Empathieberufe bleiben wichtig |
15.06.2018 16:52 Uhr |
Von Michael van den Heuvel / Ein Themenmix aus Gesellschaftspolitik, Pharmazie und Kommunikationsstrategien erwartete Apothekenangestellte und Adexa-Aktive beim Gewerkschaftstag 2018. Zu Beginn ging es um die Frage, in welcher Gesellschaft wir künftig leben wollen. Anschließend standen die Beratung bei Frauenleiden und die Situation von Frauen am Arbeitsplatz im Fokus.
Adexas Erster Vorsitzender Andreas May begrüßte rund 90 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet zum Fortbildungshighlight in Hannover. Zu Beginn wurden einige neue Ehrenmitglieder und weitere Aktive für ihr langjähriges Engagement ausgezeichnet.
»Warum radikalisiert sich unsere Gesellschaft immer stärker?«, fragte Professor Dr. Harald Welzer. Der Soziologe und Sozialpsychologe erklärt die Tendenz mit der immer geringeren Partizipation vieler Menschen am gesellschaftlichen Wohlstand und an Bildung. Als möglichen Ausweg sieht er, nicht mehr Arbeit, sondern Kapitaltransfers oder Maschinen zu besteuern. »Empathieberufe«, also Jobs in Medizin und Pharmazie mit direktem Patientenkontakt, hätten die größten Chancen, nicht der Digitalisierung zum Opfer zu fallen. Denn der Dialog mit Menschen lasse sich nicht durch Systeme ersetzen, betonte Welzer.
Wie Frauenkrankheiten in der Praxis richtig behandelt werden, zeigte Apothekerin Marion Sparenberg anhand von Kundinnen als Zielgruppe in der Offizin. »Sexualhormone steuern den weiblichen Zyklus von der Pubertät bis zu den Wechseljahren.« Eine überschießende Produktion oder ein Mangel an Hormonen könne für heftige Beschwerden verantwortlich sein. Die Expertin beschrieb unter anderem Dys- oder Hypermenorrhoe, Endometriose, Polypen sowie Myome.
»Bei typischen Frauenleiden führen pflanzliche und homöopathische Präparate oft zum gewünschten Erfolg«, weiß Apotheker Dr. Sebastian Michael. Er zeigte ganzheitliche Ansätze auf, um das prämenstruelle Syndrom (PMS), Menstruationsstörungen und Wechseljahrsbeschwerden erfolgreich zu behandeln.
Doch die beste Therapie bringt wenig, wenn es Probleme bei der Kommunikation gibt. Lisa Roth vom Schulz von Thun-Institut für Kommunikation, Hamburg, gab Einblick in Sackgassen beim Dialog zwischen den Geschlechtern. Sie stellte typische Situationen aus dem privaten und dem beruflichen Bereich vor. »Frauen haben heute bessere Chancen in der Schule und in der Hochschule als Männer«, so die Expertin. »Trotzdem besetzen Männer häufiger die Chefsessel von Führungsetagen.« Roth berichtet von der inneren »Selbstzweiflerin« als möglichem Erklärungsansatz: Frauen stellten eher als Männer ihre eigene Kompetenz infrage.
Eine Fotostrecke zum 8. Erlebnis- und Gewerkschaftstag steht auf www.adexa-online.de zur Verfügung. /