Das muss mit ins Gepäck |
03.06.2015 12:49 Uhr |
Von Eva-Maria Hierl / Sonne, Meer und Strand: Bald stehen die schönsten Wochen des Jahres an. Egal ob süßes Nichtstun oder anstrengende Bildungsreise – zu den Vorbereitungen gehört immer auch ein Check-up der Reiseapotheke. Denn nur gut vorbereitet lässt sich der Urlaub entspannt genießen.
Eine typische Situation in der Apotheke, wie sie PTA und Apotheker kennen: Eine Mutter plant den Urlaub mit ihrer Familie. Sie steht in der Apotheke und überlegt angestrengt, was sie noch braucht für die Reise. An Pflaster und Schmerzmittel hat sie schon gedacht, jetzt nur noch eine gute Sonnencreme, dann ist alles startklar. Für die PTA ist es in diesem Fall wichtig zu wissen, wohin die Reise geht und wer mit dabei ist. Für ein Wochenende zu zweit am See reicht diese Grundausstattung mitunter aus. Ist aber eine längere Flugreise außerhalb Europas mit der ganzen Familie geplant, sollten PTA und Apotheker eine umfangreichere Beratung zur Reiseapotheke anbieten.
Unbedingt in die Reiseapotheke gehören Präparate gegen Magen-Darm-Beschwerden. Das gilt sowohl für Durchfallmittel (siehe auch: Reisedurchfall: Gut vorbereitet in den Urlaub) als auch für Präparate gegen Verstopfung. Völlegefühl oder andere Verdauungsbeschwerden, die durch ungewohnt scharfes oder fettiges Essen entstehen, lassen sich in der Regel mit pflanzlichen Präparaten (zum Beispiel Iberogast®, Gastricholan® oder Carmenthin®) gut behandeln. Gegen Sodbrennen helfen Antazida oder bei stärkeren Beschwerden die kurzfristige Gabe eines Protonenpumpenhemmers, zum Beispiel Omeprazol oder Pantoprazol.
Tabletten oder schnell wirksame Kaugummis gehören ins Handgepäck, wenn der Betroffene unter Reiseübelkeit leidet. Dimenhydrinat (zum Beispiel Vomex A®, Vomacur®, Reisegold®) hilft sowohl gegen Reiseübelkeit als auch gegen Übelkeit bei Magen-Darm-Erkrankungen. Aber Achtung: Das H1-Antihistaminikum wirkt sedierend und ist daher am Steuer nicht geeignet. Schnell wirksam sind Kaugummis (wie Superpep®), sie werden beim ersten Anzeichen von Übelkeit kräftig gekaut, um den Wirkstoff aus der Kaumasse freizusetzen. Wünscht der Kunde etwas Pflanzliches, eignen sich Präparate mit Ingwer (zum Beispiel Zintona®). Im Bereich der Homöopathie können PTA und Apotheker Zubereitungen mit Nux vomica empfehlen. Alternativ können während der Reise – auch bei Kindern – Akupressurbänder an beiden Handgelenken Übelkeit lindern (wie Sea-Band®).
Die während der Reise (gesamte Reisedauer!) benötigten Medikamente sollten nicht in den Koffer gepackt werden, sondern im Handgepäck mitgeführt werden. So ist die Therapie auch sichergestellt, wenn der Koffer tagelange Umwege macht oder ganz verschwindet.
Flüssige Medikamente wie Insuline, Aerosole, Säfte, Augentropfen und auch Babynahrung müssen nicht wie andere Flüssigkeiten in dem sonst vorgeschriebenen durchsichtigen 1-Liter-Beutel verpackt werden. Aber Vorsicht: In anderen EU-Ländern oder in Nicht-EU-Staaten (besonders streng: Vereinigte Arabische Emirate und Singapur) bestehen möglicherweise abweichende Regelungen. Reisende sollten sich vorher informieren, nähere Informationen gibt es zum Beispiel beim Auswärtigen Amt (www.aus waertiges-amt.de). Ein Attest vom Arzt (in englischer Sprache) kann helfen, Diskussionen oder gar Beschlagnahmungen zu verhindern.
Gels oder Cremes mit Antihistaminika oder Cortison helfen bei Juckreiz, beispielsweise nach Mückenstichen oder Kontakt mit Quallen im Wasser. Auch ein Repellent sollte mit in den Koffer. Präparate auf Basis ätherischer Öle sollten beim Badeurlaub jedoch mit Vorsicht verwendet werden, da sie in Kombination mit UV-Strahlung zu unangenehmen Hautreaktionen führen können.
