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Schnupfen

Wieder frei durchatmen

11.10.2013  14:04 Uhr

Von Annette Immel-Sehr / Kaum fallen im Herbst die Blätter von den Bäumen, haben auch die Schnupfen-Viren wieder Saison. Schnupfen und Erkältungen sind zwar in der Regel banal und ungefährlich, doch sie können, wie jeder weiß, recht unangenehm sein. Vor allem Babys und Kleinkinder leiden oft sehr unter einer verstopften Nase.

Im Durchschnitt sind Kleinkinder sechs- bis zehnmal pro Jahr erkältet. Als Verursacher kommen eine ganze Reihe von Viren in Frage, beispielsweise Rhino-, Coxsackie-, Parainfluenza-Viren und viele andere mehr. Die Ansteckung geschieht vor allem über Tröpfcheninfektion. Rund drei Viertel aller Viren werden über die Hände übertragen – beim Händeschütteln oder Anfassen kontaminierter Türklinken und anderer häufig genutzter Gegenstände. Das Risiko für einen Erkältungsschnupfen ist im Winter höher als im Sommer, denn durch die geringere Luftfeuchtigkeit trocknen die Schleimhäute aus und bieten den Erregern so einen leichteren Zugang. Hinzu kommt, dass die Menschen sich im Winter mehr in geschlossenen Räumen aufhalten, also zwangsläufig näher zusammenrücken und sich gegenseitig leichter anstecken. Haben sich die Schnupfen-Viren in den Schleimhautzellen der Nase erst festgesetzt, beginnt die Virusvermehrung.

Der Volksmund sagt: »Ein Schnupfen kommt drei Tage, bleibt drei Tage und geht drei Tage.« Auch wenn das nicht ganz stimmt, so verläuft ein Schnupfen tatsächlich in drei Phasen. Er beginnt meist mit starkem Niesreiz und Abgeschlagenheit. Dann folgt eine Phase, in der die Nasenschleimhäute viel wässriges Sekret bilden und die Nase durch die Schwellung der Schleimhäute zunehmend »verstopft«. Insgesamt fühlen sich die Betroffenen nun meist recht angeschlagen. Nach einigen Tagen erreicht der Schnupfen dann ein drittes Stadium. Es ist gekennzeichnet durch dickes Sekret und Borken an den Nasenlöchern, das Riechvermögen bessert sich deutlich.

Die Therapie des Erkältungsschnupfens ist rein symptomatisch, das heißt nicht die Viren selbst werden bekämpft, sondern die Beschwerden. Die meisten Nasensprays und -tropfen enthalten als Wirkstoff ein α-Sympathomimetikum vom Imidazolintyp.

Viele dieser Präparate stehen in Dosierungen speziell für Babys, Kleinkinder und Schulkinder zur Verfügung. Eingesetzt werden Oxymetazolin, Tramazolin und Xylometazolin. Die Substanzen schwellen die Nasenschleimhäute ab und hemmen die übermäßige Sekretproduktion. Dadurch können die Kinder wieder frei durchatmen.

Dosierung beachten

Je nach Präparat erfolgt die Anwendung zwei- bis dreimal täglich, allerdings höchstens für fünf bis sieben Tage. Die Altersvorgaben der jeweiligen Präparate sind unbedingt zu beachten, denn bei Überdosierung kann das Sympathomimetikum in den Blutkreislauf gelangen und zu systemischen Nebenwirkungen führen.

Für die Allerkleinsten hat sich die Anwendung von Nasentropfen bewährt, da Eltern sie dem liegenden Kind applizieren können. Da manche Kinder sich gegen das Einbringen der Tropfen heftig wehren und daher ein Verletzungsrisiko besteht, sind Dosierpipetten aus Kunststoff vorteilhafter als Glaspipetten. Nach dem Einbringen der Tropfen dürfen die Eltern den Gummistopfen erst loslassen, nachdem sie die Pipette wieder aus der Nase gezogen haben. Andernfalls könnten sie nicht nur die Tropfen wieder ansaugen, sondern auch Nasensekret.

Für ältere Kinder sind Dosiersprays bequem, die sie unter Aufsicht meist schon selbst anwenden können. Von Vorteil ist, dass sich die Lösung versprüht großflächiger in der Nase verteilt, als wenn sie mit einer Pipette eingebracht wird. Dadurch kann sie ihre Wirkung besser entfalten. Vor der ersten Anwendung müssen die Eltern mehrmals pumpen, bis ein gleichmäßiger Sprühnebel in die Luft austritt. Danach ist das Dosierspray gebrauchsfertig, ein Hub in jedes Nasenloch reicht aus. Wichtig ist es, die Sprayflasche senkrecht zu halten.

