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Roflumilast

Gegen die Entzündung

16.09.2014  16:29 Uhr

Von Verena Arzbach / Bei COPD-Patienten ist die Lunge chronisch entzündet. Die Betroffenen leiden unter häufigen Infekten, ihre Lungenfunktion nimmt stetig ab. Mit dem Phosphodiesterase-4- Inhibitor Roflumilast gibt es seit wenigen Jahren die Möglichkeit, die Entzündung ursächlich zu behandeln.

Der Hauptauslöser der chronisch-obs­truktiven Lungenerkrankung COPD ist in erster Linie das Rauchen. Zwar nimmt die Lungenfunktion mit dem Alter kontinuierlich ab, doch Rauchen beschleunigt diesen Prozess extrem. So verschlechtern sich die Lungenfunk­tionsparameter bei COPD-Patienten rapide. Das forcierte exspiratorische Volumen in der ersten Ausatmungs­sekunde, die Einsekundenkapazität FEV1, sinkt unter 80 Prozent des altersspezifischen Sollwerts, in weiteren Stadien der Erkrankung bis unter 30 Prozent. Bei der COPD-Therapie orientieren sich Ärzte an einem Stufenplan. Oberstes Ziel ist immer, dass der Patient das Rauchen aufgibt und Bronchienreizende Faktoren wie Atemwegsinfekte vermeidet.

Forscher vermuten, dass sich die molekularen Entzündungsmechanismen bei COPD von denen beim Asthma unterscheiden; komplett aufgeklärt sind sie aber noch nicht. Lange suchten Wissenschaftler deshalb nach einer Substanz, die die Entzündung ursächlich bekämpft. Das Ergebnis dieser Arbeiten ist Roflumilast (Daxas®), ein Phosphodiesterase-4-Inhibitor, der 2010 auf den Markt kam. Roflumilast ist ein nicht-steroidaler, antiinflammatorisch wirksamer Arzneistoff, der als erstes COPD-Medikament ursächlich die systemische und pulmonale Entzündung bekämpft.

Das Enzym Phosphodiesterase 4 (PDE-4) spielt unter anderem eine Rolle bei der Funktion der Immunzellen. Roflumi­last hemmt dieses Enzym, vor allem in Entzündungszellen. In der Folge steigt die intrazelluläre Konzentra­tion des Botenstoffs zyklisches Adenosinmonophosphat (cAMP). Das wiederum sorgt dafür, dass weniger Entzündungsmediatoren wie reaktive Sauerstoffspezies, Leukotriene und Tumor­nekrosefaktor-alpha ausgeschüttet werden. Zugelassen ist Roflumilast zur Dauertherapie bei Erwachsenen mit schwerer COPD und chronischer Bronchitis sowie häufigen Exazerbationen in der Vergangenheit, zusätzlich zu bronchienerweiternden Arzneistoffen.

Verzögerter Wirkeintritt

Die Patienten nehmen 500 Mikrogramm Roflumilast einmal täglich. Sie sollten die Tablette jeweils zur gleichen Tageszeit mit Wasser einnehmen, unabhängig von den Mahlzeiten. Einen wichtigen Hinweis sollten PTA und Apotheker den Patienten geben, die Roflumilast zum ersten Mal verschrieben bekommen: Bis sich die Beschwerden spürbar bessern, dauert es unter Umständen einige Wochen. Auch muss den Patienten bewusst sein, dass das Präparat kein Notfallmedikament bei akuter Atemnot ist. Im Notfall wirkt es nicht.

Als häufigste Nebenwirkungen bei der Therapie mit Daxas traten Durchfall, Übelkeit, Bauch- und Kopfschmerzen sowie Gewichtsverlust auf. Meist sind die unerwünschten Wirkungen aber leicht bis moderat und verschwinden im Laufe der Behandlung wieder. PTA und Apotheker sollten jedoch untergewichtigen Patienten raten, regelmäßig ihr Gewicht zu kontrollieren. Über einen unerklärlichen Gewichtsverlust sollten sie sofort mit ihrem Arzt sprechen.

COPD-Erscheinungsformen

Bei Patienten mit schwerer COPD kennen Mediziner zwei typische klinische Erscheinungsbilder. Bei den meisten Patienten liegen jedoch Mischformen vor.

Pink Puffer (rosa Schnaufer): Bei diesen Patienten steht das Lungenemphysem, also die Überblähung der Lunge, im Vordergrund. Die Patienten sind meist untergewichtig und hager.Sie leiden unter starker Atemnot und einem trockenen Reizhusten.

Blue Bloater (blaue Huster): Bei diesen Patienten steht die chronische Bronchitis im Vordergrund. Sie sind meist übergewichtig und leiden viel stärker als die Pink Puffer unter Husten mit Auswurf. Da das Blut typischerweise zu wenig Sauerstoff enthält, verfärbt sich die Haut bläulich (Zyanose), vor allem die Lippen.

Suizidgefahr

Auch Schlafstörungen traten bei der Behandlung mit Roflumilast häufig auf, Angstzustände gelegentlich sowie selten Nervosität und Depression. In den klinischen Studien berichteten einzelne Patienten von suizidalen Absichten, manche nahmen sich tatsächlich das Leben. Depressiven Patienten bezie­hungs­weise Patienten, die bereits Selbstmordabsichten geäußert haben, darf der Arzt Daxas deshalb nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnen. Bemerken PTA oder Apotheker Stimmungsschwankungen bei Patienten, die Daxas einnehmen, sollten sie diesen raten, schnellstmöglich den Arzt aufzusuchen.

Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen, mit schweren immunologischen Erkrankungen (wie HIV-­Infektion, Multiple Sklerose) sowie mit schweren akuten Infektionen sowie Krebs dürfen Roflumilast nicht bekommen. Ebenso sollten Schwangere, Stillende und Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, kein Roflumilast einnehmen. Gleiches gilt für Patienten, die Immunsuppressiva wie Methotrexat (MTX), Azathioprin, Infliximab, Etanercerpt oder orale Glucocorticoide zur Langzeitanwendung erhalten. Zudem soll der Arzt Roflumilast nicht mit Theophyllin kombinieren.

Roflumilast wird hauptsächlich über die Enzyme CYP1A2 und CYP3A4 metabolisiert. Daher sind viele Wechselwirkungen möglich: mit CYP3A4-Hemmern wie Erythromycin und Ketoconazol und mit CYP1A2-Hemmern wie Fluvoxamin. Eine Kombination mit diesen Wirkstoffen führt dazu, dass Roflumilast langsamer abgebaut wird. CYP3A4-Induktoren wie Phenobarbital, Carbamazepin, Phenytoin und auch Rauchen schwächen hingegen die Wirksamkeit von Roflumilast.

Da COPD-Patienten häufig unter Infekten leiden, sollten PTA oder Apotheker ihnen empfehlen, sich jedes Jahr gegen die saisonale Influenza impfen zu lassen. Jede bakterielle Infektion sollte zudem schnellstmöglich antibiotisch behandelt werden. /

Wichtige Beratungshinweise

  • Eine Tablette einmal täglich zur gleichen Tageszeit einnehmen, unabhängig von den Mahlzeiten.
  • Roflumilast wirkt nicht im Notfall.
  • Die Wirkung setzt erst nach einigen Wochen ein, Nebenwirkungen eventuell schon früher.
  • Bei Untergewicht regelmäßig wiegen.
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