen. »Über Nebenwirkungen zu lesen oder sie zu erfahren, ist ganz etwas Anderes!«

Nach 70 Minuten gespannter Aufmerksamkeit bedankten sich die 140 anwesenden PTA und Apotheker mit ihrem Applaus bei Herdegen für seine exzellente Schulung zum Thema Psychoerkrankungen und Medikamente. /

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