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Atemprobleme

Wenn Babys schlecht Luft bekommen

Säuglinge mit Husten und Fieber gehören noch am selben Tag in die Hand eines Arztes. Hustet das Baby ganz plötzlich ohne weitere Symptome, könnte es einen Fremdkörper eingeatmet haben und muss ebenfalls sofort zum Arzt. Während Säuglinge nur sehr selten an einer »normalen« akuten Bronchitis erkranken, führt die Infektion der unteren Atemwege bei Kleinkindern häufig zur Verkrampfung der Bronchialwand, einer obstruktiven Bronchitis. Sind auch die kleinen Verästelungen der Lunge (Bronchiolen) betroffen, spricht der Arzt von einer Bronchiolitis.

Bitte beachten Sie

Dies ist ein Beitrag aus unserem Archiv. Die Inhalte sind unter Umständen veraltet. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Themenseite Baby.

Richtig Inhalieren mit Babys

Schon Frühgeborene können Inhalieren, aber nur mit einem Vernebler. Für Babys geeignet ist die Inhalation mit 0,9-prozentiger Kochsalzlösung. Kamille kann allergische Reaktionen auslösen, ätherische Öle sind ebenfalls kontraindiziert (siehe Text). Über einen Vernebler können Säuglinge auch arzneistoffhaltige Lösungen, zum ­Beispiel Adrenalin oder β2-Sym­pa­tho­mimetika, inhalieren. Der Arzt kann Medikament und Vernebler verschreiben, allerdings übernehmen manche Krankenkassen nur einen Teil der Kosten oder die Leihgebühr des Geräts.

 

Beim Inhalieren sitzt das Kind am besten gut gestützt auf dem Schoß von Mutter oder Vater. Mit einem Arm wird es festgehalten, mit der Hand des anderen Arms ihm die Maske dicht aufgesetzt. Anfangs wehren sich viele Babys dagegen. Am besten lenkt ein zweiter Erwachsener das Baby ab, zum Beispiel mit Fingerspielen oder einem altersgerechten Spielzeug. Singen oder Wippen können auch helfen. Wenn Kinder häufiger inhalieren müssen, gewöhnen sie sich meist mit der Zeit an die Prozedur wie an das Zähneputzen.

 

Videos zur Inhalation mit Babys findet man auf Youtube, zum Beispiel zur Anwendung und Pflege des Pari Juniorboy: https://www.youtube.com/watch?v=6xtyQW1nb74

 

Im Gegensatz zur akuten Bronchitis treten bei Bronchiolitis und obstruktiver Bronchitis neben dem typischen, trockenen Husten auch Atembeschwerden auf, manchmal mit einem Pfeifen bei der Ausatmung. Außerdem trinken die erkrankten Säuglinge schlechter. Sinkt die Haut an den Schlüsselbeinen und zwischen den Rippen bei jeder Atmung ein und setzt die Atmung sogar ab und zu aus, sollten die Eltern ihr Kind schnellst möglich ins Krankenhaus bringen.

 

Die Differenzialdiagnose der Bronchiolitis ist schwierig. Sie wird meist durch Respiratory-Syncytial-Viren (RSV) ausgelöst, gegen die es keine spezifischen Medikamente gibt. Die Kinder werden, falls nötig, mit Sauerstoff versorgt und künstlich ernährt. Bronchienerweiternde Arzneistoffe wie Salbutamol und auch entzündungshemmende Corticoide helfen bei Bronchiolitis nicht, während sie bei obstruktiver Bronchitis und Asthma durchaus zum Einsatz kommen. Da es gegen die relativ weit verbreiteten RSV noch keine Impfung gibt, infundieren Ärzte sehr unreif geborenen Frühchen und Kindern mit Grunderkrankungen der Atemwege im Winter einmal pro Monat Antikörper gegen RSV.

 

Die Evidenz der Bronchitis­behandlung mit Sekretolytika wie Acetylcystein, Ambroxol und Bromhexin gilt als gering. Hustensäfte mit Efeu oder Thymian sollten Eltern Babys unter einem Jahr nur nach Rücksprache mit dem Arzt geben. Das bewährte Hausmittel Honig ist im ersten Lebensjahr kontraindiziert wegen der Gefahr, dass der Honig mit Clostridien verunreinigt ist, die Botulinum-Toxine produzieren.

 

Da gerade bei kleinen Kindern die Gefahr einer Atemdepression besteht, verordnen Kinderärzte Hustenstiller nur äußerst zurückhaltend. Dasselbe gilt für die Antibiotika, denn die meisten Infekte der unteren Atemwege sind viral bedingt. Allerdings kann eine bakterielle Infektion zum viralen hinzukommen. Die Europäische Arzneimittelbehörde hat übrigens im Frühjahr empfohlen, Codein-haltige Antitussiva nicht mehr bei Kindern unter zwölf Jahren anzuwenden.

