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Neuer Arzneistoff

Drei Neulinge zum Junianfang

01.06.2017  11:15 Uhr

Von Sven Siebenand / Zum 1. Juni kommen drei neue Wirkstoffe auf den Markt. Einer davon, Landiolol, ist ein Betablocker für bestimmte Notfallsituationen. Der zweite Neuling, Rolapitant, kommt bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen zum Einsatz. Bei Etelcalcetid handelt es sich um ein intravenös anzuwendendes Calcimimetikum.

Der sekundäre Hyperparathyreoidismus (sHPT) ist eine chronische Krankheit, von der viele Hämodialysepatienten betroffen sind. Der Begriff sHPT bedeutet eine übermäßige Sekretion von Parathormon durch die Nebenschilddrüsen als Reaktion auf eine verminderte Nierenfunktion und einen beeinträchtigten Mineralstoffwechsel.

Ärzte können Etelcalcetid (Parsabiv® 2,5, 5 und 10 mg Injektionslösung, Amgen) zur Behandlung des sHPT bei dialysepflichtigen Patienten mit chronischer Nierenerkrankung einsetzen. Hierbei verliert der Körper Calcium. Die Nebenschilddrüsen erhöhen als Reaktion die eigene Parathormon-Produk­tion. Als Folge wird vermehrt Calcium aus den Knochen freigesetzt, um den Calciumverlust auszugleichen. Hohe Parathormon-Spiegel bedingen Calciumverlust in den Knochen, Knochenschmerzen und -frakturen sowie Herz- und Kreislaufprobleme.

Der neue Wirkstoff wirkt calcimimetisch. Das heißt, dass er die Wirkung von Calcium auf Zellen in der Nebenschilddrüse imitiert und so die Parathormon-Spiegel im Blut senkt.

Die Behandlung startet mit einer Dosis von 5 mg dreimal wöchentlich. Die Dosis wird dann den Parathormon- oder Calcium-Spiegeln des Patienten entsprechend angepasst. Etelcalcetid wird am Ende der Hämodialyse-Sitzung injiziert. Ärzte sollten bedenken, dass der neue Wirkstoff nicht vor Ablauf von sieben Tagen nach der letzten Dosis von Cinacalcet (Mimpara®) gegeben werden soll. Denn auch Cinacalcet wirkt als Calcimimetikum. Die gleichzeitige Gabe kann deshalb zu einer schweren Hypocalcämie führen.

Sehr häufig treten unter Parsabiv niedrige Calciumspiegel im Blut, Muskelspasmen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen auf. Ärzte dürfen die Behandlung nicht einleiten, wenn der Calciumspiegel im Blut des Patienten unterhalb des normalen Bereichs liegt. Vorsichtshalber sollten Schwangere kein Etelcalcetid erhalten. In der Stillzeit geht nur entweder Etelcalcetid oder Stillen. Parsabiv wird im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius gelagert.

Weiterer Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonist

Für Chemotherapie-Patienten, die unter Erbrechen oder Übelkeit leiden, steht ab Juni eine neue langwirksame Therapieoption zur Verfügung: Rolapitant (Varuby® 90 mg Filmtabletten, Tesaro).

Der Wirkstoff kann zur Prävention von verzögert auftretender Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit einer hoch oder mäßig emetogenen Chemotherapie bei Erwachsenen eingesetzt werden. Dabei soll er mit Dexamethason und einem 5-HT3-Rezep­torantagonisten kombiniert werden. Wie die bereits auf dem Markt verfügbaren Wirkstoffe Aprepitant, Fosaprepitant und Netupitant wirkt er als selektiver und kompetitiver Antagonist am Neurokinin-1-Rezeptor. Damit verhindert er, dass die Übelkeit und Erbrechen verursachende Substanz P an diese Rezeptoren bindet. Rolapitant zeichnet sich durch eine lange Halbwertzeit von sieben Tagen aus.

