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Selbstmedikation der Rhinosinusitis

Endlich wieder Luft bekommen

18.08.2014  13:29 Uhr

Von Elke Wolf / Banale Schnupfenviren haben grundsätzlich das Potenzial, sich auszubreiten und auch die Nasennebenhöhlen zu erfassen. Welche Arzneimittel helfen, eine Rhinosinusitis zu verhindern beziehungsweise ihre Symptome zu lindern? Der folgende Artikel stellt die leitliniengerechte Therapie der akuten unkomplizierten Nasennebenhöhlenentzündung vor.

Wie oft sich aus einer Rhinitis eine Sinusitis entwickelt, ist nicht bekannt. Vermutlich sind die Übergänge fließend. Denn dass sich beide Erkrankungen nicht scharf voneinander abgrenzen lassen, zeigt sich schon im Namen »Rhinosinusitis«. Ihre Beschwerden entwickeln sich von einem zentralen Punkt aus, und zwar von der anatomischen Engstelle im mittleren Nasengang, wo die Nebenhöhlen münden. 

Weil sich die Gänge verengen, staut Sekret, sodass sich letztlich das Gewebe entzündet. Die Schleimhaut atrophiert, die mukoziliäre Clearance und damit die Belüftung der Gänge sind gestört. Das stockende Sekret ist ein ide­aler Nährboden für verschiedenste Viren, Bakterien und in einigen Fällen auch für Pilze.

Die Entzündung der Nasennebenhöhlen macht neben einer verstopften Nase durch schmerzhaften Druck in Kopf-, Stirn- und Wangenbereich auf sich aufmerksam, vor allem beim Bücken. Zudem läuft wässriges oder eitriges Sekret aus der Nase, häufig auch nach hinten in den Rachenraum. Nicht selten ist der Geruchssinn in Mitleidenschaft gezogen, genauso wie das Hörvermögen aufgrund des mangelhaften Druckausgleichs. Manchmal betreffen die Beschwerden auch nur eine Gesichtshälfte.

Die überwiegende Mehrzahl der akuten Rhinosinusitiden, die definitionsgemäß bis zu zwölf Wochen lang Beschwerden machen können, ist viral bedingt. Daher ist eine Antibiotikabehandlung in den meisten Fällen nicht indiziert.

Darin stimmen die Autoren der europäischen EPOS- und auch der nationalen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie überein. Dennoch verordnen in Europa Ärzte in 70 bis 90 Prozent der Fälle Antibiotika, prangern die deutschen Experten an.

Symptome behandeln

Vielmehr ist die einzig sinnvolle Maßnahme die Einnahme von Analgetika, um den Kopfschmerz und das Druck­gefühl im Kopf zu lindern. Wer Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure wählt, nutzt zusätzlich deren antiphlogistische Effekte. Zusätzlich kommen abschwellend wirkende α-Sympathomi­metika als Tropfen oder Sprays zum Einsatz, auch wenn ihr therapeutischer Effekt für diese Indikation kaum untersucht ist und keine placebokontrollierten Studien vorliegen. Doch die klinische Erfahrung zeigt, dass sie schnell die Nasenatmung und damit den Sekretabfluss verbessern.

Gleichzeitig sprechen sich die Leit­linien für eine antientzündliche und sekretoly­tische Therapie der akuten Rhinosinusitis aus. Dazu gehören in erster Linie pflanzliche Sekretoly­tika und topische Steroide wie Fluticason, Traimcinolon oder Mometason (rezeptpflichtig!). Die Autoren der EPOS-Leit­linie bemängeln die Tatsache, dass es nur wenige valide Stu­dien zur Wirksamkeit pflanz­licher Kombinationen bei der Behandlung akuter Nasennebenhöhlenentzündungen gibt.

Alles im Fluss

Für folgende Phytopharmaka zeigen placebokontrollierte Doppelblindstu­dien eine signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo, zum Beispiel für Cineol (Soledum®), eine standardisierte 5er-Fixkombination aus Primelblüten, Enzian-, Ampfer- und Eisenkraut sowie Holunderblüten (Sinupret®) sowie für ein Mischdestillat aus Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl im Verhältnis 66:32:1:1 (Gelomyrtol®). Neue In-vitro-Studiendaten untermauern mittlerweile den guten klinischen Effekt. 

So verflüssigen alle drei Pflanzenextrakte nachweislich den Schleim und aktivieren dadurch den Selbstreinigungsmechanismus der mukoziliären Clearance. Zudem verfügen die genannten Sekretolytika über entzündungshemmende Effekte.

Ferner bescheinigt die deutsche Leitlinie dem Spezialextrakt aus Pelargonium sidoides (Umckaloabo®) und dem Ananasenzym Bromelain (wie Bromelaintabletten Hysan®) additive therapeutische Effekte bei akuten Sinusitiden. Allerdings ist der Pelargonium- Extrakt für diese Indikation nicht zugelassen. Die Studien verdeutlichen, dass sowohl der Extrakt der Kapland-Pelargonie als auch Bromelain sinnvolle Alternativen zu Antibiotika sind. Das gilt auch für eine Fixkombination aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel (Angocin® Anti-Infekt N). Die enthaltenen Senföle erwiesen sich in mehreren Studien bei akuter Sinu­sitis den eingesetzten Antibiotika als ebenbürtig. Im Gegensatz zu diesen ist für die Phytopharmaka auch nach Langzeittherapie bisher keine Resistenz­entwicklung bekannt.

Übrigens: Die Expektoranzien Acetylcystein und Ambroxol werden zwar häufig parallel zu einer Antibiotikagabe bei Rhinosinusitis eingesetzt, doch haben diese Arzneistoffe für diese Indikation keine Zulassung. Die Autoren der Leitlinie empfehlen ihren Einsatz deshalb nicht. /

Antibiotika selten indiziert

Die Frage, ob Antibiotika bei einer akuten Rhinosinusitis indiziert sind, wird immer wieder diskutiert. Tatsache ist, dass Rhinosinusitiden in den allermeisten Fällen von Rhino-, Influenza- oder Parainfluenzaviren ausgehen. In nur 0,5 bis 2 Prozent der Fälle sattelt sich zusätzlich eine bakterielle Infektion auf, heißt es in der europäischen EPOS-Leitlinie.

Zwar verringern Antibiotika tendenziell die Krankheitsintensität und -dauer, aber dieser Vorteil ist bei unkomp­lizierten Verläufen verschwindend gering. Antibiotika verringern nicht signifikant die Rate an Komplikationen. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sieht für Antibiotika nur eine Indikation in folgenden Fällen:

  • Starke Beschwerden
  • Fieber über 38,5 °C
  • Verstärkung der Beschwerden im Laufe der Erkrankung
  • drohende Komplikationen
  • Patienten mit chronisch entzünd­licher Lungenerkrankung, immun­defiziente oder immunsupprimierte Patienten oder auch Patienten mit schweren Grundleiden oder besonderen Risikofaktoren wie Diabetes oder Tumorerkrankungen

Älteren Patienten oder Betroffenen mit einer Grunderkrankung wie Asthma oder Diabetes sollten PTA oder Apotheker im Beratungsgespräch den Arztbesuch empfehlen. Dasselbe gilt, wenn Kinder betroffen sind. Dauern die Beschwerden länger als drei Monate, liegt definitionsgemäß eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung vor, deren Behandlung in die Hände eines HNO-Arztes gehört.

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