Ernstfall Lungenentzündung

Greift die Bronchitis von den Atemwegen auf das Lungengewebe über, entsteht eine Lungenentzündung (Pneumonie). Eltern erkennen diesen Prozess bei Babys an typischen Anzeichen wie schlechtes Allgemeinbefinden, Fieber, Trinkunlust bis zur Nahrungsverweigerung, rasche Atmung und kräftiges Schnaufen beim Atmen, sodass sich auch die Nasenflügel bewegen. Husten und Erbrechen sind hingegen relativ selten. Als Warnzeichen gilt, wenn der bestehende Infekt sich nicht nach ein paar Tagen bessert, sondern sich der Zustand des Babys sichtlich verschlechtert. Auch hier gilt: Mit einem Säugling, der hustet und fiebert, müssen die Eltern noch am selben Tag den Arzt, bei Atemnot sofort die Klinik aufsuchen oder den Rettungswagen rufen. Eine Lungenentzündung muss meist im Krankenhaus behandelt werden. Da nicht nur Viren, sondern auch Bakterien wie Pneumokokken relativ häufig eine Lungenentzündung auslösen, verordnet der Arzt meist ein Antibiotikum. /

Wenn das Baby mit einem pfeifenden Geräusch ein- oder ausatmet oder sogar nach Luft ringt, geraten Eltern zu Recht schnell in Panik. Je nach Auslöser sollten sie verschiedene Maßnahmen treffen und gegebenenfalls auf Verschreibung des Kinderarztes bestimmte Medikamente vorrätig halten. Bei akuter Atemnot müssen die Eltern immer den Notarzt rufen.

Generell gilt: In der Wohnung mit Kindern darf nicht geraucht werden. Tabakrauch macht die ohnehin empfindlichen und relativ engen Atemwege von Kindern, insbesondere von Säug­lingen, anfällig für zahlreiche Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege sowie für Allergien und Asthma. Zu einem guten Raumklima trägt das regelmäßige Stoßlüften bei.

 

Schon eine banale Erkältung kann dem Baby das Atmen und damit das Trinken an Brust oder aus der Flasche stark erschweren. Ist die Nase verstopft, können die Eltern den Schleim mit speziellen Saugern entfernen. Dabei dürfen sie den Sauger jedoch nicht zu tief in die Nase einführen, nicht zu oft anwenden oder zu viel Sog ausüben, da die Nasenschleimhaut durch diese Reizung zusätzlich anschwellen kann. Selbstverständlich müssen alle Saugerteile nach der Anwendung gründlich gereinigt werden.

 

Als Hausmittel können Stillende dem Baby ein paar Tropfen Muttermilch in die Nase träufeln, denn diese enthält Salze und entzündungshemmende Stoffe. Schon bei Neugeborenen ist die Behandlung mit Meer- oder Kochsalz-haltigen Nasentropfen möglich. Wenn das nicht hilft, können die Eltern abschwellende Nasentropfen mit Xylometazolin oder Oxymetazolin anwenden, allerdings maximal fünf Tage hintereinander.

Vorsicht mit ätherischen Ölen

Ätherische Öle sollten bei Babys unter sechs Monaten möglichst zurückhaltend zum Einsatz kommen. Absolut tabu für Babys und Kleinkinder sind Kampfer- und Menthol-haltige Präparate, da sie gefährliche Kehlkopfkrämpfe auslösen können. Speziell für Babys zugelassene Präparate wie Babix® dürfen Eltern bei Kindern unter zwei Jahren nur auf das untere Ende der Kleidung oder des Schlafsacks tropfen, laut Hersteller drei- bis fünfmal täglich ein bis drei Tropfen. Kinder mit Asthma, einem Pseudokrupp-Anfall oder ausgeprägter Überempfindlichkeit der Atemwege dürfen gar keine ätherischen Öle inhalieren, da die Schleimhäute noch stärker anschwellen können.

 

Breitet sich ein Atemwegsinfekt bis auf den Kehlkopf aus, schwellen die Schleimhäute unterhalb der Stimmbänder oft so stark an, dass sie die Luftwege einengen. Diese auch Pseudokrupp genannte Erkrankung (Fach­begriff akute stenosierende Laryngotracheitis) tritt vor allem bei Babys und Kindern bis fünf Jahren auf. Klassischer Krupp-Husten hingegen wird durch Diphtherie-Bakterien ausgelöst und kommt heute dank flächendeckender Impfungen kaum noch vor.

