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Diabetisches Fußsyndrom

Füße richtig pflegen

19.10.2012  17:28 Uhr

Von Verena Arzbach / Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus bestimmen die Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten. Besonders das diabetische Fußsyndrom kann ihre alltägliche Aktivitäten erheblich einschränken. Daher ist eine richtige und regelmäßige Fußpflege das A und O der Prophylaxe.

In erster Linie sind es Schädigungen an den Blutgefäßen (Mikro- und Makroangiopathien) und den Nerven (Neuropathie), die bei Patienten mit Typ-2-Diabetes Fußkomplikationen verursachen. Hautveränderungen an den Füßen gelten immer als erste Anzeichen einer diabetischen Neuropathie: Die Haut ist trocken und an Stellen, die häufigem Druck ausgesetzt sind, bildet sich eine dicke Hornhautschicht (Kallus). Häufig bemerkt der Patient dies selbst gar nicht.

Dabei ist das Risiko groß, dass sich die Schäden zu einer sensorischen Neuropathie weiterentwickeln, bei der sensible Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies äußert sich in den Füßen als Missempfindung, Kribbeln oder Taubheitsgefühl. Sogar im Ruhezustand schmerzen die Füße oft, die die Patienten meist als stechend oder brennend beschreiben. Häufig fehlt der Schmerz jedoch: Reibung oder Druck, beispiels­weise durch zu enge Schuhe, nehmen die Diabetiker kaum wahr. Nehmen zusätzlich motorische Nerven Schaden, kann auch das Gehvermögen beeinträchtigt sein. Unsicherheiten beim Gehen und Störungen beim Abrollen des Fußes schränken die Mobilität und Lebensqualität der Patienten enorm ein.

Weil ihnen das Schmerzgefühl häufig fehlt, bemerken sie Fremdkörper und reibende Nähte in den Schuhen nicht. So entstehen Verletzungen und Wunden, ohne dass der Patient dies wahrnimmt. Auch Fußpilz (Tinea pedis) oder Nagelmykosen (Onychomykose) werden oft nicht entdeckt, da der typische Juckreiz ausbleibt. Bemerkt der Patient die Verletzungen zu spät oder behandelt sie nur unzureichend, kann sich langsam ein Ulkus entwickeln. Im schlimmsten Fall droht schließlich sogar eine Amputation.

Klassifikation diabetischer Fußläsionen nach Wagner
keine Läsion, teilweise Fußdeformationen
1 oberflächliche Ulzeration
2 tiefes Ulkus bis zur Gelenkkapsel, zu Sehnen oder Knochen
3 tiefes Ulkus mit Abszedierung, Osteomyelitis, Infektion der Gelenkkapsel
4 begrenzte Nekrose im Vorfuß- oder Fersenbereich
5 Nekrose des gesamten Fußes
Quelle: Nationale Versorgungsleitlinie Diabetische Fußkomplikationen

Die Patienten selbst nehmen die Wunden, Druckstellen oder Pilzinfektionen wegen der fehlenden Schmerzen oft auf die leichte Schulter. Sie sprechen Arzt oder PTA beziehungsweise Apotheker oft erst an, wenn schon erhebliche Schädigungen entstanden sind. Daher kommt PTA und Apotheke die wichtige Aufgabe zu, Diabetiker frühzeitig für das Thema zu sensibilisieren und ihnen Tipps und Maßnahmen zur Prävention von Läsionen nennen.

Täglich kontrollieren

Die einfachste und wichtigste Maßnahme ist die regelmäßige, am besten tägliche Kontrolle der Füße. Auch Strümpfe und Schuhe sollte der Patient mit den Händen abtasten und so auf Fremdkörper untersuchen. Älteren Patienten, die schlecht sehen oder sie sich nicht mehr gut bewegen können, müssen Angehörige oder Pflegekräfte bei der Inspektion behilflich sein. Als Hilfsmittel eignen sich spezielle Spiegel mit langem Griff, um Füße und Fußsohlen zu überprüfen.