Schrittweise therapieren

Sympathomimetika sind nur in der Erkrankungs­phase sinnvoll, die durch eine »laufende« Nase und geschwollene Schleimhäute gekennzeichnet ist. Danach sollten die Eltern Mittel einsetzen, die das Sekret lösen. Isotonische Kochsalzlösung und Meersalzlösungen verflüssigen das zähe Sekret in der Nase und begünstigen den Abtransport. Auch ätherische Öle, die das Kind inhaliert, erleichtern auf diese Weise das Durchatmen. Durch ihre antiseptischen und entzündungshemmenden Eigenschaften wirken sie zugleich einer bakteriellen Sekundär­infektion entgegen. Wohltuend sind auch Inhalationen mit Kamillenextrakt in heißem Wasser.

Inhalierstifte und Erkältungssalben, die Menthol oder Campher enthalten, sind erst für Kinder ab sechs Jahren zugelassen. Denn bei Säuglingen und Kleinkindern besteht die Gefahr, dass sich die Stimmritze des Kehlkopfs durch den Reiz reflexartig verkrampft (Glottiskrampf) und die Kinder Atemnot bekommen.

Für das bessere Durchatmen in der Nacht können PTA und Apotheker den Eltern empfehlen, den Kleinen einige Tropfen Lavendelöl auf den Schlafanzug oder das Kopfkissen zu tropfen. Für Kinder ab zwei Jahren eignen sich auch Cineol-haltige Produkte zur äußerlichen Anwendung. Dexpanthenol wird bei akutem Schnupfen wegen seiner heilenden, befeuchtenden Wirkung und für die Nachbehandlung der strapazierten Nase eingesetzt.

Orale Erkältungsmittel sind in der Regel Kombinationspräparate aus mehreren Arzneistoffen. Als Wirkstoff gegen die Schnupfenbeschwerden enthalten viele das indirekte Sympathomimetikum Phenylpropanolamin oder das α-Sympathomimetikum Phenylephrin. Für Kinder unter zwölf Jahren sind diese Präparate nicht geeignet, einige sind sogar erst ab 16 beziehungsweise ab 18 Jahren zugelassen. PTA und Apotheker sollten Eltern, die ein solches Produkt für Jugendliche kaufen, darauf hinweisen, dass sie das Präparat jüngeren Geschwisterkindern nicht geben dürfen.

Symptom Ohrenschmerzen

Schnupfen und Erkältung gehen bei kleinen Kindern oft mit Ohrenschmerzen einher. Der Nasen-Rachen-Raum ist über die Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre genannt, mit dem Ohr verbunden. Bei Erkrankungen der oberen Atemwege kann dieser Verbindungs­kanal infolge Schwellung der Schleimhäute verengt werden. Bei Kindern führt dies häufig zu Ohrenschmerzen. α-Sympathomimetika können die gestörte Belüftung im Ohrraum wieder normalisieren. Sie werden zu diesem Zweck allerdings nicht im Ohr, sondern in die Nase appliziert. Darauf sollten PTA und Apotheker die Kunden sicherheitshalber hinweisen, wenn diese Nasentropfen gegen Ohrschmerzen erwerben.

Bei Verdacht auf einen bakteriellen Infekt mit gelb-grünlichem Schleim oder bei länger als eine Woche anhaltendem Schnupfen mit Fieber und Schmerzen hinter der Stirn sollten Eltern mit dem kranken Kind zum Arzt gehen. Möglichweise hat sich aus dem Erkältungsschnupfen eine Nasennebenhöhlenentzündung entwickelt.

Unangenehme Folge

Als Nasennebenhöhlen bezeichnen Mediziner die lufthaltigen Hohlräume des Schädelknochens, die an die Nase angrenzen. Dabei unterscheiden sie zwischen der Stirnhöhle, den Kieferhöhlen, der Keilbeinhöhle und den Siebbeinzellen. Diese sind wie die Nasengänge mit Schleimhaut ausgekleidet und stehen über kleine Öffnungen mit den Nasengängen in Verbindung. Wenn die Nasenschleimhaut bei einem Schnupfen anschwillt, können sich dadurch auch die Öffnungen zu den Nasennebenhöhlen verschließen, ihr Sekret kann nicht abfließen. Es wird hochviskös und verklebt das Flimmerepithel. Typischerweise entsteht ein lokales Druckgefühl, das sich beim Beugen des Kopfes nach unten verschlimmert.

Bei einer Nasennebenhöhlenentzündung können Wärmeanwendungen, beispielsweise Rotlicht-Behandlung, Inhalationen, Sekretolytika und Sympathomimetika die Beschwerden lindern. Da es sich meist um einen viralen Infekt handelt, ist ein Antibiotikum in der Regel wirkungslos. Es sei denn, zu den Schnupfen-Viren haben sich zusätzlich noch Bakterien angesiedelt.

Als Sekretolytika werden vor allem Phytopharmaka eingesetzt. Eukalyptusöl, Myrtol und Cineol sowie Gentiana-Extrakt können die Symptome lindern und die Heilung beschleunigen. Auch Präparate mit Primula-Saponinen werden erfolgreich zur Behandlung der Nasennebenhöhlenentzündung eingesetzt. Als eine Art »pflanzliches Antibiotikum« wirken die Senföle aus Kapuzinerkressekraut und Meerrettich­wurzel. /

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