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Sommerfrische

Eiszeit

28.08.2013  13:04 Uhr

Von Annette Behr / Endlich ist es Sommer. Die Sonne scheint und der Eis-Genuss hat Hochsaison. Das Eis am Stiel feiert in diesem Jahr schon seinen 90. Geburtstag. Die kalten Klassiker werden heute aber nicht nur am Holzstöckchen, sondern auch als softe Masse aus dem Automaten oder in Kugelform serviert.

»Frozen-Yogurt-Kiwi«, »Mango-Lassi«, »Ricotta-Rhabarber«, höre ich interessiert den Bestellungen der Kundschaft in der Schlange vor dem angesagten Eisladen in Berlin zu. Ich entscheide mich wie so häufig für das fast schon bieder wirkende »Buttermilch-Blaubeere-Deluxe«. Wenn auch nur für eine Kugel. Denn die hat es geschmacklich und kalorisch in sich.

Aber schließlich kommt es nicht auf die Quantität, sondern die Qualität an. Die feinen Bio-Zutaten schmecke ich wie immer gut heraus: Milch, Schlagsahne, Zucker und die aromatischen Blaubeeren sind ein Hochgenuss. Immer mehr Kunden achten wie ich auf hochwertige Qualität und Zutaten, heißt es auch beim Eis Info Service (E.I.S.), dem Branchenverband der deutschen Markeneishersteller. Vielen Menschen ist der Appetit auf künstliche Aromastoffe, Emulgatoren und Geschmacksverstärker vergangen. Quietschbuntes Eis ist ein sicherer Hinweis auf Farbstoffe, bestätigen die Experten. Wer empfindlich oder gar allergisch auf Zusatzstoffe reagiert, legt zwangsläufig Wert auf die Inhaltsstoffe der eisigen Köstlichkeiten.

Wetterabhängiges Mitteleuropa

In diesem Jahr sind besonders Schokolade-, Keks-, Baiser-, Frucht- oder Kuchenstücke als eingestreute »Crispis« der Renner. Schokoladen- oder Karamelsauce gehören für viele Naschkatzen ebenfalls dazu. Eine trendige Eiskultur hat sich mittlerweile in vielen deutschen Städten etabliert, ebenso in der Hauptstadt: In Berlin bietet beispielsweise die Eisdiele Fräulein Frost Guzimi an, ein »Gurken-Zitronen-Minze-Sorbet«, oder Bandy Brooks das »Crunchy Macadamia«. Selbstverständlich täglich frisch zubereitet. Beim Eiscafe Eskimo locken als besondere Zugabe Liegestühle, die die Eisverliebten am liebsten gar nicht mehr verlassen wollen. Derartige Extravaganzen an Qualität und Interieur haben natürlich ihren Preis. Nicht ganz so tief in die Tasche greifen muss, wer das frostige Gut »to go« kauft, wie in der Eispatisserie Hokey Pokey am Prenzlauer Berg.

Beim Blick auf die Warteschlangen fällt es schwer zu glauben, dass der Marktanteil von Speiseeis in Eisdielen nur etwa 15 Prozent beträgt, also der Einzelhandel eigentlich das große Geschäft macht. Das liegt vermutlich an den wechselhaften Temperaturen in Deutschland. »Eis ist ein sehr wetter­bezogenes Produkt«, meint auch Marika Klette von E.I.S. Und uns Mitteleuropäer verwöhnt die Sonne eher weniger, kontinuierlicher scheint sie eben doch überwiegend im mediterranen Raum. Bemerkenswert finde ich daher, dass die Deutschen beim Eiskonsum international an fünfter Stelle liegen, hinter den USA, den skandinavischen Ländern und Italien. Europameister beim Eisschlecken sind die Finnen.

Geschichte der eisigen Köstlichkeiten

Auf die Frage »Wer hat´s erfunden?« hätte ich spontan geantwortet: »Die Italiener«. Doch das stimmt so nicht, denn offenbar legten die Chinesen den Grundstock für unser Speiseeis. Jedenfalls geht das aus den Reiseberichten Marco Polos hervor. Der Weitgereiste berichtete, dass die Chinesen schon vor circa 3000 Jahren Eiskompositionen aus Fruchtsäften, Milch und exotischen Gewürzen herstellten. Die handwerklich arbeitenden italienischen Speiseeishersteller in Deutschland schlossen sich erst im Jahr 1969 zur Vereinigung Uniteis e.V. zusammen. Die Künste der italienischen Eisspezialisten lassen sich jedoch bis ins antike Rom zurückverfolgen. Die Römer konnten zunächst gekörntes Fruchteis genießen. Laut Uniteis kannten sich aber die Araber noch früher mit Speiseeis aus. Die Begriffe »Cassata« und »Sorbet« stammen aus dem arabischen Raum. Als Folge der Kreuzzüge und Eroberungskriege lernten schließlich die Italiener auf Sizilien als erste Europäer die Eisherstellung kennen. So verdanken wir auch den Italienern Mitte des 17. Jahrhunderts in Paris die erste Eisdiele in Europa. Die erste deutsche Eisdiele wurde 1799 in Hamburg im Alsterpavillon eröffnet, die erste italienische Eisdiele Deutschlands sehr viel später in den 1920er Jahren. Das Handwerk der Eismacherkunst beherrschen die Italiener auch heute noch perfekt: Unvergleichlich cremig, ein Genuss für alle Sinne, vermitteln ihre Kreationen italienische Lebensfreude pur. In Bologna existiert sogar eine Eis-Universität, die schon Tausende von Eis-Konditoren, den Gelatieri, hervorgebracht hat. Diese verbreiten die italienische Eismacherkunst in alle Herren Länder. Mit kleinen Kugeln, wie viele deutsche Eisdielen noch üblicherweise das köstliche Gut portionieren, geben sich die Italiener allerdings nicht ab: In ihrem Heimatland spachteln sie das Eis gleich in den Becher.