Laut Fachinformation werden 180 mg Rolapitant innerhalb von zwei Stunden vor Beginn jedes Chemotherapiezyklus gegeben, jedoch nicht häufiger als in einem Abstand von mindestens zwei Wochen. Die Einnahme kann unabhängig von einer Mahlzeit erfolgen. Ab einem Alter von 75 Jahren sollte der neue Wirkstoff nur mit Vorsicht eingesetzt werden. Gleiches gilt bei schwer beeinträchtigter Nieren- oder Leberfunktion.

Rolapitant hemmt das Leberenzym CYP2D6. Daher sollte der Arzt Vorsicht walten lassen, wenn es um eine Kombination mit Arzneimitteln geht, die ebenfalls auf diesem Weg verstoffwechselt werden. Weitere Interaktionen mit Substraten des P-Glykoproteins (P-gp) wie Digoxin oder des Breast-Cancer-Resistance-Proteins (BCRP) wie Methotrexat, Irinotecan, Rosuvastatin, Sulfasalazin oder Doxorubicin sind möglich, da Rolapitant BCRP und P-gp hemmt.

Andere Arzneimittel können sich wiederum auf die Pharmakokinetik von Varuby auswirken. Deshalb eignet sich Rolapitant nicht bei Patienten, die dauerhaft starke oder moderate Enzyminduktoren bekommen, wie zum Beispiel Rifampicin, Carbamazepin, Phenobarbital, Enzalutamid, Phenytoin sowie Efavirenz oder Rifabutin. Die Kombination mit Johanniskraut ist aus diesem Grund sogar kontraindiziert.

Wenn nicht unbedingt erforderlich, sollten Schwangere kein Rolapitant erhalten. Auch das Stillen wird unter diesem Pharmakon nicht empfohlen. Häufig berichten Patienten unter Varuby-Therapie über Ermüdung, Kopfschmerz und Verstopfung.

Neuer Betablocker

Beim dritten Neuling handelt es sich um den Betablocker Landiolol (Rapibloc® 300 und 600 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung, Amomed Pharma), einen hoch selektiven Beta-1-Rezeptorantagonisten. Die Selektivität für die Beta-1-Rezeptorblockade ist 255-mal höher als für die Beta-2-Rezeptorblockade. Landiolol hemmt die positiv chronotropen Wirkungen von Catecholaminen auf das Herz. Man geht davon aus, dass die Substanz wie andere Betablocker die Sympathikuswirkung reduziert, wodurch sich unter anderem die Herzfrequenz verringert, die Leitung verlangsamt und die Refraktärphase des AV-Knotens verlängert.

Die Wirkung von Landiolol tritt sehr schnell ein und klingt rasch wieder ab. Deshalb eignet es sich nicht, um chronische Erkrankungen zu behandeln. Ärzte können es aber zum Beispiel beim Auftreten einer sogenannten supraventrikulären Tachykardie und wenn eine schnelle Kontrolle der Kammerfrequenz bei Patienten mit Vorhofflimmern oder Vorhofflattern nötig ist, intravenös verabreichen. Ein weiteres Indikationsgebiet ist die nicht-kompensatorische Sinustachykardie, wenn nach dem Urteil des Arztes die hohe Herzfrequenz eine besondere Intervention erfordert.

Empfohlen wird eine Einleitungs­dosis von 100 µg/kg Körpergewicht innerhalb von einer Minute, gefolgt von einer kontinuierlichen Infusion von 10-40 µg/kg Körpergewicht pro Minute. Eine vorsichtige Dosierung wird bei Leberfunktionsstörungen angeraten.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Hypotonie und Bradykardie. Ärzte müssen zudem einige Kontraindikationen und bestimmte Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung beachten. Diese sind ebenso wie mögliche Wechselwirkungen in der Fachinformation von Rapibloc aufge­listet. Zum Beispiel darf Landiolol bei Diabetikern wegen einer möglichen Unterzuckerung nur mit Vorsicht angewendet werden. Ebenso sollte der Arzt vorsichtig bei Patienten mit bronchospastischen Erkrankungen sein. In der Schwangerschaft existiert keine Empfehlung für den Einsatz von Rapibloc. /

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