Da unterwegs durch ungewohntes Essen, Zeitumstellung oder auch Reisestress mitunter die Verdauung streikt, können PTA und Apotheker auch dazu raten, leichte Abführmittel mit auf die Reise zu nehmen. Geeignet sind beispielsweise gut dosierbare Tropfen (wie Laxoberal® Tropfen, Dulcolax® NP Tropfen). Auch einige Macrogole (wie in Movicol®, Dulcolax® M Balance) sind bei akuter Verstopfung angezeigt. Als zusätzlicher Beratungstipp sollte hier – gerade auch bei Hitze – der Hinweis nicht fehlen, ausreichend zu trinken.
Es gibt keine international harmonisierten Bestimmungen zur Mitnahme von Betäubungsmitteln. Wer in Länder des Schengener Abkommens (viele europäische Urlaubsländer, darunter Spanien, Griechenland, Frankreich) verreist, sollte eine vom Arzt ausgefüllte und von der Landesgesundheitsbehörde beglaubigte Bescheinigung mitführen. Nur mit diesem Formular, das beim BfArM (www.bfarm.de) heruntergeladen werden kann, darf eine angemessene Menge der Arzneimittel mitgeführt werden. Eine solche ärztliche Bescheinigung ist auch für Nicht-EU-Staaten sinnvoll.
Zusätzlich in die Reiseapotheke gehören immer auch Wunddesinfektionsmittel, Verbandmaterial (Pflaster, Kompressen, Pinzette, Klebeband), ein Fieberthermometer (Funktionsfähigkeit am besten bereits zu Haue überprüfen!), Kältekompressen sowie ein Schmerz- und Fiebermittel, das – beim Familienurlaub – auch für mitreisende Kinder geeignet ist, zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen in entsprechender Dosierung. Auch Diclofenac- oder Ibuprofen-haltige Cremes oder Gele beziehungsweise Arnika-Zubereitungen gegen Prellungen und Zerrungen sollten nicht fehlen.
Wind, Staub, Chlorwasser oder die trockene Luft in der Kabine des Flugzeugs können mitunter Bindehautreizungen verursachen. Lindernd wirken hier befeuchtende Augentropfen mit geringer Viskosität, die kühlen und beruhigen (wie Artelac ®Splash, Hylo Vision® sine). Unkonservierte Varianten eignen sich auch für Kontaktlinsenträger. Gerade für empfindliche (Kinder-) Augen können PTA und Apotheker auch Augen-Spüllösungen empfehlen. Sie entfernen Staub, Sekret oder chlorhaltiges Wasser sanft und ohne Brennen (zum Beispiel Vismed® wash Spüllösung für das Auge, Hylo Vision® Augenbad Lösung). /
Indikation | Medikament/Wirkstoff | Präparate (Beispiele) | Anmerkungen /Tipps |
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Schnupfen | Abschwellende Nasentropfen | Nasivin ® Dosiertropfer für Babies Nasivin® Spray, Otriven®, Olynth®, Nasic® | Hilft im Erkältungsfall, den Flug ohne Schmerzen zu überstehen, da es für einen besseren Druckausgleich bei Start und Landung sorgt |
Fieber und Schmerzen | Ibuprofen Saft/Zäpfchen, Paracetamol Saft/Zäpfchen | Nurofen®, Benuron® | |
Durchfall | Elektrolytpulver | Oralpädon®, Infectodiarrstop® LGG® | Keimfreies Wasser (evtl. industriell verschlossenes Mineralwasser) verwenden, Wassermenge genau einhalten |
Medizinische Hefen: Saccharomyces cerevisiae | Perenterol® Junior 250 mg Beutel, Eubiol® Hartkapseln | Auch zur Vorbeugung geeignet (5 Tage vor Reiseantritt); Kapselinhalt durch Öffnen der Kapsel entnehmbar. | |
Übelkeit | Dimenhydrinat | Vomex® Sirup/Zäpfchen, Vomacur® | |
Akupressurband | z. B. Sea-Band® | ||
Prellungen/ Zerrungen | Arnika-Präparate | Traumeel® S Creme und/oder Tabletten, Arnica 1+1 DHU | |
Coolpacks mit Sofortwirkung | Sind in Sekundenschnelle kalt, meist nur einmal verwendbar | ||
Sonnenbrand | Kühlende, entzündungshemmende Präparate | Fenistil® Gel, Soventol® Gel, Bepanthol® Schaumspray, Wala Brand-und Wundgel, Thermalwasser-Sprays | Optimal sind fettfreie Präparate |
Reizungen der Augen durch Sonne, Chlor oder trockene Luft | Reizlindernde Augentropfen | Euphrasia® Wala Augentropfen, Vidisan® | |
Spüllösung fürs Auge, auf Basis von Hyaluronsäure | Vismed® wash Spüllösung für das Auge | Entfernt Fremdkörper, Sekret und wäscht Reste von Chlor- oder Salzwasser aus den Augen | |
Sterile getränkte Einmal-Kompressen | Blephaclean® | Reinigt verklebte Augen | |
Wundversorgung | Desinfektionsspray | Octenisept®, Sagrotan® | |
Kinderpflaster |