Erinnerung an Kinderträume

»Capri«, »Domino«, »Nogger«, »Happen« und »Cornetto« waren die Eissorten meiner Kindheit. Dazu noch die kleinen Eis-am-Stil-Varianten »Mini-Milk« und »Berry«. Letzteres gibt es leider nicht mehr. Und dann noch der sensationell günstige Preis: Wir bekamen vier Stück für eine Mark! Ach, waren das Zeiten!

Langnese trifft mit dem aktuellen Slogan »So schmeckt Glück« nicht nur meine Geschmacksnerven. Auch heute noch zählen die Eissorten meiner Kindheit zu den »Lieblingen der Nation«. Die heutigen Erwachsenen halten ihre Kindheitserinnerungen damit aufrecht und kaufen auch ihren Kindern die Eissorten ihrer eigenen Kindheit. Das weiß nicht nur Langnese!

Die Firma blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie begann 1935 mit der industriellen Herstellung von Speiseeis. Immer leicht in ihrem Schatten, der ewige Konkurrent Schöller. Dieser produziert seit 1937 Speiseeis. Der Branchenverband unterscheidet insgesamt zwischen folgenden Sorten: Kremeis, Eiskrem, Rahmeis (Sahneeis), Milcheis, Fruchteis, Fruchteiskrem, Fruchtsorbet, Wassereis und Softeis.

Besonders experimentierfreudig sind die Deutschen hinsichtlich ihres Eisgeschmacks nicht. Denn laut Branchenverband führt auch in diesem Jahr wieder das klassische Vanille-Eis die Hitliste an, dicht gefolgt von Schokolade und Erdbeere. Aber auch Joghurt, Haselnuss, Stracciatella, Zitrone, Latte Macchiato sowie Himbeere und Sahne-Kirsch liegen gut im Rennen.

Eis am Stiel oder Ben & Jerry´s

In Deutschland werden jährlich rund eine Milliarde »Eis am Stiel« verkauft. Es ist demnach die Nummer eins bei den sogenannten Kleineispackungen. Zu verdanken haben wir diese praktische Innovation dem Amerikaner Harry B. Burt. Dieser ließ sich 1923 ein gefrorenes Vanilleeis mit Schokoladenüberzug an einem Stöckchen patentieren. Das Eis am Stiel wird also in diesem Jahr 90 Jahre alt! Bis heute ist es ein unangefochtener Klassiker, obwohl es bei sehr heißen Temperaturen schnell mal vom Stöckchen flutscht.

Eistüten, Sandwiches, Bechereis und Eisriegel kämpfen zusätzlich um die Gunst der Schleckermäuler. Das haben auch Cafébesitzer und Fastfood-Restaurants erkannt. Mit ins Eis eingestreuten Köstlichkeiten wie Keks- oder Schokosplittern locken sie ihr an Fastfood gewöhntes Klientel.

Auf die Spitze der Eiskultur plus Zugabe treiben es die beiden amerikanischen Freunde Ben Cohen und Jerry Greenfield seit den 1978er Jahren. Ursprünglich wollten die beiden Bagels verkaufen. Da sie die Maschine aber zu teuer fanden, belegten sie einen günstigeren Eiscreme-Fernkurs. Anschließend eröffneten die beiden Kreativen in einer umgebauten Tankstelle in Vermont ihre erste Eisdiele. Neben der regionalen Milch und anderen schmackhaften Zutaten ist das Besondere am Eis von Ben & Jerry´s die Zugabe von beispielsweise großen Stücken Keksteig, Schoko- oder Walnüssen. Ein Zusatzleckerbissen für alle Eisjunkies, die gerne noch etwas zu kauen haben möchten. Das Eis wird in großen und kleinen Eisbechern mit einem Holzspatel verkauft.

Insgesamt umfasst das Sortiment mittlerweile 53 Geschmackssorten. In Deutschland sind die beliebtesten Sorten: »Cookie Dough, Half Baked und Cherry Garcia«. Für weniger erfolgreiche Geschmackssorten existiert in Waterbury ein »Flavour Graveyard«, eine Art Friedhof der Eiskreationen. Dort stehen tatsächlich Grabsteine zum Gedenken an jede eingestellte und damit »beerdigte« Sorte.

Soziales Engagement und Nachhaltigkeit haben sich die Firmengründer außerdem auf ihre Fahnen geschrieben: Seit 2011 ist das gesamte Sortiment Fairtrade-zertifiziert. Ben & Jerry´s bemüht sich, Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu sein. Da es beispielsweise keine Fairtrade-Milch gibt, fördern sie bessere Haltungsbedingungen der Kühe. Engagierte Bauern erhalten diesbezüglich Förderung. Für die Eisproduktion finden ausschließlich Eier von Hühnern aus Freilandhaltung Verwendung. Ein Ansatz, der Schule machen darf. /

E-Mail-Adresse der Verfasserin

blaubehr(at)gmx.net

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