PTA-Forum online
Sucht

Abhängig vom Internet

19.10.2012  17:55 Uhr

Von Annette Behr, Berlin / Stoffbezogene Süchte sind bekannt und als solche anerkannt. Auch das Internet mit seinen schier unerschöpflichen Möglichkeiten birgt insbesondere für junge Menschen ein hohes Suchtpotenzial. Auf einer Pressekonferenz in Berlin stellte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, neue Studienergebnisse vor.

Anlässlich der Jahrestagung der Drogenbeauftragten am 9. Oktober in Berlin mit dem Thema »Wenn aus Spaß Ernst wird – Exzessive und pathologische Computerspiel- und Internetnutzung« wurde die erste bundesweit repräsentative Studie zur Internetabhängigkeit (PINTA I) vorgestellt. Die PINTA I wurde gemeinsam von den Universitäten Lübeck und Greifswald durchgeführt. Danach sind circa 560 000 der 14- bis 64-Jährigen in Deutschland vom Internet abhängig und 2,5 Millionen dieser Altersgruppe nutzen das Internet auf problematische Weise.

Besonders betroffen und gefährdet ist dabei die Gruppe der 14- bis 24-Jährigen mit 250 000 Abhängigen und 1,4 Millionen »problematischen Nutzern«. Die Studie zeigt außerdem, dass in der Gruppe der 25- bis 64-Jährigen besonders bei Männern, Ledigen, Arbeitslosen und Menschen mit Migrations­hintergrund das Risiko erhöht ist, eine Internetsucht zu entwickeln. Laut Studie hat die Schulbildung keinen bedeutsamen Effekt.

Stärkung durch Prävention und Behandlung

Mit Präventions- und Behandlungs­angeboten will die Drogenbeauftragte der Bundes­regierung der Internetsucht begegnen. Anlässlich der Jahrestagung der Drogenbeauftragten erklärte die FDP-Politikerin: »Neben allen Vorteilen, die das Internet für unsere Arbeitswelt und Freizeit bietet, birgt es auch Risiken. Präventions­maßnahmen und Behandlungsangebote müssen verstärkt werden und sich auf die Gruppen ausrichten, die von einer exzessiven Internetnutzung besonders betroffen sind. Jugendliche und Erwachsene müssen in ihrer Medienkompetenz gestärkt werden, damit sie das Internet verantwortungsbewusst nutzen. Aber auch die Anbieter von Computerspielen oder sozialen Netzwerken sind in der Pflicht, ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden, indem sie ihre Nutzer über die Risiken aufklären.«

Um die gefährdeten Jugendlichen zu erreichen, müssen die gesamte Familie und der Freundes­kreis einbezogen werden. Dass dieser Ansatz erfolgversprechend ist, beweist das Bundes­modell­pro­jekt »ESCapade« der Drogenhilfe Köln, dessen Ergebnisse ebenfalls auf der Tagung präsentiert wurden.

Mit dem familien­orientierten Programm gelang es beispielsweise, die Internet-Nutzungszeiten der Jugend­lichen zu reduzieren. Parallel dazu nahmen auch Probleme mit der Familie, mit Freunden und im Umfeld von Schule und Ausbildung ab. Zwei Beispiele: Vor dem Modellprojekt gaben 70,1 Prozent der Jugendlichen an, sie hätten Probleme mit der Familie, dem Partner oder Freunden, nach der Intervention nur noch 52,2 Prozent. Gesundheit­liche Probleme nannten vorher 22,4 Prozent, danach nur noch 10,4 Prozent.

»Die Ergebnisse von ESCapade bestätigen, dass Familien und insbesondere Eltern eine große Bedeutung haben und erfolgreich Einfluss auf ihre Kinder nehmen können, damit eine Abhängigkeit gar nicht erst entsteht«, sagte Dyckmans. Weiterhin wies sie auf die Verantwortung der Eltern hin. Sie müssten hinzulernen und sich mit dem Internet beschäftigen, damit sie dessen Chancen und Gefahren realistisch einschätzen können.

Im Klassifikationssystem nicht vorgesehen

Als eigenständige Krankheit ist die exzessive Internetnutzung bisher in dem weltweit gültigen Diagnoseklassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation WHO nicht aufgeführt. »Damit eine spezifische Behandlung erfolgen kann, muss diese Frage von den zuständigen medizinischen Fachgesellschaften geklärt werden«, betonte die Drogenbeauftragte. Dazu müsste aber schnellst­möglich die Datenlage zu Verbreitung und Symptomatik der Internetabhängigkeit optimiert werden. Die Bundesregierung habe mit der Förderung der PINTA-Studie erste Daten erfasst und möchte mit der laufenden Folgestudie PINTA II weitere notwendige Grundlagen schaffen. /

Weitere Informationen

Wer sich ausführlicher über die Thematik informieren möchte, findet weitere Informationen unter www.drogenbeauftragte.de,

www.ins-netz-gehen.de und

www.bzga.de/infomaterialien/suchtvorbeugung.

E-Mail-Adresse der Verfasserin

blaubehr(at)gmx.net

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz
THEMEN
DrogenSucht