 

Ein typischer Pseudokrupp-Anfall tritt plötzlich auf, meist abends oder nachts, da zu diesem Zeitpunkt der Cortisol-Spiegel im Körper abfällt. Fast immer geht eine Infektion der oberen Atemwege wie eine Erkältung dem Anfall voraus. Typische Symptome sind bellender, blechern klingender Husten und Heiserkeit, jedoch in der Regel kein oder nur leichtes Fieber.

Richtig Inhalieren mit Babys

Ein Pseudokrupp-Anfall verursacht immer akute Atemnot und möglicherweise pfeifende Geräusche beim Einatmen. So schwer es ist: Die Eltern sollten selbst Ruhe bewahren, damit sie das Kind beruhigen können. Da kalte Luft beim Abschwellen der Atemwege hilft, können sie ihr Kind entweder warm einpacken und sich gemeinsam ans offene Fenster stellen oder alternativ im Bad bei geöffnetem Fenster die heiße Dusche aufdrehen. Denn auch Feuchtigkeit beruhigt die Schleimhaut.

 

Beim ersten Anfall sollten sich die Eltern von einem Notarzt am Telefon anleiten lassen, wie sie sich am besten verhalten. Die meisten Pseudokrupp-Anfälle sind harmlos und klingen von allein ab. Lässt die Atemnot nach einigen Minuten nicht nach, färbt sich das Gesicht des Kinden blass oder gar bläulich, sinkt die Haut über den Schlüsselbeinen und zwischen den Rippen beim Einatmen ein oder bekommt es hohes Fieber, sollten die Eltern immer den Notarzt rufen.

Notfallmedikamente parat

War der Pseudokrupp-Anfall nur leicht, sollten die Eltern sich am nächsten Tag vom Arzt für den Notfall Corticoid-haltige Suppositorien oder Rektalkapseln mit Prednison (Rectodelt®) oder Prednisolon (Klismacort®, Infectocortikrupp®) verschreiben lassen. Häufig kommt es in der folgenden Nacht zu einem erneuten Anfall. Vorsorglich sollten die Eltern das Kinderschlafzimmer gut lüften und nasse Tücher aufhängen.

 

Corticoide wirken erst nach etwa einer halben Stunde, sofort hingegen die Inhalation von Adrenalin (auch Epinephrin genannt, in Infectokrupp Inhal®), das bei schwerer Atemnot zum Einsatz kommt. Auch diese Inhalationslösungen samt Vernebler kann der Arzt Säuglingen ab sechs Monaten prophylaktisch verschreiben. Allerdings sollten die Eltern genau wissen, wie sie das Gerät handhaben müssen (siehe Kasten). Bei der Abgabe in der Apotheke sollten PTA oder Apotheker die Anwendung erklären, damit die Eltern im Notfall schnell und ruhig reagieren können. Bei einem Pseudokrupp-Anfall unwirksam sind schleimlösende Hustenmittel und Asthma-Sprays. Antitussiva gelten nur bedingt als sinnvoll.

 

Entzündungen des Kehldeckels (Epiglottitis) mit lebensbedrohlicher Atemnot sind mittlerweile eine Seltenheit. Auslöser sind vor allem Haemophilus-influenzae-Bakterien vom Typ B, gegen die nach STIKO-Empfehlung alle Säuglinge geimpft werden. Im Gegensatz zum Pseudokrupp tritt hier auch hohes Fieber auf. Bei Verdacht auf Epiglottitis müssen die Eltern das Kind sofort ins Krankenhaus bringen, wo es in der Regel intubiert wird.

Die ganze Familie impfen

Ebenfalls ein Fall für den Notarzt ist Keuchhusten (Pertussis) bei Kindern unter einem Jahr. Bei Babys führt die Infektion mit dem Bakterium Bordetella pertussis zu gefährlichen Atempausen und nicht zu den typischen, Stakkato-ähnlichen Hustenanfällen wie bei älteren Kindern. Der Arzt behandelt Keuchhusten mit Antibiotika wie Erythromycin. Die gängigen Hustenmittel helfen dagegen kaum gegen die quälenden Hustenkrämpfe.

 

In der Regel dauern Keuchhusten-Infektionen einige Wochen und die Erkrankten können über lange Zeit die Menschen ihrer Umgebung anstecken. Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen erzeugt die vorangegangene Infektion der Mutter keinen Nestschutz für das Baby. Dabei gilt: Die Erkrankung ist umso gefährlicher, je jünger der Säugling ist. Da Säuglinge erst ab dem dritten Lebensmonat geimpft werden können, sollten alle Menschen im Umfeld eines Neugeborenen wie Eltern, Großeltern und Geschwister gegen Pertussis geimpft sein. Bei Kontakt mit einem Infizierten erhält der Säugling häufig prophylaktisch Antibiotika, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern.

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