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Bisphosphonate

Keine einfache Therapie

Datum 01.09.2014  14:44 Uhr

Von Verena Arzbach / Bisphosphonate zählen bei der Behandlung der Osteoporose zu den Standard-Arzneistoffen. Zwar sind die Substanzen in der Regel gut verträglich, die Einnahmevorschriften jedoch wenig alltagstauglich. Zudem fürchten viele Patienten seltene, aber schwere Nebenwirkungen.

Bisphosphonate hemmen die Osteoklastentätigkeit und blockieren die Calciumfreisetzung aus den Knochen. So stoppen sie den Knochenabbau und erhalten die Knochenstruktur und -festigkeit. Eine weitere Indikation der Bisphosphonate ist daher der Morbus Paget, eine Skeletterkrankung mit gesteigertem, unorganisiertem Knochenumbau. Außerdem kommen die Arzneistoffe bei bestimmten Krebserkrankungen zum Einsatz: Sie hemmen die Anheftung von Tumorzellen an die Knochenmatrix und damit den tumorbedingten Knochenabbau. Auch lindern die Wirkstoffe Schmerzen infolge von Knochenmetastasen.

Die Einnahme oraler Bisphosphonat-Präparate ist allerdings denkbar kompliziert: Die Patienten müssen die Tablette – je nach Dosierung einmal täglich oder einmal wöchentlich – nüchtern und mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück aufrecht sitzend oder stehend mit mindestens 250 Millilitern (Leitungs-)Wasser einnehmen. Danach dürfen sie sich 30 Minuten, bei Ibandronsäure sogar 60 Minuten, nicht wieder hinlegen. Die relativ großen Tabletten müssen sie als Ganzes herunterschlucken, sie dürfen weder zerdrückt, gekaut noch gelutscht werden. Diese strenge Einnahmevorschrift soll verhindern, dass die Speiseröhre gereizt wird, sich entzündet (Ösophagitis) oder das Gewebe Schaden nimmt – mögliche Folgen einer falschen Einnahme. PTA und Apotheker sollten den Patienten raten, bei Anzeichen einer Speiseröhrenreizung wie Schluck­beschwerden, neu auftretendem Sodbrennen oder Schmerzen hinter dem Brustbein einen Arzt aufzusuchen.

Auch sind Interaktionen von Bisphosphonaten mit Calcium-, Eisen- und Magnesiumsalzen möglich. Diese Salze vermindern die Resorption der Bisphosphonate, die mit zwei- und dreiwertigen Metall-Kationen stabile Komplexe bilden. Das ist ein wichtiger Hinweis für Osteoporose-Patienten, denn viele Ärzte verordnen zusätzlich Calcium-Salze. Magnesium nehmen viele Patienten häufig in der Selbstmedikation ein. Diese Interaktion können die Patienten verhindern, indem sie zwischen der Einnahme des Bisphosphonats und des Calcium- oder Magnesium-Präparates mindestens zwei oder mehr Stunden warten. Gleiches gilt auch für calciumreiche Nahrungsmittel und Getränke: Die Patienten müssen wissen, dass Milch, Milchprodukte oder Mineralwasser die Wirkung des Bisphosphonats herabsetzen. Am Tag der Einnahme sollten sie daher wenn möglich beim Frühstück beispielsweise auf die Milch im Kaffee oder auf Joghurt verzichten.

Hinweise zur Einnahme

  • mindestens 30 Minuten vor dem Essen (nach dem Aufstehen, vor dem Frühstück)
  • mit mindestens 250 Millilitern Leitungswasser
  • Tablette als Ganzes schlucken, nicht zerdrücken, kauen oder im Mund zergehen lassen
  • mindestens 30 Minuten nach der Einnahme aufrecht sitzen oder stehen

Bei diesen Einnahmevorschriften und dem großen Interaktionspotenzial verwundert es nicht, dass die Therapie­treue der Patienten bei der Behandlung mit oralen Bisphosphonat-Präparaten katastrophal ist. So haben Untersuchungen gezeigt: Nur jeder sechste Patient nimmt die Tabletten länger als ein Jahr ein. Viele Ärzte bevorzugen daher die intravenöse Gabe vierteljährlich oder nur einmal jährlich. Diese Appli­kation hat außerdem den Vorteil, dass der Körper größere Mengen des verabreichten Wirkstoffs aufnehmen und dieser so besser wirken kann. Es treten weniger Nebenwirkungen in Magen und Speiseröhre auf, und die Compliance der Patienten ist deutlich höher als bei der komplizierten Tabletten­einnahme.

Zu den unerwünschten Wirkungen der Therapie mit einem Bisphosphonat zählen gastrointestinale Störungen (insbesondere bei peroraler Gabe), Knochen- und Muskelschmerzen, grippe­artige Symptome allergische Hautreaktionen, Hypocalcämie und peptische Ulzera. Sehr selten sind zentralnervöse Störungen wie Verwirrtheit, Halluzi­nationen und Sehschwierigkeiten.

Tabelle: Häufig verordnete Bisphosphonate

Intravenös verabreicht Oral verabreicht
Zoledronsäure (Zometa® und Generika) Ibandronsäure (Bondronat®, Bonviva® und Generika)
Pamidronsäure (Aredia® und andere) Alendronsäure (Fosamax®, Tevanate® und andere)
Ibandronsäure (Bondronat®, Bonviva® und Generika) Risedronsäure (Actonel® und Generika)Clodronsäure (Bonefos® und andere)

Kontraindiziert sind Bisphosphonate bei Patienten mit Niereninsuffizienz, bei Schwangeren und Stillenden. Schwere akute Entzündungen des Gastro-Intestinaltraktes schließen die orale Gabe aus.

Selten beobachten Zahnärzte bei Patienten, die Bisphosphonate einnehmen, eine Kiefernekrose, meist bei Krebskranken. Diese Veränderungen des Kiefers gehen in der Regel aus bereits bestehenden Entzündungen hervor. So kann der Patient zum Beispiel nach dem Ziehen eines Zahns Probleme bekommen: Die Wunde heilt nicht mehr, Teile des Kieferknochens liegen dann mehrere Wochen lang frei und sterben womöglich ab. Zusätzlich können Schmerzen, Entzündungen, Abszesse, Fisteln sowie Funktionsausfälle von Nerven auftreten, im Extremfall bricht der Kiefer. Als Risikofaktoren begünstigen übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen und eine Glucocorticoid-Therapie eine Kiefernekrose. Bei der Abgabe eines Bisphosphonats können PTA und Apotheker den Patienten darauf aufmerksam machen, dass er die genannten Risikofaktoren möglichst beseitigt oder reduziert. Sie sollten die Patienten auch daran erinnern, unbedingt die empfohlene jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt wahrzunehmen. Bei Schmerzen im Kiefer­bereich oder Läsionen im Mundraum, zum Beispiel Aphthen, sollte der Patient sofort den Zahnarzt aufsuchen. /

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