Milchsäure nicht in jedem Fall |
Gefriergetrocknete Kulturen von Wasserstoffperoxid-bildenden Lactobazillen oder Milchsäure-haltige Vaginalpräparate (wie Vagisan®, Eubiolac Verla®, Gynoflor®, KadeFungin Milchsäurekultur®) werden gemeinhin empfohlen, um immer wiederkehrende Harnwegsinfekte und Candida-Infektionen sowie bakterielle Vaginosen zu vermeiden. Nach lokaler Anwendung besiedeln sie die Vaginalschleimhaut, senken durch Bildung von Milchsäure den pH-Wert in den sauren Bereich und bauen damit die physiologische Vaginalflora wieder auf, wenn diese nach Infektionen aus dem Lot geraten ist. Das stärkt die Keimbarriere zum Schutz vor Neuinfektionen.
Aber um richtig beraten zu können, ist es in jedem Fall wichtig, die Symptome und vor allem die Begleitumstände einer Mykose zu erfragen, rät Professor Dr. Hans-Jürgen Tietz, Leiter des Instituts für Pilzerkrankungen in Berlin, im Gespräch mit PTA-Forum. Denn Lactobazillen sind nicht in jedem Fall die geeignete Anschlussbehandlung nach abgeschlossener Mykosetherapie. »Die meisten Frauen, die zu Pilzinfektionen neigen, haben eine absolut gesunde Vaginalflora mit genügend Milchsäurebakterien. Diese überstehen auch eine Mykosetherapie unbeschadet. Das lässt sich mikroskopisch gut nachweisen. Somit entfällt der Grund, die Mikrobiota wieder aufzubauen.«
Im Gegenteil: »Pilze lieben Säure. Candida albicans, der etwa 90 Prozent der Scheidenpilze verantwortet und meist aus dem Darm kommt, lebt symbiotisch mit den gesunden Milchsäurebakterien des vaginalen Ökosystems. In manchen Fällen triggern Milchsäurebakterien gar eine neue Infektion«, informiert der Experte. Zudem ist die Vaginalschleimhaut nach der Infektion noch geschädigt und daher empfindlich und gereizt. Die Milchsäure würde brennen. »Eine postinfektiöse Schleimhaut braucht deshalb keine Säure, sondern Pflege in Form von Lipid-haltigen Cremes (wie Deumavan®, Dexeryl®). Auch Gele, die regenerierendes Vitamin E und Hopfen enthalten, sind geeignet (Gynomunal®).«