PTA und Apotheker können Angehörigen zudem raten, auf Gangunsicherheiten zu achten. Wie bei anderen diabetischen Folgeschäden sind auch für das Fußsyndrom Kontrollen des HbA1c-Wertes sowie der Blutfettwerte unerlässlich. Ebenso muss ein erhöhter Blutdruck behandelt werden. Auf den Genuss von Alkohol und Nicotin sollte der Patient möglichst verzichten.

Der Diabetiker sollte seine Füße jeden Tag mit lauwarmem Wasser und einer milden Lotion waschen, am besten drei bis fünf Minuten lang mit Wasser von 37 bis 38 Grad Celsius. Bleiben die Füße länger im Wasser, können das Gewebe aufweichen und Keime leichter eindringen. Danach ist gründliches Abtrocknen, auch zwischen den Zehen, wichtig. Abschließend sollte der Patient die Füße mit einem Pflegeprodukt eincremen. Hierzu eignen sich Präparate mit 5 bis 10 Prozent Urea(Harnstoff)-Anteil.

 

Anzeichen für Nervenschäden können sein:

  • rosige, warme, trockene und möglicherweise rissige Haut
  • starke Neigung zu Verhornung und Nagelpilz
  • Druckstellen oder Hornhautschwielen an Stellen großer Druckbelastung
  • Entwicklung eines Hohl-, Senk- oder Spreizfußes
  • Verbreiterung des Fußes, Gelenkschwellungen, Krallenzehen
  • Taubheitsgefühl, Gefühl des »Ameisenlaufens«, Missempfindungen, beispielsweise das Gefühl, kalte Füße zu haben, obwohl diese warm sind
  • Unsicherheit beim Gehen (»gehen wie auf Watte«)
  • häufig brennende Schmerzen in Ruhe, besonders nachts
  • Unterscheidung zwischen warm und kalt schwierig oder nicht mehr möglich
  • Schmerzempfinden ist gelindert oder gar nicht mehr vorhanden

Quelle: Patienten-Leitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie

Kleinere Hornhautverdickungen kann der Patient selbst vorsichtig mit einem stumpfen Bimsstein entfernen. Keinesfalls sollte er Rasierklingen oder scharfe Hornhautraspeln verwenden. Größere Schwielen oder Hühneraugen sollte hingegen ein Podologe beurteilen und gegebenenfalls entfernen. Fußnägel sollten nicht mit spitzen Nagelscheren geschnitten, sondern abgefeilt werden. Auch die Pflege der Fußnägel sollte bei Risikopatienten ein diabetologisch geschulter Podologe übernehmen. Nagelmykosen müssen gründlich behandelt werden.

Bequemes Schuhwerk

Häufigste Ursache für Verletzungen an den Füßen ist schlecht sitzendes Schuhwerk. Daher ist die Wahl der richtigen Schuhe für den jeweiligen Patienten von besonderer Bedeutung. In jedem Fall sollten diese ausreichend breit und hoch sein und den Füßen ausreichenden Platz lassen, Die Absätze sollten flach, das Obermaterial weich sein. Bei Ganguntersicherheiten können versteifte Sohlen hilfreich sein.

Die Patienten sollten Strümpfe mit hohem Baumwollanteil und ohne Nähte tragen und darauf achten, diese täglich zu wechseln. Noch ein zusätzlicher Tipp: Neue Schuhe sollten Patienten spätnachmittags kaufen, da die Füße zum Abend hin anschwellen. Neu erworbene Schuhe sollte der Patient anfangs immer für circa eine halbe Stunde tragen und die Tragezeit langsam steigern. Anschließend muss er die Füße gründlich auf Druckstellen überprüfen.

Bei sichtbaren Wunden sollten PTA oder Apotheker dem Patienten dringend zum schnellen Arztbesuch raten. Alle Verletzungen müssen sofort und konse­quent behandelt werden. Erste Maßnahme ist in der Regel eine vollständige Entlastung des Fußes, entweder durch spezielle Schuhe oder durch Bettruhe. Mindestens einmal täglich sollte die Wunde mit isotonischer Kochsalzlösung oder einem Antiseptikum gespült werden. Bei einer bereits vorhandenen Infektion wird der Arzt zusätzlich ein Antibiotikum verschreiben. /

 

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