Neuropathien und Zöliakie vergesellschaftet |
22.06.2015 10:43 Uhr |
Von Elke Wolf / Bei Zöliakie-Patienten ist das Risiko für Neuropathien, also Erkrankungen des peripheren Nervensystems, doppelt so hoch wie bei Gesunden. Über diesen Zusammenhang berichten Neurologen aus Schweden und den USA im Fachmagazin JAMA Neurology.
Jonas Ludvigsson vom Karolinska Institut in Stockholm und seine Kollegen untersuchten die Daten von 28 232 Menschen, bei denen zwischen Juni 1969 und Februar 2008 per Biopsie eine Zöliakie festgestellt worden war. Diese Daten verglichen sie dann mit jenen von 139 473 Personen ohne die glutensensitive Enteropathie. Das Risiko, als Zöliakie-Betroffener Nervenschäden zu entwickeln, war zwar sehr gering, doch die Unterschiede waren signifikant.
Insgesamt betrug die Neuropathie-Rate bei Personen mit Zöliakie 0,7 Prozent, bei der Kontrollgruppe belief sie sich auf 0,3 Prozent. Der Anteil war bei Frauen und Männern gleich hoch. Das Erkrankungsrisiko der Zöliakie-Betroffenen war damit um den Faktor 2,5 erhöht. Das höchste Risiko für die Diagnose einer Neuropathie bestand im ersten Jahr, nachdem ein Arzt die Zöliakie festgestellt hatte. Doch auch fünf Jahre danach war noch eine höhere Wahrscheinlichkeit zu erkennen, schreiben die Forscher.
Aus dem in der Studie gefundenen Zusammenhang lässt sich zwar noch keine Ursache-Wirkungs-Beziehung ableiten, dennoch schreiben die Studienautoren: »Da die Zöliakie eine Autoimmunerkrankung ist, bestätigen unsere Daten die mögliche Rolle von immunologischen Mechanismen bei der Entstehung von Neuropathien.« Frühere Untersuchungen deuten auf Zusammenhänge zwischen Neuropathien und anderen Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Rheumatoider Arthritis oder systemischem Lupus erythematodes hin.
Können Zöliakie-Patienten durch das strikte Einhalten einer glutenfreien Ernährung möglicherweise einer Neuropathie vorbeugen? Ältere Studien ergaben eine gewisse Schutzwirkung, doch die Ergebnisse der schwedischen Wissenschaftler sprechen dagegen. /
Quelle: JAMA Neurology